Im eigentlichen Sinne beginnt die Geschichte der Massenmedien mit der Erfindung der Massenpresse in Großbritannien und den USA (penny press, 1833/35). Ihr Aufstieg war gekoppelt an die Entwicklung urbaner Zentren mit entsprechender Wissenskultur und Geselligkeitsformen. Dies wird durch die Entwicklung des Films (seit Ende des 19. Jahrhunderts), des Hörfunks (seit den 1920er-Jahren) und des Fernsehens (in den 1930er-Jahren) noch verstärkt, indem sich sowohl die Geselligkeitsstruktur als auch neue soziale Schichten und Milieus deutlich unter dem Einfluss der Massenmedien ausprägen.
Regelmäßig erscheinende Zeitungen gibt es in den USA seit Beginn des 18. Jahrhunderts. Die Pressefreiheit ist im ersten Amendment (Verfassungszusatz) garantiert. Ähnlich wie in Deutschland ist wegen der Dezentralisierung der Verwaltung und des Interesses an lokalen Themen die Regionalpresse stark ausgeprägt. Zu den wenigen US-weit verbreiteten Zeitungen zählen die konservative Wirtschaftszeitung The Wall Sreet Journal, das Boulevardblatt USA Today, die als Qualitätszeitungen geltenden Blätter The New York Times, Los Angeles Times und Washington Post. Eine bedeutende Rolle auf dem amerikanischen Zeitungsmarkt spielen ferner die über 900 Sonntagszeitungen, die in einer Auflage von insgesamt 63,18 Mio. Exemplaren erscheinen und höhere Reichweiten besitzen als die werktäglich herauskommenden Zeitungen. Neben den Tagesmedien erscheinen in den USA knapp 10.000 Zeitschriften.
Das Rundfunksystem der USA ist von beispielhafter Bedeutung für die Entwicklung der elektronischen Medien in den westlichen Industriestaaten, denn hier wurde das privatwirtschaftlich-kommerzielle Modell zum ersten Mal verwirklicht. Das Fernsehen, 1941 eingeführt, entwickelte sich schnell zu einem Massenmedium; es spielt im US-Mediensektor die eindeutig dominierende Rolle. Technische Neuentwicklungen (z. B. Kabelfernsehen, Internet, Webradios) wurden rasch kommerziell genutzt, Programme (z. B. Fernsehserien) werden weltweit importiert oder nachgeahmt. Oberste Medienaufsichtsbehörde der USA ist die Federal Communications Commission (FCC), deren Hauptaufgabe in der Lizenzierung lokaler Hörfunk- und Fernsehveranstalter liegt.
Zwar sind im Zuge der Deregulierung viele Bestimmungen gelockert worden, doch soll eine Marktdominanz weniger Medienkonzerne ausgeschlossen werden. Dazu dient die Regelung, dass ein Medienunternehmen mit seinem Stationen nicht mehr als 35 % der US-Fernsehhaushalte erreichen darf. Das Rundfunksystem der USA wird neben seiner kommerziellen Grundstruktur durch das zweistufige System von Networks und angeschlossenen Lokalstationen bestimmt. Die Networks – u. a. CBS (Columbia Broadcasting System Inc.), ABC (gehört zur Walt Disney Co.), NBC (National Broadcasting Company), FOX Broadcasting Company – produzieren den größten Teil aller Programme und leiten sie an die lokalen Stationen weiter, die sie zusammen mit Lokalnachrichten und anderen vor Ort eingespielten Beiträgen ausstrahlen. Insgesamt existieren rund 12.700 Hörfunk- und 1.600 Fernsehstationen. Nahezu alle Medien (Print- und elektronische Medien) haben die Möglichkeiten und Herausforderungen des Internets angenommen, in dem sie ihre Inhalte als Parallel- oder Zusatzangebot präsentieren.
Aus Sicht der in den 1930er- und 40er Jahren aufkommenden Modernisierungstheorie, die ihrerseits auf die Rahmenbedingungen und Wertvorstellungen liberaler Demokratien zurückgriff, galten Massenmedien als Grundlage einer sich entwickelnden modernen Gesellschaft. Die Massenmedien sollten mit ihren breiten und kontroversen Informationsangeboten die Partizipationschancen der Bürger erhöhen und qualifizierte Bildungs-, Arbeits- und Freizeitangebote offerieren.
Darüber hinaus wurde die Existenz eines differenzierten Systems der Massenmedien selbst als Indikator einer pluralistischen Gesellschaft gewertet. Den Massenmedien wurde die Rolle einer 'vierten Gewalt' neben den drei klassischen Gewalten Legislative, Exekutive und Judikative zugeschrieben. So gesehen sollen Massenmedien als Sprachrohr gesellschaftlicher Meinungen die Träger sozialer Macht und politischer Entscheidungen kontrollieren und kritisieren, indem sie die für freiheitlich-demokratische Systeme konstitutive publizistische Öffentlichkeit schaffen.
Stand: 2010
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