I have a dream
”I have a dream that one day on the red hills of Georgia the sons of former slaves and the sons of former slave owners will be able to sit down together at the table of brotherhood. I have a dream that my four little children will one day live in a nation where they will not be judged by the colour of their skin but by the content of their character.“
„Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenbesitzer in der Lage sein werden, zusammen an einem Tisch der Freundschaft zu sitzen. Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einem Land leben, in dem sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt werden.“ (MARTIN LUTHER KING)
MARTIN LUTHER KING JUN. wurde am 15. Januar 1929 in Atlanta in Georgia als MICHAEL KING geboren. Er war der älteste Sohn von MICHAEL KING, des Pfarrers der Baptistengemeinde des Ortes, der seinen und den Namen des ältesten Sohnes bald in MARTIN LUTHER KING umbenannte, und der Lehrerin ALBERTA KING. Bereits der Großvater MICHAELS, Reverend ADAM DANIEL (A. D.) WILLIAMS, (1861–1931) hatte als Pfarrer an der Ebenezer Baptist Church in Atlanta gewirkt. Ebenso sein Vater. Und somit war auch der Lebensweg des jungen MICHAEL vorgezeichnet: Die streng religiöse Familie sah in ihm den Nachfolger des Familienoberhauptes als Pfarrer der Kirche. MICHAEL besuchte von 1935 bis 1944 zunächst die David T. Howard Grundschule und später die Booker T. Washington High School von Atlanta und begann mit 15 Jahren am Morehouse College ein Studium, das er als Bachelor of Arts im Fach Soziologie abschloss. Ein Theologie-Studium begann er 1948 als einer von nur sechs Schwarzen am Crozer Theological Seminary in Chester, Pennsylvania, das er mit dem wissenschaftlichen Grad eines Bachelor of divinity abschloss. Seine Studien setzte er an der Boston University fort. Das Doktoranden-Studium konnte er 1955 mit dem Doktor-Titel der Theologie beenden. In Boston lernte KING auch seine spätere Frau CORETTA SCOTT kennen, die er am am 18. Juni 1953 heiratete. Mit ihr hatte KING vier Kinder.
In Chester und Boston las MARTIN die Schriften MOHANDAS GANDHIS. Er war von dem Konzept des gewaltlosen Widerstands GANDHIS stark beeindruckt.
”From Gandhi I learned my operational technique“,
meinte er rückblickend.
1954 wurde MARTIN LUTHER KING Pastor an der Dexter Avenue Baptist Church in Montgomery, Alabama.
Das Amerika, in dem KING aufwuchs, war das Amerika der Rassentrennung (Rassensegregation). In den Südstaaten durften Schwarze seit 1883 (”seperate but equal“ = „getrennt aber gleich“ des Obersten Gerichtshofes und in den so genannten Jim-Crow Gesetzen)
Bis heute ist die Rassentrennung der Südstaaten an den Wohngegenden von Schwarzen und Weißen erkennbar. Schwarze wohnen zumeist noch in ihren angestammten Ghettos.
In diese Zeit fiel ein Ereignis, das den Lebensweg des jungen Dr. MARTIN LUTHER KING prägen sollte:
Am 17. Mai 1954 entschied der Supreme Court (Bundesgerichtshof), dass die Rassentrennung an öffentlichen Schulen gegen die Verfassung sei. In der Öffentlichkeit wurde die Rassensegregation jedoch weiter praktiziert. Die schwarze Näherin ROSA PARKS weigerte sich am 1. Dezember 1955, ihren Sitzplatz einem weißen Fahrgast zu überlassen. ROSA PARKS wurde verhaftet. Daraufhin kam es in Montgomery, Hauptstadt Alabamas, zum Boykott der Busse durch Schwarze. Die neu gegründete Montgomery Improvement Association (MIA, - Bürgerausschuß zur Verbesserung der rassischen Beziehungen) organisierte den Boykott. Der erst 26-jährige und noch völlig unbekannte KING wurde zum Präsidenten der MIA gewählt. Die Schwarzen der Stadt liefen, sich an Händen halten und singend, die Stationen der Buslinien ab. Am 13. Dezember richteten sie einen Fahrdienst für Schwarze ein.
MARTIN LUTHER KING hatte sich durch diesen Protest der Schwarzen einen Namen gemacht. Am 26. Januar 1956 wurden er und andere Boykotteure der MIA verhaftet. Die Begründung des Sheriffs bei der Verhaftung KINGS war fadenscheinig: Er sei 8 km/h zu schnell gefahren. Der eigentliche Grund zeigte sich jedoch vier Tage später, als auf KINGS Haus ein Bombenanschlag verübt wurde. Es blieb nicht der enzige Anschlag auf KINGS Leben. Die Weißen hassten den schwarzen Bürgerrechtskämpfer, der den Widerstand gegen die Rassendiskriminierung mit friedlichen Mitteln organisierte.
381 Tage dauerte die gewaltfreie Protestbewegung der Montgomery Improvement Association in Montgomery. Ihr Protest hatte Erfolg: Im Juni 1956 wurde zwar die Rassendiskriminierung in Bussen durch ein Urteil des Obersten Gerichtshofes der USA aufgehoben, doch zog sich das Verfahren noch über ein halbes Jahr hin, bis das Urteil durchgesetzt werden konnte.
Im Januar 1957 fanden sich schwarze Priester in der „Southern Christian Leadership Conference“ zusammen, Vorsitzender wurde MARTIN LUTHER KING JR. Das war die Geburtsstunde des Civil Rights Movement, der Bürgerrechtsbewegung in den USA.
MARTIN LUTHER KING war zum anerkannten Führer der schwarzen Bürgerrechtsbewegung geworden. Überall in der Welt wurde man auf ihn aufmerksam. 1959 besuchte er einen Monat lang Indien als Gast von Premierminister PANDIT JAWAHARLAL NEHRU, der ihn bei seinem offiziellen Staatsbesuch in den USA eingeladen hatte.
”To other countries I may go as a tourist, but to India I come as a pilgrim“,
„In andere Länder reise ich vielleicht als Tourist, aber nach Indien komme ich als Pilger“,
äußerte er sich bei seiner Ankunft in New Delhi gegenüber Reportern. Er war im Land GANDHIS, um dessen Lehre des gewaltlosen Widerstandes (Satyagraha) besser zu verstehen.
1960 initiierten schwarze College-Studenten in Greensboro, North Carolina, eine Reihe von Sit-in Protesten (Sitzstreiks), die zur Gründung eines Koordinationskomitees für den gewaltlosen Protest der Studenten (Student Nonviolent Coordinating Committee, SNCC) im April 1960 in Raleigh/North Carolina führten. KING unterstützte die Studentenbewegung, weil er daran interessiert war, eine Jugendorganisation des SCLC zu schaffen.
1960 kehrte KING in seinen Heimatort zurück, um als Co-Preacher an der Kirche seines Vaters, der Ebenezer Baptist Church in Atlanta, zu predigen. Somit fand er Zeit für seine politische Tätigkeit.
Im Oktober 1960 wurde MARTIN LUTHER KING während eines Sit-ins verhaftet und zu vier Monaten schwerer Zwangsarbeit verurteilt. Der Senator und künftige US-Präsident JOHN F. KENNEDY (seit 8. November 1960) setzte sich für seine Haftentlassung ein.
Die Proteste der schwarzen Bevölkerung zeitigten weitere Erfolge im Kampf gegen die Rassentrennung, als im Januar 1961 die ersten schwarzen Studenten, CHARLAYNE HUNTER und HAMILTON HOLMES, an der Universität von Georgia eingeschrieben und im November 1961die Rassentrennung auf Bahnhöfen und in Überlandbussen aufgehoben wurden. Nachdem bei Protesten gegen die Integration der Universität von Mississippi im September 1962 zwei Menschen getötet und zahlreiche verletzt wurden, setzte Präsident JOHN F. KENNEDY schließlich mit Bundestruppen die Einschreibung des schwarzen Studenten JOHN MEREDITH durch. Am 16. Oktober 1962 traf KING sich mit Präsident KENNEDY im Weißen Haus.
Birmingham/Alabama wurde von KING als Metropole der Rassentrennung bezeichnet. Im April 1963 begannen dort die von KING und der SCLC geleiteten Massendemonstrationen. Man demonstrierte
Der rassistische Sheriff EUGENE ”BULL“ CONNOR versuchte in seiner Stadt, Demonstrationen von Schwarzen mit brutaler Polizeigewalt zu unterdrücken, so, indem er Hunde auf die Demonstranten hetzte und Wasserwerfer einsetzte. Er ließ sogar Kinder wegen ihres Protestes einkerkern. Am 12. April 1963, beim Protestmarsch zum Rathaus der Stadt, wurde KING durch ”BULL“ CONNOR verhaftet.
Beim historischen Marsch auf Washington demonstrierten am 28. August 1963 rund 250.000 Schwarze und Weiße gemeinsam vor dem Lincoln Memorial, einem Denkmal zu Ehren ABRAHAM LINCOLNS. MARTIN LUTHER KING hielt hier seine berühmte Rede ”I Have a Dream“. US-Präsident KENNEDY empfing die Anführer nach dem Marsch im Weißen Haus. Kurze Zeit später, am 22. November 1963 wurde er in Dallas/Texas ermordet. Sein Nachfolger, Präsident LYNDON B. JOHNSON, unterzeichnete im Beisein von MARTIN LUTHER KING am 2. Juli 1964 den Civil Rights Act, durch den die Rassentrennung in allen Bereichen des öffentlichen Lebens der USA verboten wurde.
KING konnte von den Weißen nicht mehr ignoriert werden. Im Dezember 1963 wurde er vom USA-Nachrichtenmagazin Time zum „Mann des Jahres“ gewählt.
Im September 1964 traf KING auf seiner Europareise mit dem damaligen Regierenden Bürgermeister von Berlin, WILLY BRANDT, sowie in Rom mit Papst PAUL VI. zusammen. Am 10. Dezember 1964 erhielt er den Friedensnobelpreis.
Vom 16.– 21. März 1965 marschierten 3200 Menschen von Selma nach Montgomery. Als sie am 21. März dort ankamen, wurden sie von der Polizei brutal zusammengeschlagen. Dieser Tag ging als blutiger Sonntag in die Geschichte ein.
Am 6. August 1965 wurde der Voting Rights Act von Präsident JOHNSON unterzeichnet. Das Gesetz schaffte Zugangshürden bei der Wählerregistrierung ab, es verbot jegliche Benachteiligung schwarzer Wähler oder anderer Minderheiten (wie z. B. „Sprachtests“) und setzte Bundesbeamte zum aktiven Schutz schwarzer Wahlrechte im Süden ein. Jedoch kam es weiter zu Übergriffen gegenüber Schwarzen. Der Führer der Schwarzen Moslems in der Organization of Afro-American Unity (OAAU), MALCOLM X, der die Notwendigkeit der Selbstverteidigung gepredigt hatte, wurde ermordet.
„Solange der weiße Mann Schwarze lyncht, verbrennt, bombardiert und zusammenschlägt, ist alles in Ordnung. Wir bekommen dann zu hören: „Habt Geduld!“ ... „Das sind tiefsitzende Gewohnheiten.“ ... „Es wird doch allmählich besser.“
Ich halte es für ein Verbrechen, wenn jemand, der brutaler Gewalt ausgesetzt ist, sich diese Gewalt gefallen läßt, ohne irgend etwas für seine eigene Verteidigung zu tun. Und wenn die „christliche“ Lehre so auszulegen ist, wenn Ghandis Philosophie uns das lehrt, dann nenne ich diese Philosophie kriminell.“
( MALCOLM X)
Im Oktober 1966 wurde als Reaktion auf die Ermordung MALCOLM LITTLES (so sein bürgerlicher Name) von HUEY P. NEWTON und BOBBY SEALE die Black Panther Party (BPP) in Oakland/Kalifornien gegründet, die auch Gewalt als Mittel zur Durchsetzung der Rechte der Schwarzen nicht ausschloss.
Seit der Regierung JOHN F. KENNEDYS tobte der Vietnamkrieg, in den die USA bald auch offen eintraten. US-Soldaten aller Hautfarben wurden nach Vietnam geschickt. Hier sollten die Schwarzen für die Nation sterben, während sie im eigenen Heimatland nicht leben konnten. So dachten viele. Andere fühlten sich mit der Teilnahme an diesem Krieg zum ersten Mal fast gleichberechtigt mit ihren weißen Kameraden. KING, wie sein Vorbild GANDHI Gegner jeglicher Gewalt, wurde Teil der US-Antikriegsbewegung und deren zumeist weißer Führung. Er war auch immer stärker der Auffassung, dass es nicht ausreichte, gegen den Rassismus der Weißen gegenüber den Schwarzen anzukämpfen, sondern, dass man gegen den bestehenden sozialen Rassismus, der Weiße wie Schwarze einschloss, ankämpfen müsste. Er fasste den Plan, in einem Protestmarsch Schwarze und Weiße als „Marsch armer Leute“ nach Washington zusammenzuführen. Hier geriet er in Konflikte mit vielen schwarzen Anhängern. Aber auch viele Weiße zeigten ihre offene Gegnerschaft. Die Demonstration am 28. März, die KING anführte, endete in Krawallen. So beschloss man, am 3. April noch einmal auf die Straße zu gehen. Hier hielt KING seine letzte Rede, die von Todesahnungen erfüllt war.
MARTIN LUTHER KING wurde am 4. April 1968 von JAMES EARL RAY, einem Anhänger neonazistischer Gruppierungen, auf dem Balkon des Lorraine-Motels in Memphis, Tennessee, erschossen. Bis heute hält sich aber die Meinung, dass der Mord an KING nicht die Tat eines Einzelnen war, sondern dass RAY im Auftrag von US-Regierung, Militär, FBI und CIA gehandelt habe. RAY hatte sein Geständnis drei Tage nach seiner Verurteilung bereits widerrufen. Rechtsanwalt WILLIAM F. PEPPER behauptet, KING musste sterben, weil er für die US-Regierung zu einer Bedrohung wurde. Er ist sogar der Meinung, dass RAY gar nicht der Schütze gewesen sei, sondern ein Scharfschütze der Polizei geschossen hätte. RAY sei noch nicht einmal am Tatort gewesen, so PEPPER. Präsident JOHNSON soll von dem geplanten Attentat gewusst haben.
In einem Prozess, der bis zum 8. Dezember 1999 im Berufungsgericht Memphis abgehalten wurde, befanden zwölf Geschworene (sechs Schwarze und sechs Weiße) den früheren Barbesitzer LOYD JOWERS aus Memphis für schuldig, mit „Regierungsbehörden“ ein Komplott geschmiedet zu haben, um MARTIN LUTHER KING zu ermorden. Geschossen haben soll ein Scharfschütze namens Lt. EARL CLARK, ein Polizist des Memphis Police Departements (MPD), und zwar vom Hof der Bar aus, die JOWERS gehört hatte und deren Hintertür sich in der Schusslinie zum Lorraine-Motel befand. JOWERS sagte aus, dass auch die Planungsbesprechungen für das Attentat in seiner Bar „Jim's Grill“ stattgefunden hätten. Dabei gewesen seien neben dem Schützen auch MARRELL MCCOLLOUGH, ein CIA-Agent, und drei weitere Männer. Für den verurteilten angeblichen Täter JAMES EARL RAY kam dieser Prozess zu spät. Er starb 1998 in Haft. CLARK selbst starb 1987.
Am 20. Januar 1986 wurde der erste MARTIN-LUTHER-KING-Gedenktag durchgeführt.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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