Hollywood, die heute zu Los Angeles gehörende Siedlung im Nordwesten der Stadt, wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von religiösen Eiferern gegründet. In Hollywood waren Alkohol und Glücksspiel allen Einwohnern und Gästen bei Strafe verboten. Dafür wurden Zuverlässigkeit und Treue zu den höchsten menschlichen Werten erklärt.
Im Jahr 1911, ein Jahr nach der Eingemeindung zu Los Angeles, ließ sich das erste Filmstudio in Hollywood nieder, die Nestor Company. Zu dieser Zeit befanden sich die Produktionsstätten der amerikanischen Filmindustrie an der Ostküste um New York. Dort hatten sich 1908 die führenden Filmproduzenten zusammengeschlossen und die Motion Picture Patents Company gegründet. Diese Company besaß alle für die Herstellung von Filmaufnahme- und Filmwiedergabeapparaten nötigen Patente. Sie verlangte für die Nutzung solcher Apparate von anderen Filmgesellschaften hohe Lizenzgebühren. Viele unabhängige Produzenten verweigerten diese Zahlungen und flohen vor den Kontrollen der Company ins ferne Kalifornien, nach Hollywood, wo niedrigere Grundstückspreise und Löhne anfielen. Die klimatischen und landschaftlichen Verhältnisse waren ideal, und die nah gelegenen Berge wie auch das Meer konnten ganzjährig als preiswerte Kulisse genutzt werden.
Von 1910 an sandten die Filmgesellschaften ihre Drehstäbe zunächst nur im Winter nach Hollywood. Wenige Jahre später war die Ortschaft aber zum Zentrum der amerikanischen Filmindustrie avanciert. Die Filmgesellschaften errichteten Ateliers, an die sich Freigelände (backlots) für die Außenaufnahmen anschlossen.
Die Qualität der Schauspieler, aber auch die der Filme, die in dieser Zeit entstanden, war eher bescheiden:
Ab 1915 machte ein gewisser MAX ARONSON als „Bronco Billy“ Filmgeschichte. Als erster Cowboystar trat er in mehr Filmen auf als jeder andere Schauspieler. In seiner relativ kurzen Karriere drehte ARONSON sage und schreibe 376 Wildweststreifen. Ob er wohl immer wusste, in welchem Streifen er gerade spielte?
Der berühmte Hollywood-Schriftzug im Nordwesten von Los Angeles.
In den zwanziger Jahren begann der Aufstieg Hollywoods zur Filmmetropole. Slapstickkünstler wie CHARLIE CHAPLIN (1889–1977) und BUSTER KEATON (1895–1966) feierten große Erfolge mit Filmen, die von Prügeleien, Tortenschlachten und Verfolgungsjagden lebten.
Mit der Schwedin GRETA GARBO (1905–1990) brachte Hollywood einen seiner ersten großen Stars hervor. Die Etablierung des Starsystems ist bis heute entscheidend für den Erfolg des amerikanischen Films:
Vertraglich an bestimmte Studios oder Produzenten gebundene populäre Schauspieler verkörpern immer wieder ähnliche Figuren. Auf diese Weise entwickeln sie mit der Zeit ein ganz spezielles Image (z. B. das des verwegenen Draufgängers oder das der naiven, unschuldigen, mädchenhaften Frau), das sie zum Star werden lässt. Für die Produktionsfirmen stellen die Stars einen wichtigen Werbefaktor zur Vermarktung des Films dar. Stars kreieren häufig neue Modetrends und demonstrieren für ihre Fans nachahmenswerte Verhaltensmuster.
Nachdem 1927 mit dem Film Der Jazzsänger das Tonfilmzeitalter angebrochen war, begann eine neue Ära. Innovative Künstler, allen voran WALT DISNEY (1901–1966), verliehen dem Trickfilm ungeahnte darstellerische Möglichkeiten. DISNEY gelang mit dem Zeichentrickfilm Steamboat Willie 1928 auch der internationale Durchbruch.
Die Prohibitionszeit in den USA, die Zeit des striktes Alkoholverbots, mit ihrem weit verbreiteten kriminellen Alkoholschmuggel inspirierte viele Filmemacher bis Ende der zwanziger Jahre zur Schaffung eines neuen Filmgenres, des Gangsterfilms.
Am 16. Mai 1929 wurden in Hollywood die ersten Oscars verliehen. Mit diesem Akademiepreis (Academy Award) wollte die 1927 in Hollywood gegründete Akademie der Filmkunst (Academy of Motion Pictures and Sciences) der Kommerzialisierung des Filmes entgegentreten. Nur künstlerisch wertvolle oder technisch innovative Filme und Leistungen sollten den Preis tragen.
Dieser Wille der Stifter des Acadamy Award wurde in der Folgezeit nicht immer umgesetzt. Zwar findet man auch mit der Oscar-Statuette geehrte Regisseure, Filme und Darsteller, die zu Recht in die Filmgeschichte eingegangen sind; so etwa ALFRED HITCHCOCK mit dem Thriller Rebecca oder HUMPHREY BOGART mit Casablanca. Andererseits kamen auch nicht wenige höchst mittelmäßige Darsteller und Filme in den Genuss der Auszeichnung.
Bis an die Schwelle der 30er-Jahre hatte sich in Hollywood auch das so genannte Studiosystem als Organisationsform der amerikanischen Filmindustrie durchgesetzt. Die marktbeherrschenden Filmstudios vereinten bis in die 50er-Jahre die Filmherstellung, den Verleih und die Filmvorführung unter ihrem Dach. Sie kontrollierten damit jeden Schritt des Films bis zum Zuschauer. So besaßen die größten Studios, u. a. Paramount, Warner Brothers, Universal und 20th Century-Fox, eine Vielzahl eigener Kinos, in Großstädten sogar regelrechte Premierenpaläste.
Oberstes Gebot der Studios war die wirtschaftliche Rentabilität. Die Herstellung der Ware Film wurde industrialisiert. In den Studios gab es von nun an eine strikte Arbeitsteilung mit hochgradig spezialisiertem Personal: Fachabteilungen für Drehbuch, Inszenierung, Fotografie, Bauten, Kostüme, Musik usw. entstanden. Die Filmherstellung wandelte sich dadurch zum Produkt eines kollektiven, von Produzenten überwachten Schaffensprozesses. Die Studios wählten Drehbücher aus, kalkulierten Kosten, besetzten Rollen und stellten technisches Personal ein.
In diesen Zeitraum fielen aber auch die Jahre der Weltwirtschaftskrise und des beginnenden Zweiten Weltkriegs. In Hollywood waren sie die Blütezeit einer neuen Art Filmkomödie, die als Screwballcomedy bezeichnet wurde:
Diese „total überdrehten Komödien“ lenkten die Menschen ausgezeichnet von ihren Existenzsorgen ab und schafften Abwechslung in der Tristesse des Alltags. Gleichzeitig machten sie Schauspieler wie CARY GRANT (1904–1986), JAMES STEWART (1908–1997) und KATHERINE HEPBURN (1909–2003) weltberühmt.
Zur selben Zeit begann auch die produktivste Schaffensperiode von ALFRED HITCHCOCK, der seit 1940 in Hollywood arbeitete. HITCHCOCK drehte vor allem spannungsreiche Kriminalfilme, so genannte Thriller. Mit Filmen wie Der Mann, der zu viel wusste (1934), Bei Anruf Mord (1954), Vögel (1963) oder Familiengrab (1971) gilt er als Erfinder des Psychothrillers.
Die Ära des „Schwarzen Films“ wurde 1941 mit der Verfilmung des berühmten Kriminalromans von DASHIELL HAMMETT Der Malteser Falke eingeleitet. Bis weit in die fünfziger Jahre entfiel ein Großteil der Hollywoodproduktionen auf Filme dieses Genres. Es handelte sich überwiegend um Detektivfilme, die z. T. mit brutaler Offenheit die Schattenseiten Amerikas zeigten.
Hollywood war nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur das Zentrum des amerikanischen Films. Auch die meisten der großen und erfolgreichen Produktionen des Kinos in der gesamten westlichen Welt stammten von hier. Da es in den USA keine Filmförderung gibt, zählt allein der Kassenerfolg eines Films, nicht unbedingt sein künstlerischer Wert. Deshalb entfällt der Großteil der Hollywood-Produktionen auf den Unterhaltungssektor.
Seit den siebziger Jahren wurden und werden in dieser Sparte zunehmend so genannte Blockbuster gedreht. Das sind Produktionen, die durch den Einsatz aufwändigster Tricks enorm hohe Kosten bis zu dreistelliger Millionenhöhe verursachen. Mit jüngeren Werken wie Der weiße Hai (1975) und Jurassic Park (1993) von STEVEN SPIELBERG (* 1947) oder Katastrophenfilmen wie Erdbeben und Flammendes Inferno, in denen Spezialeffekte die Kosten in die Höhe trieben, wurde ein vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklung erreicht.
Produktionen, die dreistellige Millionenbeträge kosten, werden ausschließlich von Produktionsfirmen in Hollywood gemacht. Nirgendwo sonst gibt es in der Filmbranche das Kapital und die Bereitschaft, Filme zu drehen, die hunderte von Millionen Zuschauern erfordern, um die Kosten wieder einzuspielen.
Die ständig steigenden Kosten bei Filmproduktionen haben zwei unmittelbare Folgen:
Der Erfolgszwang hat in den letzten Jahren zu einer immer stärkeren Kommerzialisierung des Hollywoodfilms geführt. Diese geht nicht selten auf Kosten der Kreativität der Filme. Denn es sind in der Regel nicht die anspruchsvollsten, sondern wiederum die teuersten Filme, die in der alljährlichen Oscar-Verleihung geehrt werden. Durch diesen Automatismus droht die Preisvergabe an Attraktivität zu verlieren.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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