In der englischen Sprache gibt es lange und kurze einfache Vokale, so genannte Monophthonge, wie in car oder cat. Außerdem existieren Doppellaute (Diphthonge), wie in house, und auch Triphthonge, die aus einer Kette von drei Vokalen bestehen, wie in power.
Diese sprachwissenschaftlichen Begriffe leiten sich vom Griechischen her: Das Wort 'Diphthong' setzt sich aus der Vorsilbe di- für „zwei“ und dem Verb phthengomai zusammen, das „ertönen“, „Laut von sich geben“ bedeutet. Ein Diphthong ist also ein „aus zwei Tönen bestehender Laut“, ein Monophthong entsprechend ein einfacher Vokal (das Präfix mono- bedeutet „allein“, „einzig“ wie in Monolog oder Monopol, das Präfix tri- steht für das Zahlwort „drei“).
Im Vokaltrapez (oder auch Vokalviereck) wird schematisch dargestellt, wo die einzelnen Vokale von den menschlichen Sprechwerkzeugen (Zunge, Lippen, Zähne, Gaumen, Rachen, Kehlkopf, Stimmritze) artikuliert werden. Dementsprechend können die Eigenschaften eines Lautes aufgrund seines Artikulationsortes bestimmt werden: Man unterscheidet Hoch, Mittel- oder Tiefvokale, die vorn, hinten oder zentral in der Mundhöhle gebildet werden. Um die Qualität der einzelnen Vokale allgemein verständlich darzustellen, ist das Internationale Phonetische Alphabet (IPA) entwickelt worden, dem die Symbole im Vokaltrapez entnommen sind.
In der englischen Sprache gibt es heute
Hinzu kommen folgende acht Diphthonge:
in bay, in buy, in boy, in no, in now, in peer, in pair, in poor.
Dieser Lautbestand ist das Resultat des Great Vowel Shift (GVS), der sich überwiegend im 15. Jahrhundert vollzogen hat. Die große Lautverschiebung wirkte sich besonders stark auf die Qualität der langen Monophthonge aus. Angenommen wird, dass die langen Vokale zu Beginn des 16. Jahrhunderts ihre heutige Qualität erreicht hatten. Nur die Anhebung des zum ereignete sich erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts.
Zur besseren zeitlichen Orientierung werden in den folgenden drei Tabellen das spätmittelalterliche und das frühneuzeitliche Englisch mit zwei großen Schriftstellern der jeweilige Phase der Sprachgeschichte in Zusammenhang gebracht,
In der folgenden Übersicht wird anhand von Pfeilen die Veränderung der langen Vokale dargestellt: Bei diesem Schema handelt es sich um eine Zusammenfassung der Lautverschiebung, bei der keinesfalls alle Vokale der Reihe nach ihre Qualität verändert haben. Vielmehr ist der GVS im 15. Jahrhundert als generelles Phänomen in allen Dialekten abgelaufen, bis es zu einer einheitlichen Etablierung der neuen Qualitäten kam.
Folgende Veränderungen haben die Diphthonge erfahren:
Im Gegensatz zu den langen Monophthongen ist die Qualität der kurzen Monophthonge im Englischen relativ konstant geblieben:
Vergleicht man die Kurzvokale in CHAUCERS Zeit (1340–1400) mit der heutigen Aussprache, werden nur zwei wichtige Veränderungen deutlich – nämlich die gewandelte Qualität von und . Im Hinblick auf die Kurzvokale könnte ein heutiger Sprecher also ohne größere Schwierigkeiten das Englisch aus dem Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit verstehen.
Doch worin liegt die Ursache für die „Große Lautverschiebung“? In der Sprachwissenschaft gibt es zwei Theorien, die den Vorgang des GVS erklären.
Einige Linguisten argumentieren, dass die Lautverschiebung mit der Diphthongierung der Hochvokale und zu und begonnen hat und sprechen daher von einer „Zugkette“ (pull chain), die alle folgenden Vokale angehoben hat.
Das andere Erklärungsmodell geht im Gegensatz dazu vom Beginn der Verschiebung bei den Mittel- und Tiefvokalen aus. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer „Schubkette“ (push chain), die die langen Hochvokale von unten verdrängt und damit zu Diphthongen gewandelt hat. Bisher konnte in der Linguistik nicht entschieden werden, welche Vokale sich zuerst verändert haben. Der Auslöser für den GVS bleibt umstritten.
Die Lautverschiebung ist von besonderer Bedeutung für die englische Schriftsprache. Im Gegensatz zum Deutschen wird im Englischen die Lautung nicht in der Schreibung gespiegelt. Der Grund dafür liegt in der Veränderung insbesondere der langen Vokale, die auch nach Vereinheitlichung der Schriftsprache andauerte und daher bei der Festlegung der Orthographie nicht berücksichtigt wurde. Daraus folgt, dass die heute verwendeten Vokalsymbole nicht mehr mit den Lauten übereinstimmen, die sie einmal im Mittelenglisch repräsentierten.
Vokaltrapez
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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