Die Sprachsituation im pazifischen Raum stellt sich als sehr komplex und vielschichtig dar.
Auf der Basis des Englischen entstanden auf den einzelnen Inseln verschiedene pidgins. Aus diesen vereinfachten Hilfssprachen entwickelten sich im Laufe der Zeit die komplexeren Kreolsprachen (creoles), wie zum Beispiel das Tok Pisin (in Papua Neuguinea) oder Bislama (auf Vanuatu). Diese und andere kreolische Sprachen werden bis heute genutzt. Außerdem entstand eine für die Region spezifische Variante des Englischen, das pazifische Englisch oder Pacific English. Trotz gewisser Gemeinsamkeiten unterscheidet sich dieses von anderen Varianten der englischen Sprache, zum Beispiel vom Standard British English. Im folgenden wird das Pacific English hinsichtlich Verbreitung, Status und besonderer Merkmale kurz charakterisiert.
Der Gebrauch des Pacific English erstreckt sich unter anderem auf folgende Staaten:
Papua Neuguinea | Tuvalu |
Samoa | Vanuatu |
Fidschi | Kiribati |
Föderierte Staaten von Mikronesien | Marshallinseln |
Außerdem spielt die englische Sprache auch eine wichtige Rolle in einigen Gebieten, die von anderen Staaten abhängig sind. Dazu gehören unter anderem Amerikanisch-Samoa (externes Territorium der USA), die Cookinseln (zu Neuseeland) und die Pitcairn-Inseln (Britische Kronkolonie).
In der Mehrzahl der oben genannten unabhängigen Staaten gilt Englisch als Amtssprache (administrative language) bzw. als offizielle Landessprache (official language). Dies bedeutet:
Das heißt, eine Amtssprache wird im Bildungsbereich, im Schriftverkehr, im öffentlichen Rundfunk, in offiziellen Dokumenten und in vielen anderen Bereichen des öffentlichen Lebens gesprochen und geschrieben.
Neben der Amtssprache Englisch haben einige der genannten Staaten oft noch weitere Sprachen mit diesem Status. Es existieren also teilweise zwei (oder mehr) Amtssprachen nebeneinander. So sind zum Beispiel Englisch, Französisch und Bislama (ein Kreol) die Amtssprachen von Vanuatu. In anderen Ländern haben neben dem Englischen auch einige der indigenous languages diesen Status.
Der Status einer Sprache als Amtssprache sagt nichts über deren tatsächlichen Gebrauch aus. Obwohl Englisch oft eine der Amtssprachen in den genannten Staaten ist, dominieren häufig indigene Sprachen oder creoles, die ja teilweise auch diesen Status besitzen.
Ein Großteil der Bevölkerung in den genannten Gebieten spricht Englisch als Zweitsprache (second language). Eine Zweitsprache wird definitionsgemäß als zweite Sprache – nach dem Erwerb der Mutter- oder Erstsprache – erworben oder erlernt. Für den pazifischen Raum bedeutet dies, dass sehr viele Menschen zuerst ihre Muttersprache – in Form einer der zahlreichen indigenen Sprachen oder eines Kreols – beherrschen, bevor sie Englisch lernen. Teilweise stellt Englisch für einzelne Sprecher auch eine Drittsprache bzw. third language dar. Nur ein sehr geringer Teil der Bevölkerung der Staaten im pazifischen Raum kann als Englisch-Muttersprachler bezeichnet werden.
Die besonderen Merkmale des Pacific English ergeben sich dadurch, dass Englisch hauptsächlich als Zweitsprache in dieser Region gesprochen wird. Die jeweiligen Muttersprachen der verschiedenen Sprecher beeinflussen also das Englische hinsichtlich Aussprache, Vokabular und grammatischer Strukturen. Entsprechend ist das Pacific English keine einheitliche Sprache, sondern tritt in Varianten auf. Dabei lassen sich generell zwei große Varietäten unterscheiden:
Das Educated Pacific English zeichnet sich unter anderem durch folgende grammatische Merkmale aus:
Educated Pacific English | Standard English | |
Wegfall der past tense-Endungen | They should have lock the door. This office is close from 12 to 1. | They should have locked the door. This office is closed from 12 to 1. |
one of + Singular des Substantives: | One of my friend will bring it. | One of my friends... |
spezifischer Gebrauch von Präpositionen: | I read about it on the newspaper. To my opinion... | I read about it in the newspaper. In my opinion... |
Gebrauch von non-count nouns als count nouns: | We need more furnitures in this office. | We need more furniture in this office. |
Im Bereich des Vokabulars sind in allen Varianten des Pacific English natürlich die Wörter und Redewendungen auffällig, die aus den indigenen Sprachen und den englisch-basierten creoles übernommen bzw. entlehnt wurden.
Als Beispiele sollen hier genannt werden:
lavalava | = a sarong | |
wantok | = a person from the same area, friend | |
bilum | = a string-bag | |
meri blouse | = a woman's dress | |
talanoa session | = a story-telling session | |
go finish | = to leave the country permanently | |
something nothing | = something of no importance |
Einige dieser Wörter und Redewendungen werden universell im Pacific English gesprochen, andere hingegen sind nur auf bestimmte Regionen begrenzt. Außerdem gibt es einige Wörter, die den indigenen Sprachen des pazifischen Raums entstammen und inzwischen in das Standard English und in andere Sprachen übernommen wurden. Dies gilt zum Beispiel für taboo, tatoo oder ukulele.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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