East India Company

Der Ausbau der Macht der East India Company

Seit VASCO DA GAMA 1498 in Calicut gelandet war, hatten europäische Mächte Handelsniederlassungen an den Küsten Indiens zu gründen begonnen. Die verschiedenen europäischen Ostindiengesellschaften waren mit staatlichen Machtbefugnissen ausgestattet, erwarben aber zunächst nur eine beschränkte Territorialherrschaft unter der Oberhoheit indischer Fürsten. Die britische Gesellschaft, die 1600 gegründet wurde, übertraf bald alle anderen, musste sich aber im 18. Jahrhundert mit der französischen Handelsgesellschaft auseinander setzen, die eine aktive Territorialpolitik betrieb. Nach den Niederlagen im siebenjährigen Krieg verlor Frankreich durch den Frieden von Paris 1763 seinen politischen Einfluss in Indien. Auf diese Weise konnten die Briten ihr Handelsgebiet massiv ausbauen.

Unter der Führung von ROBERT CLIVE besiegten die Engländer 1557 in einem Gefecht bei Plassey den Fürsten von Bengalen. Es begann eine unrühmliche Zeit der Ausplünderung Bengalens durch die Angestellten der Ostindiengesellschaft. Der Großmogul, der seinen Anteil am Steueraufkommens von Bengalen seit einiger Zeit nicht mehr erhalten hatte, wollte mit den Briten ins Geschäft kommen und trug ihnen die zivile Verwaltung Bengalens an. Mit der Übertragung der Verwaltungshoheit über Bengalen wurde die East India Company so 1765 zur Territorialmacht in Indien. Madras (britisch seit 1639) und Bombay (seit 1661) boten weitere Ansatzpunkte, da die Gouverneure von Madras und Bombay dem Generalgouverneur von Bengalen unterstellt wurden.

Der erste große Architekt des British Empire in Indien war der Generalgouverneur WARREN HASTINGS, der während seiner Amtszeit 1773-1785 die britische Macht festigte. Seinen Nachfolgern gelang es in den nächsten Jahren, weite Gebiete Indiens zu erobern. TIPU SULTAN, der im Süden ein großes Reich errichtet hatte, wurde 1799 geschlagen. Weitere Fürstentümer gerieten 1818 entweder direkt unter britische Verwaltung oder wurden unter der Herrschaft indischer Fürsten belassen, sofern diese in besonderen Verträgen die Herrschaft der britischen Krone anerkannten.

Handel

Unter den indischen Fürsten war das Steueraufkommen Bengalens im Lande geblieben, die Briten aber brachten es ins Ausland. Es entstand ein für die Briten ein äußerst profitables Handelsdreieck. Silber wurde von Bengalen nach China transferiert, wo die Ostindiengesellschaft Tee kaufte, den sie auf ihren schnellen Schiffen nach London und sogar bis nach Amerika brachte. Da die Chinesen wegen wachsender Nachfrage ihre Anbauflächen erweitert hatten und so den Tee zu immer niedrigeren Preisen lieferten, wuchs der Teehandel gegen Ende des 18. Jahrhunderts gewaltig an. Ein Großteil des Silbers, das die Europäer seit über zwei Jahrhunderten nach Indien gesandt hatten, um dort Agrarprodukte und Textilien zu kaufen, wurde auf diese Weise wieder aus Indien abgezogen. Außerdem kehrten sich im 19. Jahrhundert die Warenströme um: Nun wurden die Produkte der neuen britischen Textilindustrie in Indien verkauft.

Die Verwaltung

Die Verwaltung des Riesenreiches erforderte eine kompetente Beamtenschaft. Zu Beginn war das ganze System darauf angelegt, dass sich die Angestellten in Indien bereicherten. Dies war gestattet, solange sie die Gesellschaft nicht direkt schädigten. Erst unter General Lord CHARLES CORNWALLIS, der als Generalgouverneur von 1786-1793 amtierte, erhielten die Beamten der Territorialverwaltung hohe Gehälter, um ihre Loyalität sicherzustellen. Für die Ausbildung wurde in England das Haileybury College errichtet. In Indien brauchte man zur Unterstützung der britischen Beamten indische Beamte mit westlicher Bildung. Daher wurden in den Bildungsinstitutionen vermehrt westliche Bildungsinhalte vermittelt. Es gab Bestrebungen, Inder heranzuziehen, die nur noch der Abstammung nach Inder, sonst aber britische “gentlemen” seien. Nach einiger Zeit bekamen es die Briten mit gut ausgebildeten Indern zu tun, die teilweise besser Englisch sprachen als die Kolonialherren - was die Briten nachhaltig beeindruckte.

Reformen und weitere Expansion

1833 verlor die britische Ostindiengesellschaft ihre Privilegien: Reformer in Großbritannien betonten die humanitären Aufgaben der britischen Herrschaft in Indien, forderten u.a. die Abschaffung der Witwenverbrennung und mehr Freizügigkeit für Missionare. Zudem wurde das britische Bildungssystem eingeführt. Englisch wurde Verwaltungssprache. Es folgte eine weitere Phase territorialer Expansion, während der die Briten den ersten Krieg mit Afghanistan führten und 1849 das Reich der Sikh im Pandschab unterworfen wurde. 1852 wurde das südliche Birma annektiert. Damit waren die Grenzen Britisch-Indiens abgesteckt.

Die Auflösung der britischen Ostindischen Handelskompanie

Die Furcht vor einer westlichen Überfremdung des Landes war letztlich die Ursache des großen Aufstandes von 1857/1858, in dessen Verlauf sich verschiedene indische Regimenter in Nord-Indien gegen die Briten erhoben. Den Briten gelang es zwar, den Aufstand in wenigen Monaten niederzuschlagen. Als Folge des Aufstandes wurde die East India Company jedoch aufgelöst: Indien unterstand nun direkt der britischen Krone und wurde durch den “Governor General in Council” - meist Vizekönig genannt - vertreten.

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