Die Namensgebung cartoon ist auf das Jahre 1843 zu datieren. Zwei Jahre, nachdem die Zeitschrift in London gegründet wurde. Zu diesem Zeitpunkt stand der Wiederaufbau des Londoner Parlamentsgebäudes, das 1834 einem verheerenden Brand zum Opfer gefallen war, kurz vor der Vollendung. Die Wände des Gebäudes sollten repräsentative Wandgemälde zieren. Zu diesem Zweck wurde ein Wettbewerb ausgerufen. Die von verschiedenen Künstlern angefertigten Entwürfe – in der Fachsprache “cartoons” genannt – wurden in einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert.
Den wichtigsten Teil der Wochenzeitschrift Punch bildete zu jener Zeit eine regelmäßig unter dem Titel Mr Punchs Pencillings erscheinende satirische Zeichnung, die sich über eine ganze Seite erstreckte. In der Juli-Ausgabe des Jahres 1843 ersetzte die Redaktion diese Rubrik durch ihren „Beitrag“ zur Parlaments-Ausstellung: In einer Reihe von Zeichnungen, die den ironischen Titel “cartoons” trugen, wurde die Kostspieligkeit der Pläne zur Verschönerung des Parlamentsgebäudes mit der erbärmlichen Situation der unteren Bevölkerungsschichten kontrastiert. Sarkastisch kommentierte Punch:
„Die Armen verlangen nach Brot, und der Staat in seiner Menschenfreundlichkeit gewährt ihnen – eine Ausstellung.“
Der Künstler JOHN LEECH entwarf dazu eine Zeichnung mit dem Titel Cartoon No. 1: Substance and Shadow. Sie zeigt, wie zerlumpte Bettler verwirrt die opulent-gerahmten Porträts in einer Galerie bestaunen. Die Karikatur parodierte aufs Feinste die monumentalen, patriotisch-kitschigen Entwürfe, die in der Ausstellung zu sehen waren.
Die von Punch initiierte Kampagne hatte vor allem einen Effekt: Der Begriff “cartoon” machte die Runde und diente von da an als einprägsame Bezeichnung für satirische und humorvolle Zeichnungen aller Art.
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Stand: 2010
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