Bei Ungleichheiten wird als eingesetzt. Daher steht nach einem Komparativ immer als, nicht wie. Ungleichheiten sind zum Beispiel:
größer/kleiner,
mehr/weniger,
besser/schlechter
Dass dies keine neue Regel ist, zeigt der folgende Auszug aus einem Synonymwörterbuch aus dem Jahr 1910:
Nach Komparativen steht als, nach dem Positiv dagegen und überhaupt, wenn die bloße Ähnlichkeit oder Gleichheit bezeichnet werden soll, steht wie. Wie bezeichnet also in der Kürze gesagt die Stufe der Gleichheit, als die Stufe der Verschiedenheit der verglichenen Dinge. So ist als richtig gebraucht in folgenden Wendungen: weißer als Schnee, grüner als Gras, röter als Blut usw., und wie richtig in den Ausdrücken: weiß wie Schnee, grün wie Gras, rot wie Blut, er ist schlank wie eine Tanne usw.
(Johann August Eberhards: Synonymisches Handwörterbuch der deutschen Sprache, 1910, Hervorhebungen so auch im Original)
Diese Aussagen sollen durch die folgenden Beispiele für Ungleichheiten untersetzt werden:
anders als
„Wer denn?“ fragten die Leubelfinge, und sie antwortete: „Niemand anders als ich.“
(Conrad Ferdinand Meyer: Gustav Adolfs Page)Nichts anders als Verdruß bestürmet Seel und Geist,
Mein Anders, daß ich dir nichts anders aufgesezet,
Als was die eckle Welt vor eitle Wahren schäzet
Und dein geübter Sinn der Einfalt Ausbruch heist.
(Johann Christian Günther: Nichts anders als Verdruß bestürmet Seel und Geist)
besser als
Gewölk und schneid'ger Wind und Tannenduft
Bekommt mir besser als die welsche Luft.
(Conrad Ferdinand Meyer: Huttens Letzte Tage, Romfahrt)Dazu ist er sehr geeignet, das kann niemand besser als er.
(Charles de Secondat Montesquieu: Vom Geist der Gesetze)
milder als
Da Wilhelm bei weitem milder als Gustav war, ja sogar das Gegenteil von ihm, so war mir der Umgang mit beiden sehr vorteilhaft.
(Friedrich Nietzsche: Aus meinem Leben)THURIO.
Was sagt zu meinem Werben Silvia?
PROTEUS.
Oh, Herr, ich fand sie milder als bisher;
Doch hat sie viel an Euch noch auszustellen.
(William Shakespeare: Die beiden Veroneser)
insofern, als
Das säkularisierte Kloster Douay in der Normandie wurde 1830 insofern seinem ursprünglichen Zweck zurückgegeben, als ein Erziehungs-Institut für Mädchen in den weiten prachtvollen Räumen, und unter der geistlichen Oberleitung eines Abbé mit der nötigen Anzahl von Lehrkräften in der Gestalt von Dominikanerinnen – die auch früher das Kloster inne gehabt – von der Regierung gestattet worden war.
(Oskar Panizza: Ein skandalöser Fall)Die Brüder, so einig sie waren, trennten sich nur insofern vor der Welt, als jeder denjenigen Volks- oder Bürgerkreisen nachging, die seinem Parteinamen entsprachen.
(Gottfried Keller: Martin Salander)
Weitere Ungleichheiten
[...] er gehört einer anderen Spezies an als die Baumgruppe im Hintergrund [...]
(Heiner Müller: Bildbeschreibung)Ihr törichte Einsame, die ihr wähnt, oben in euern Ateliers andre, freiere Luft zu atmen als die Masse auf den Plätzen der Städte!
(Erich Mühsam: Appell an den Geist)„Ich denke“, begann Adolf nach vollbrachter Musterung, „wir nehmen unser Quartier lieber unter einem Busch als in dieser Höhle [...].
(Friedrich Hebbel: Eine Nacht im Jägerhause)
Mit anders, niemand, nichts, umgekehrt und Ähnlichem werden ebenfalls Ungleichheiten ausgedrückt.
Gleichheiten
Gleichheiten werden generell mit wie ausgedrückt. Wie steht nach dem Positiv, der ungesteigerten Form des Adjektivs:
Kaum aber hatte er die wenigen Zeilen des in königlicher Kürze verfassten Schreibens überflogen, wurde er bleich wie über ihm die Stuckatur der Decke, welche in hervorquellenden Massen und aufdringlicher Gruppe die Opferung Isaaks durch den eigenen Vater Abraham darstellte.
(Conrad Ferdinand Meyer: Gustav Adolfs Page)Ich sehe plötzlich die Gedanken dieses Volks wie eine dicke schwarze Wolke über ihm.
(Christian Morgenstern: Stufen. Eine Entwickelung in Aphorismen und Tagebuch-Notizen)Deshalb vermieden wir die düstern Straßen und suchten das Freie, wie ein Vogel der seinem Käfig entflieht.
(Friedrich Nietzsche: Aus meinem Leben)Ich hatte in meinem jungen Leben schon sehr viel Trauer und Betrübnis gesehn und war deshalb nicht ganz so lustig und wild wie Kinder zu seien pflegen.
(Friedrich Nietzsche: Aus meinem Leben)Drei Wochen anderswo, auf dem Lande zum Beispiel, das konnte sein wie ein Tag, hier sind es Jahre.
(Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge)Sie sind nicht gewohnt, Gesichter zu schonen, ihr letztes ist in acht Tagen durch, hat Löcher, ist an vielen Stellen dünn wie Papier, und da kommt dann nach und nach die Unterlage heraus, das Nichtgesicht, und sie gehen damit herum.
(Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge)
so schnell wie möglich
Man kann kaum die Fassade der Kathedrale von Paris betrachten ohne Gefahr, von einem der vielen Wagen, die so schnell wie möglich über den freien Plan dort hinein müssen, überfahren zu werden.
(Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge)
So gut wie
Die Phrase so gut wie kann in unterschiedlichen Bedeutungen auftreten, dabei wird regional nicht zwischen so gut als oder so gut wie unterschieden (siehe Beispiel zu: als – wie):
Als Beispiele dafür mögen folgende Zitate stehen:
„Aus deinem Briefe ersehe ich mit Vergnügen, dass das Unwohlsein im Hause Neuer Weg 60 so gut wie beseitigt ist, dass die Strapazen und Beängstigungen der Majorsvisitation gut überstanden sind, und ich wünsche nur, dass du von den Freuden des Geburtstags Sr. Majestät des Kaisers dasselbe sagen kannst.“
(Wilhelm Busch: Brief an Adolf Nöldeke)„... Es ist da, Maria – das heißt noch nicht ganz, aber so gut wie.“
(Franziska Gräfin zu Reventlow: Der Geldkomplex)Du weißt so gut wie ich, daß auf die Wahrhaftigkeit Leopolds kein Sou zu verwetten ist, das folgende ist aber ziemlich allgemein bekannt worden, und man bestätigt mir das einzelne von vielen Seiten.
(Heinrich Laube: Das junge Europa)Wär ich so gut wie du, und du so schlimm als ich,
Der Vorteil wäre groß und doppelt groß für mich.
(Franz Grillparzer: Spruch für Wilhelm Bogner)
Vergleiche in der Lyrik
Vergleiche werden vor allem in der Lyrik oft gebraucht.
Sie saß im Sessel wie der Mond so blank,
verschämt die Arme auf der jungen Brust.
(Arthur Rimbaud: Närrisches Spiel in drei Küssen)
Als wie
Die Konstruktion als wie hört man dialektal sehr häufig – nicht nur im süddeutschen Raum –, sie ist jedoch gänzlich zu vermeiden, auch wenn sogar unser dichterischer Genius, JOHANN WOLFGANG VON GOETHE, dieses Konstrukt im „Faust“ verwendete:
Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor
(Johann Wolfgang Goethe: Faust, 1.Teil)
Als bezeichnete zu Goethes Zeiten die volle Übereinstimmung, war also standardsprachlich korrekt. Heute müsste der Weimarer Dichter seinen Vers folgendermaßen umschreiben:
„Und bin so klug (genau)so wie zuvor“.
Das bestätigt ebenfalls bereits das Synonymwörterbuch von 1910:
„Weil nun als ursprünglich die Einerleiheit bezeichnete, so wurde das Wort überhaupt als vergleichende Konjunktion verwendet, und zwar neben dem Worte so, das auch als vergleichende Konjunktion diente und von dem als ja nur eine Verstärkung war.“
(Johann August Eberhards: Synonymisches Handwörterbuch der deutschen Sprache, 1910, Hervorhebungen so auch im Original)
Noch für den Spätromantiker FRIEDRICH RÜCKERT galt das als in Kombination mit dem wie als standardsprachlich:
Er nickt als wie im Traume,
Sein Aug' halb offen zwinkt;
Und je nach langem Raume
Er einem Knaben winkt.
(Friedrich Rückert: Barbarossa)
Allerdings für CHRISTIAN MORGENSTERN ist es lediglich ein künstlerisches Mittel:
Palmström schwankt als wie ein Zweig im Wind ...
Als ihn Korf befragt, warum er schwanke,
meint er: weil ein lieblicher Gedanke,
wie ein Vogel, zärtlich und geschwind,
auf ein kleines ihn belastet habe -
schwanke er als wie ein Zweig im Wind,
schwingend noch von der willkommnen Gabe.
(Christian Morgenstern: Als wie ein Zweig im Wind)
als und wie
In einigen Verbindungen gelten wie und als beide als korrekt:
Landschaftlich und umgangssprachlich wird als auch noch außerhalb dieser Verbindungen anstelle von wie gebraucht:
Wie wenn – als ob
eine Konstruktion von wie mit ob ist zu vermeiden. Dagegen gilt es bereits als standardsprachlich, wendet man die Konstruktion als mit wenn an.
Wie wenn das Leben wär nichts andres
Als das Verbrennen eines Lichts!
Verloren geht kein einzig Teilchen,
Jedoch wir selber gehen ins Nichts!
(Theodor Storm: Wie wenn das Leben wär nichts andres)Bisweilen ist es mir, als ob ich höre
Die Trommeln wirbeln und den Ruf der Hörner.
Und siegestrunken bricht aus tausend Kehlen,
Es klingt zu mir aus ungemess'nen Fernen,
Ein brausend Hurrah jauchzend zu den Sternen.
(Detlev von Liliencron: Nachklänge. 1.)
Die Konstruktion
Wie ob das Leben wär nichts andres
ist also stilistisch falsch, dagegen sind folgende Beispiele standardsprachlich:
Als wenn das auf Namen ruhte,
Was sich schweigend nur entfaltet!
(Johann Wolfgang Goethe: West-östlicher Divan)Männer sind nie so komisch, als wenn sie rasiert werden oder beim Schneider vorm Spiegel stehn; was an kokettem Magdtum im Manne steckt, kommt sprühend ans Licht.
(Kurt Tucholsky: Beim Schneider)Sie haben recht, dass Sie mir zeigen, wo ich hingehöre. Das konnten Sie nicht besser, als wenn Sie mich vor Ihrer Braut den Skirtdance tanzen lassen ...
(Frank Wedekind: Erdgeist)
Der „Duden – Die deutsche Rechtschreibung“ führt allerdings nur die Konstruktion als ob als standardsprachlich auf.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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