Überregionale Dichtersprache

Die überregionale Dichtersprache ist auf das Zusammentreffen verschiedener Phänomene im 13. Jahrhundert im ober- und mitteldeutschen Raum zurückzuführen.

Die Literaturproduktion und -verbreitung führte im 13. Jahrhundert zur Herausbildung einer relativ homogenen überregionalen Dichtersprache. Dieser Prozess ging einerseits von den Rittern und Hofleuten aus, die sich ihrer Volkssprachigkeit bewusst wurden und versuchten, ein vom Umgangssprachlichen abgehobenenes Deutsch zu sprechen, andererseits beeinflussten die Dichter und fahrenden Sänger mit ihrem Stilbewusstsein die mittelhochdeutsche Sprache.

Die Städte

Einen weiteren Aspekt bei der Herausbildung einer überregionalen Sprache stellt das Anwachsen des Handels zwischen den Kaufleuten der Städte dar. Man brachte von Fernreisen nicht nur neue Begriffe aus fremden Sprachen mit, sondern von Reisen innerhalb Deutschlands auch neue sprachliche Varianten deutscher Begriffe. Langsam setzte sich so eine überregionale Begrifflichkeit durch.
Ähnliche Tendenzen zeigten sich im niederdeutschen Raum, als die deutschen Kaufleute der Hansestädte Lübeck, Rostock, Wismar und Stralsund das Niederdeutsche (Platt) zur Kaufmannssprache der gesamten Hanse machten. Demnach wurde Platt sowohl in Nowgorod (Kiewer Rus) als auch in Bergen (Norwegen) und Brügge (Niederlande) verstanden und gesprochen.

Standessprache

Die überregionale Dichtersprache wurde die Standessprache der Ritter und Hofleute, während das „einfache Volk“ weiterhin die normale Umgangssprache sprach, die sich regional teilweise erheblich voneinander unterschied. Das ist in heutiger Zeit immer noch ablesbar, denkt man z. B. an die regionalen Varianten „chind / kind“, also an die Abtrennung von Allemannischem / Bairischem.

Literaturaustausch

Sehr früh bereits ist ein Literaturaustausch zwischen einzelnen Regionen Deutschlands zu beobachten. Bereits im „Älteren Physiologus“ (um 1070) sind, neben bairischen (Kärnten) auch rheinfränkische und alemannische Spracheinflüsse nachweisbar. Dieses Phänomen deutet, anders als etwa althochdeutsche Texte, eher auf eine Aufnahme der mittelhochdeutschen Literatur in verschiedenen Teilen des Reichs. Dafür sprechen auch verschiedene sprachliche Varianten eines Textes.

Charakteristische Genres für die frühmittelhochdeutsche Dichtung sind

  • die Legendendichtung und
  • Mariendichtung.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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