In unserer Sprache werden fünf Satzarten unterschieden:
Unterhält man sich nur mündlich, hört man die Satzart an der Intonation, das heißt an der Stimmführung des Sprechers.
Im Schriftlichen stehen uns drei verschiedene Satzschlusszeichen zur Verfügung.
Kennzeichnend für alle Satzarten ist außer dem Satzschlusszeichen die Stellung der finiten Verbform.
Die Wahl der Satzart hängt von der Absicht des Sprechers oder Schreibers ab.
Deklarieren kommt wie fast alle Begriffe in der Grammatik aus dem Lateinischen und bedeutet erklären.
Im Aussagesatz erklärt man also etwas, man stellt es fest, sagt es aus. Am Ende setzt man einen Punkt.
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Das ist eine wahre Aussage. Wenn wir den Satz sprechen, fällt die Stimme am Satzende ab.
Die finite Verbform steht im Aussagesatz immer an zweiter Stelle.
An seinem Ende steht das Fragezeichen. Die Intonation steigt am Satzende, die Stimme hebt sich.
Man hat zwei Möglichkeiten, Fragen zu stellen:
Entscheidungsfrage
Gehst du mit ins Kino?Der Gefragte kann nur mit Ja oder Nein antworten, er muss sich entscheiden.
Die finite Verbform steht an erster Stelle.Ergänzungsfrage
Was gab es heute zum Mittagessen?
Hier erfragt der Sprecher einen Teil des Sachverhaltes, der ihm noch völlig unbekannt ist.
Am Anfang dieser Fragen steht ein Fragewort (Interrogativpronomen oder Interrogativadverb). Sie beginnen stets mit wer, wie, warum, wann, wo, wozu.
Im Gegensatz zur Entscheidungsfrage steht die finite Verbform in der Ergänzungsfrage an zweiter Stelle, da die erste Stelle bereits vom Fragewort eingenommen wird.
Die Stimmführung ist auch weniger steigend, am Satzende eher fallend.
Mit dieser Satzart hat der Sprecher/Schreiber die direkte Absicht, seinen Partner zu einer Handlung zu bewegen, ihn aufzufordern, etwas zu tun oder zu lassen, ihn anzuleiten, zu bitten oder ihm einen Befehl zu erteilen, denn das lateinische imperare bedeutet herrschen (Imperator = Herrscher).
Komm bitte einmal zu mir!
Komm bitte zu mir!
Komm zu mir!
Komm!
Je nach Dringlichkeit der Absicht nimmt sich der Sprecher Zeit zu bitten oder er fordert auf oder er befiehlt. Mit der Absicht verändert sich auch die Stimmführung. In den Beispielsätzen nimmt die Entschiedenheit in der Stimme zu. Im ersten Satz ist die Bitte sehr wohlwollend. Der Hörer könnte hier vielleicht noch ablehnen, der Aufforderung zu folgen.
Im letzten Satz bleibt ihm keine Wahl. Befehl ist Befehl!
Die Intonation ist fallend. Am Ende steht das Ausrufezeichen.
Die finite Verbform befindet sich in Spitzenstellung und im Imperativ (Befehlsform).
Wie beim Aufforderungssatz geht es dem Sprecher darum, etwas zu realisieren, was noch nicht existiert.
Im Unterschied zum Aufforderungssatz wendet sich der Sprecher im Wunschsatz nicht betont an einen Gesprächspartner, er fordert ihn nicht direkt zu einer Handlung auf. Er hofft, dass der gewünschte Sachverhalt eintritt:
Hörte es doch endlich auf zu regnen!
Wenn es doch endlich zu regnen aufhörte!
Spräche er nur etwas deutlicher!
Wenn er doch nur etwas deutlicher spräche!
Besäße ich doch endlich dieses Fahrrad!
Wenn ich doch endlich dieses Fahrrad besitzen würde!
Diese Wünsche sind sehr dringend, begleitet von starken Gefühlen.
Die finite Verbform steht entweder an erster Stelle oder, wenn der Wunschsatz mit wenn eingeleitet wird, an letzter Stelle.
Weil das Gewünschte mit der Wirklichkeit ganz und gar nicht übereinstimmt, fordert der Wunschsatz den Konjunktiv II des Verbs: hörte auf, aufhörte, spräche, besäße, würde.
(Der Konjunktiv II wird vom Präteritum des Verbs gebildet.)
Diese Form des Wunschsatzes wird mit einem Ausrufezeichen beendet.
Man stelle sich vor, es sei Frieden überall.
Edel sei der Mensch, hilfreich und gut. (Goethe)
In diesen Beispielen wird der Wunsch etwas leiser, nicht so stark emotional geäußert. Darum steht an seinem Ende auch nur ein Punkt. Auch die finite Verbform steht – wie im Aussagesatz – an zweiter Stelle. Als Modus des Verbs genügt der Konjunktiv I: stelle, sei.
(Der Konjunktiv I wird vom Präsens des Verbs gebildet.)
Nur starke Gefühle können uns dazu bringen, etwas auszurufen: begeisterte Zustimmung, Bewunderung oder Verwunderung, Widerwillen, Aufregung oder Entsetzen. Diese emotionale Bewegung wird in Ausrufesätzen meist durch emotionsstarke Adjektive oder Verben getragen und mit einem Ausrufezeichen gekennzeichnet. Stimmführung und Lautstärke entfalten die bewusst oder unbewusst beabsichtigte Wirkung.
Wie Gefühle Grenzen übertreten und Regeln missachten, ist auch im Ausrufesatz fast alles möglich:
Das hast du (aber) toll gemacht!
Rein formal sieht das wie ein Aussagesatz aus. Das Ausrufezeichen verrät uns aber, dass dieser Satz mit dem Gefühl der Bewunderung (Adjektiv toll !) gesprochen werden muss, also betonungsmäßig über den Aussagesatz hinausgeht.
Verkürzt ist der Ausrufesatz oft noch wirkungsvoller:
Toll gemacht!
Je nach Situation könnte das aber auch ironisch gemeint sein. Es könnte heißen: Das ist dir gründlich misslungen und darüber ärgere ich mich jetzt.
Doch wenn Gefühle im Spiel sind, hat man nicht die Zeit, so viel zu sagen. Man ruft eben etwas aus, was die gleiche Botschaft trägt.
Ist das hier eine Kälte!
Der Wortstellung nach wäre das eine Frage, genau genommen eine Entscheidungsfrage. Doch der Sprecher erwartet keineswegs ein Ja oder Nein, denn für ihn ist es keine Frage. Ihm ist kalt, und wie! Er möchte seinen Widerwillen gegen die Kälte zum Ausdruck bringen. Darum spricht er den Satz mit einem Ausrufezeichen, er ruft ihn aus.
Auch manche Substantive/Nomen drücken Gefühle aus: Kälte, Ärger, Wut, Hunger, Freude, Spaß. Sie passen gut in Ausrufesätze.
Wie mich das aufregt!
Dieser Ausrufesatz beginnt mit einem Fragewort. Doch der Ausrufer fragt nicht. Wie ihn das aufregt, weiß er selbst am besten, denn das Gefühl der Aufregung, der Abneigung, des Widerwillens ist ja in ihm. Vielleicht ist auch gar keiner da, den er fragen könnte, denn er muss den Ausruf nicht unbedingt an einen Gesprächspartner richten. Ausrufen kann man, auch wenn man ganz allein ist.
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