Satz

Der Satz ist eine semantische, grammatische und intonatorische Einheit.

Was heißt das?

Nach dem Wort und der Wortgruppe ist der Satz die nächsthöhere Ebene in unserer Sprache. Mehrere Wörter oder Wortgruppen bilden einen Satz. Aber: Die Wörter dürfen nicht irgendwie aneinander gereiht werden, sondern sie müssen in einer bestimmten Beziehung zueinander stehen.

Zunächst semantisch, das heißt bedeutungsmäßig oder auch inhaltlich:

Die Sonne brüllt.

Dieser Satz ist grammatisch/orthographisch völlig in Ordnung.
Trotzdem stört uns etwas an ihm. Die Wörter Sonne und brüllen passen nicht zusammen. Bedeutungsmäßig – oder wissenschaftlich ausgedrückt semantisch – stehen sie in keiner Beziehung, ebenso wenig wie der Satz.

Der Löwe scheint.

Wie müssten die Sätze heißen, wenn ihre semantische Beziehung stimmen soll?
Die Sonne scheint. / Der Löwe brüllt.

Nun die grammatische Beziehung im Satz:

Der Löwe brüllen.

Jetzt stimmt die Bedeutung, denn brüllen ist eine Tätigkeit des Löwen. Dennoch stimmt der Satz nicht.
Warum? Richtig, weil das Verb nicht entsprechend der 3. Person gebeugt ist. Die grammatische Endung des Verbs ist falsch, dadurch ist die grammatische Beziehung zwischen den Wörtern innerhalb des Satzes gestört. Von einer grammatischen Einheit dieses Satzes kann keine Rede sein.

Der Löwe brüllt.

Dieser Satz ist schon besser. Sowohl die semantische als auch die grammatische Beziehung zwischen den Wörtern ist jetzt in Ordnung, sie bilden eine Einheit.

Der Satz ist eine Kette von Wörtern. Wie sich zu einer Kette Glieder aneinander reihen, setzt sich der Satz aus Satzgliedern zusammen. Diese machen ihn erst zu einer geschlossenen Einheit, wenn zwischen ihnen die Beziehung stimmt.

Da Löwe das Subjekt (Wer brüllt?) und brüllt das Prädikat (Was wird ausgesagt?) ist, ist der Satz vollständig. Denn diese beiden Satzglieder sind für einen Satz Pflicht, sie bilden das Satzminimum. Alle anderen Satzglieder (Objekte, Adverbialbestimmungen) und Satzgliedteile (Attribute) sind Ergänzungen des Satzminimums, also mehr oder weniger Kürprogramm.
Subjekt und Prädikat müssen kongruent sein, das heißt, sie müssen übereinstimmen, wie besprochen inhaltlich (semantisch) und grammatisch.
Auch alle weiteren Satzglieder müssen, wenn sie einen korrekten Satz bilden wollen, diese Bedingung erfüllen.

Probieren wir es aus:
Der Löwe brüllte in der Badewanne.
Das glaubt kein Mensch. Die Lokalbestimmung ist falsch gewählt, grammatisch richtig, semantisch völliger Quatsch.
Wir können diesen Quatsch noch ein bisschen fortsetzen:
Der Löwe brüllte blau. Der Löwe brüllt am Ende der Mathestunde.
Blödsinn! Wie der Löwe brüllte und wann er brüllte, müsste in einem semantisch korrekten Satz anders aussehen.
Schau es dir in der nebenstehenden Übung 1 an.

Übung 1

Machen wir noch ein wenig weiter Blödsinn, nämlich in grammatischer Beziehung:

Der Löwe brüllte in das Zoo.

Das wäre semantisch akzeptabel, aber die Grammatik!
Da Zoo ein männliches Substantiv ist und hier im Dativ stehen muss, stört das die grammatische Einheit dieses Satzes.

Damit der Satz eine semantische und grammatische Einheit bildet, unterliegen also die Satzglieder konkreten Regeln. Teilweise wenden wir sie gefühlsmäßig an, denn jeder Mensch besitzt ein gewisses Sprachgefühl, zum anderen Teil müssen wir die Regeln erlernen.
Semantische und grammatische Einheit heißt aber nicht, dass der Satz ein starres Gebilde ist. Denken wir wieder an die Kette. Wie sie ist auch der Satz beweglich. Seine Glieder, die Satzglieder, können innerhalb des Satzes bewegt werden. Daran erkennt man sogar die Art der Satzglieder. Alle Wörter oder Wortgruppen, die sich im Satz umstellen lassen, sind Satzglieder. Die Umstellprobe ist eine wichtige Probetechnik in der Grammatik.

Beispiel:

Wir fahren in den Ferien an die Nordsee.

In den Ferien fahren wir an die Nordsee.

An die Nordsee fahren wir in den Ferien.

Das einzige Glied, das feststeht, ist die finite Verbform als wichtigster Teil des Prädikats. Sie steht im einfachen Aussagesatz immer an zweiter Stelle.
Die Stelle vor der finiten Verbform heißt Vorfeld.
Alles, was danach kommt, ist das Nachfeld.
Jedes Satzglied kann also die erste Stelle vor der finiten Verbform einnehmen.
Attribute als Satzgliedteile sind nicht selbstständig verschiebbar. Sie können nur in Verbindung mit dem Bezugswort verschoben werden.

Beispiel:

Der kleine Hund wartete auf Tina.

Kleine wartete der Hund auf Tina. Geht nicht!

Aber: Auf Tina wartete der kleine Hund.

Das Attribut kleine bezieht sich auf Hund, ist darum nur in Verbindung mit ihm umstellbar.
Was man unter semantischer und grammatischer Einheit des Satzes versteht, müsste jetzt klar sein.
Bleibt der Satz als intonatorische Einheit.

Unter Intonation versteht man die Stimmführung, man könnte auch Satzmelodie sagen.
Je nachdem, welche Absicht der Sprecher mit seinem Satz hat, bleibt die Stimme ziemlich gleich, fällt am Ende ab, wird lauter und energisch oder hebt sich.
Sein Gesprächspartner wird seine Absicht an der Stimmführung erkennen.
Findet die Kommunikation auf schriftlichem Wege statt, und man kann darum die Stimme nicht hören, erkennt man die Absicht auch an den Satzschlusszeichen. Für die Aussage steht der Punkt zur Verfügung, für die Frage das Fragezeichen und für die Aufforderung (Ausruf) das Ausrufezeichen. Sie helfen uns, beim Lesen die Satzmelodie zu „hören“.

Kleine Kinder brauchen viel Schlaf.

Würde man diesen Satz am Ende mit erhobener Stimme sprechen, also mit einem Fragezeichen?
Dann würde man diese Aussage infrage stellen.
Oder könnte man diesen Satz laut und energisch sprechen – mit einem Ausrufezeichen, zu einem Kind vielleicht, das nicht schlafen will?
Das Kommunikationsziel wäre dann glatt verfehlt. Denn jeder weiß, dass man zum Schlaf Ruhe benötigt.
Also spricht man den Satz mit ruhiger, ziemlich gleich bleibender Stimme, die am Ende leicht abfällt. Man benutzt die Intonation des Aussagesatzes und setzt am Ende einen Punkt.

Warum kann ein Pinguin nicht fliegen?

Mit welcher „Melodie“ spricht man diesen Satz?
Laut, energisch, ausrufend?
Der arme Pinguin! Er kann doch nichts dafür, dass er nicht fliegen kann. Also bleibt nur, danach zu fragen, mit einem Fragesatz, und diesen mit einem Fragezeichen zu beenden.

Pass gut beim Überqueren der Straße auf!

Keine Frage! Die könnte lebensgefährlich werden. In diesem Satz steckt Energie. Dieser Satz ist eine ernst gemeinte Aufforderung. Schau dir das Verb an, es steht in der Befehlsform (im Imperativ)! Und so ist auch die Stimmführung im Aufforderungssatz, befehlend, keinen Widerspruch duldend. Denn der Sprecher/Schreiber hat die unbedingte Absicht, dass der Kommunikationspartner, der Hörer oder Leser, seiner Aufforderung nachkommt. Ausrufezeichen!
Welches Schlusszeichen gesetzt wird, vermittelt die Übung 2.

Übung 2


Setze die richtigen Satzschlusszeichen (! . ?). Sprich anschließend die Sätze und achte einmal ganz bewusst auf deine Stimmführung.

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