Unter Rundfunk versteht man das ungerichtete Ausstrahlen von Sendungen an eine nicht näher bestimmte Allgemeinheit. In der Anfangsphase war Rundfunk mit Radio identisch. Mit der Einführung des Fernsehens bedeutet Rundfunk beides. Häufig wird aber die Wendung „Rundfunk und Fernsehen“ gebraucht. Richtig muss es heißen: Radio/Hörfunk und Fernsehen. Der Gegensatz von Rundfunk ist Richtfunk.
In Deutschland begann der öffentliche Rundfunk am 29. Oktober 1923 mit einem einstündigen Programm. Zunächst konnte nur live gesendet werden oder von (Schellack-)Schallplatten. Die Programme bestanden vor allem aus Vorträgen, Nachrichten, klassischer Musik und Liveübertragungen. Später kamen Hörspiele als eine rundfunkeigene Darbietungsform hinzu.
In der Weimarer Republik war der Rundfunk privatrechtlich organisiert. Der Staat hatte sich aber Zensur- und Zugriffsmöglichkeiten gesichert.
1926 wurde als Dachorganisation die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft gegründet. Sie gehörte zu 51 % der Reichspost. Damit hatte die Regierung jederzeit das Recht, den Rundfunk für ihre Zwecke zu nutzen.
Ende der 20er-Jahre stieg die Programmleistung von 1 Stunde pro Tag auf bereits 14 Stunden.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Rundfunk ein wichtiges Führungsmittel. JOSEPH GOEBBELS wurde Reichspropagandaminister und damit auch Beherrscher des Rundfunks. Der Rundfunk wurde das wesentliche Propagandainstrument. Weite Verbreitung fand das Radio mit der zielgerichteten Einführung des Volksempfängers. Mit diesem absichtlich preiswerten Gerät stieg die Anzahl der Empfangsgeräte von 4,2 Millionen auf 16 Millionen (1930 bis 1936).
Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs schwankte die Programmgestaltung. Neben vermehrt kulturellen Programmen nahmen vor allem ab 1938 propagandistische Programme zu.
Im Zweiten Weltkrieg setzte ein wahrer „Ätherkrieg“ ein. Schmähkritik und unwahre Meldungen waren an der Tagesordnung. Trotz Abhörverbot erreichte vor allem das deutsche Programm der BBC in Deutschland ein wachsendes Publikum. Der deutsche Propagandaapparat war darauf besonders technisch schlecht eingestellt. Drastisches Gegenmittel war die Todesstrafe für diejenigen, die Informationen von Auslandssendern weitergaben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Rundfunk von den Besatzungsmächten neu organisiert. In den westlichen Besatzungszonen wurde nach dem Modell der BBC das öffentlich-rechtliche Modell realisiert. In jedem Bundesland wurden eigene Rundfunkanstalten geschaffen:
So entstanden der NWDR, aus dem später der WDR, der NDR und der SFB hervorgingen, der Bayerische, der Hessische, der Süddeutsche Rundfunk sowie der Südwestfunk, Radio Bremen und später der Saarländische Rundfunk.
Eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt dient der Allgemeinheit und verwaltet sich selbst. Der Staat hat keinen unmittelbaren Einfluss auf die Programmgestaltung. Ein demokratisches Vertreterorgan (in der Regel der Rundfunkrat) nimmt Kontroll- und Aufsichtsfunktion wahr.
Im Osten wurden von der sowjetischen Besatzungsmacht anfangs Landessender eingerichtet. Mit der Auflösung der Länder entfielen sie. Sie wurden durch drei zentrale Programme ersetzt. Es erfolgte eine zentrale Programmplanung. Kurz vor der Wende hatte der DDR-Rundfunk fünf Voll- und zwölf Regionalprogramme sowie ein landesweites Jugendradio (DT 64). Nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten wurde nach dem westlichen Modell der Rundfunk in den neu gegründeten Ländern neu organisiert. Der MDR versorgt die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, der ORB Brandenburg und der NDR Mecklenburg-Vorpommern.
Mitte der 1980er-Jahre etablierte sich neben dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk auch der privatrechtlich organisierte Rundfunk. Seitdem sprechen wir vom dualen Rundfunksystem.
Die ausschließlich werbefinanzierten Privatsender haben einen anderen Programmstil. Er zeichnet sich aus durch:
Entscheidendes Kriterium ist nicht in jedem Falle die Qualität, sondern die Einschaltquote.
War in den 1950er-Jahren der Rundfunk ein relativ einseitiges Kommunikationssystem, änderte sich die Radiokultur in den 1960er-Jahren erheblich. Kultur von oben war nicht mehr erwünscht, die Hörer wollten teilnehmen. Während der Studentenunruhen wurde besonders der manipulative Charakter des Rundfunks kritisiert. Er orientiere sich nicht an den Interessen der Hörerinnen und Hörer, sondern sei ein Herrschaftsinstrument.
Eine Reaktion des Rundfunks war, kritische Journalisten einzusetzen, die das Hörerpublikum beteiligen konnten. Der WDR rief z. B. Sendungen wie „Funkhaus Wallrafplatz“ oder „Hallo Ü-Wagen“ ins Leben.
Der Rundfunk als Massenmedium informiert schneller und aktueller, als es die Printmedien vermögen. Er ist abwechslungsreich durch Musiksendungen, Diskussionsrunden, Vorträge, Kritiken, Liveübertragungen, Nachrichten aus dem In- und Ausland usw.
Wenn durch das Fernsehen auch anfangs der Anteil der Hörer stärker zurückging, so liegt seine Nutzung inzwischen wieder fast gleichauf mit dem Fernsehen. Das Radio ist in den Morgenstunden und als Begleiter im Auto (auch durch seinen Verkehrsfunk, Bild 1) sehr gefragt.
Die Mediennutzung des Hörfunks lag 2001 bei 33 %, die des Fernsehens bei 35 %. Im Vergleich hierzu werden Printmedien mit 14 % relativ gering genutzt. Der Anteil der PC-Nutzung lag bei 3 %. Letzterer soll allerdings bis 2015 auf 18 % gesteigert werden. Damit steigen aber auch die Ausgaben je Haushalt. Werden für die Nutzung der elektronischen Medien heute monatlichca . 28 € ausgegeben, werden es 2015
etwa 82 € sein.
Mit dem Trend zu den elektronischen Medien wird die Fähigkeit der Nutzer für den zielgerichteten Umgang wachsen. Probleme werden in der Abnahme der Konzentration und Ausdrucksfähigkeit gesehen sowie in zunehmenden Defiziten in der Schreib- und Lesefähigkeit. Eine verstärkte Individualisierung könnte mit einer Abnahme außerhäuslicher Aktivitäten einhergehen.
Gerade hinsichtlich der Verbesserung der Ausdrucksfähigkeit hat der Rundfunk (Hörfunk und Fernsehen) eine Chance, die noch nicht stark genug genutzt wird.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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