Das Rollenspiel ist die dramatische (handelnde) Form des Gesprächs. Das Thema wird Gegenstand gestalteter Nachahmung durch mehrere Personen.
Über das Rollenspiel können Anregungen, Einsichten und Spaß gewonnen werden. Es bietet die Möglichkeit,
- sich und andere auf interessante, häufig unübliche Weise verstehen zu lernen,
- Vorgänge und Sachverhalte besser einordnen zu können,
- Probleme in ihrer Vielschichtigkeit aufzuzeigen und anzuregen, sich mit ihnen zu beschäftigen.
Vorbereitung eines Rollenspiels
Voraussetzungen für ein Rollenspiel sind die Entscheidung für ein Thema und eine spielerische Neigung der Schüler. Letzteres ist dann besonders nützlich, wenn auch stumme Spielszenen vorgesehen sind (denkbar beispielsweise zum Thema „Gewalt in der Familie“).
Gibt es außer dem Thema noch keine weitere Idee zur Gestaltung eines Spiels, können Spielablauf und die Rollen mit den Schülern selbst erarbeitet werden. Der Inhalt wird gemeinsam erdacht, die Kreativität aller genutzt. Das fördert die Identifizierung mit dem Spiel und die Rollen werden für die Spieler „maßgeschneidert“.
Anwendungsbeispiel:
Das Thema „Verhaltensweisen, die wir alle nicht mögen“ könnte gewählt werden. Kleine Teams könnten dann jeweils selbstständig eine bestimmte Verhaltensweise auswählen und sich dafür Texte ausdenken. Und es könnten dafür auch geeignete Requisiten gesucht werden.
- Möglicherweise werden nicht alle Beteiligten die Verhaltensweisen, die aufs Korn genommen werden sollen, gleich einschätzen. Es ist auch denkbar, dass sich zwei, drei, die in der Gruppe öfter geschnitten werden, zusammentun und ihr Problem in seinen Auswirkungen darstellen wollen.
Es kann sein, dass Teams unter verschiedenen Aspekten bestimmte Verhaltensweisen aufgreifen. So könnte ein Team das Thema „Der ewige Abschreiber“, ein anderes das Thema „Ehrlich währt am längsten?“ spielen. Die einen bringen eine konkrete Sache aus dem Schulalltag auf den Punkt, die anderen greifen Unehrlichkeit als allgemeines Thema auf. In dieser Hinsicht sollte die Fantasie freien Lauf haben. - Klug ist es, sich kurze Dialoge auszudenken. Es sollte nur so viel gesagt werden, wie nötig ist; und das in der Sprache, in der entsprechende Situationen auch ablaufen. Im „Abschreiber“-Rollenspiel könnte es beispielsweise heißen:
„ ... eh, haste mal Mathe?“ und nicht: „Könntest du mir einmal die Mathematikhausaufgaben zeigen?“
Wenn es möglich ist, überträgt man eine bestimmte Rolle jemandem, der auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann. - Mit Rollenspielen lassen sich auch Konfliktsituationen und unterschwellige Probleme nachspielen, darauf zielend, Lösungswege zu suchen. Denkbar ist beispielsweise, einen Konflikt durch die Spieler darstellen zu lassen und die Szene dann abrupt abzubrechen. Die Zuschauer werden dann aufgefordert, Vorschläge für einen möglichen Spielausgang zu machen. Das kann im Klassenrahmen geschehen, bei einer Problematik von allgemeinem Interesse, aber auch auf einem Schulfest oder bei einem anderen schulischen Ereignis.
Gestaltungsformen und -arten von Rollenspielen
Es gibt verschiedene Formen und Möglichkeiten, Rollenspiele zu gestalten.
- Rollentausch
Eine gute Möglichkeit, ein Spiel mit wechselnder Rollenbesetzung zu gestalten, ist eine Gerichtssituation. Dabei könnten verschiedene Grundszenen, beispielsweise „Taschendiebstahl“ oder „Mutprobe“ von immer neuen Schülern gespielt werden.
Man einigt sich nur auf einige wenige Eckpunkte für die zu spielende Geschichte, sodass jeder Mitspieler auch eigene Ideen einbringen kann.
Wichtig ist, dass die Rollen immer wieder getauscht werden. Das heißt: ein Schüler spielt in einer Szene einen Richter oder Schöffen, in einer anderen die Rolle des Angeklagten. Dadurch können konträre Situationen nachempfunden werden.
Ein solches Rollenspiel bedarf einer etwas stärkeren Vorbereitung. Denn es geht nicht nur um die Erfahrung, sich selbst in verschiedene Rollen hineinzudenken, sondern auch darum, sich Kenntnisse und Wissen über Gerichtsvorgänge anzueignen. - Gestaltung literarischer Texte
An Schulen findet das Rollenspiel häufig bei der Gestaltung literarischer Texte Anwendung – zu Weihnachten, Ostern oder am Tag der offenen Tür. Meist sind es Theatergruppen, die viel Zeit für Proben verwenden, um vor einem größeren Zuschauerkreis auswendig gelernte Monologe und Dialoge wirkungsvoll vorzutragen.
Wichtig ist hier, dass das Stück für die Schüler oder von Schülern selbst geschrieben wird. - Stegreifspiel
Im Stegreifspiel, einer Form des Rollenspiels, werden Szenen ohne eine Textvorgabe dargestellt. Fest stehen lediglich das Thema der Spielsituation und die Typen, die dargestellt werden sollen. Das Spiel entwickelt sich sozusagen erst vor den Augen der Zuschauer.
Wenn Schüler das Thema aus ihrem erlebten Umfeld nehmen, schafft das oft eine besondere Spannung.
Beispiel
Thema: „Zeugnistag“
Spielsituation: ein versetzungsgefährdeter Schüler erhält sein Zeugnis vom Lehrer und muss anschließend seinen Eltern klar machen, dass er wieder ein so schlechtes Zeugnis hat.
Typen: Der Lehrer setzt hauptsächlich auf Ermahnungen, der Vater ist ein jähzorniger Mensch.
Koffertheater
Beim Koffertheater als einer Form des Stegreifspiels geht es auch um eine relativ freie Spielhandlung. Vorgegeben sind hier die Requisiten, die sich im Koffer befinden. Sie sind zu einem Thema ausgewählt worden, das von den Schülern erkannt oder von ihnen benannt wird, um dann das Thema aus dem Stegreif zu gestalten.
Stegreifszenen können gut in den Unterricht eingebaut werden, sie können den Sinn einer Geschichte, eines Märchens, einer Sage oder eines anderen Textes verdeutlichen. Vor allem im Sprachunterricht trainieren sie das Können, verschiedene Kenntnisse situationsgerecht und fantasiereich anzuwenden. In jedem Fall lässt sich dabei gut das Improvisieren lernen.
Kabarett/Sketch
Zu den anspruchsvolleren Formen des Rollenspiels gehört das Schreiben und Spielen von Sketchen. Schülern ist dafür eine fachliche Anleitung zu empfehlen. Gibt es einen guten Schreiber für die Texte, kann es durchaus lohnenswert sein, einen Sketch zu probieren und aufzuführen.
Grundlegend sollte man beachten:
- Immer erst das Thema festlegen und ausformulieren.
- Klarheit über Ausgangssituation und Absicht schaffen.
- Spieltypen bzw. handelnde Personen mit bestimmten Verhaltensweisen kennzeichnen.
- Erst die Grundlinie der Hauptdialoge, dann den „Fein“text des Dialogs schreiben. Zuletzt sollten jedes Wort und jede Pause stimmen.
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Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.