Morphologie ist die Formenlehre der Sprache. Sie ist die Wissenschaft von den Formveränderungen, denen die Wörter durch Deklination und Konjugation unterliegen.
Der ursprüngliche deutsche Begriff war „Formenlehre“, was genau dem griechischen Ausdruck entspricht. „Morphologie“ ist der Biologie entlehnt. Die biologisch-linguistischen Parallelen des 19. Jahrhunderts (Sprache als Organismus) sind heute jedoch ohne Bedeutung.
Indem die Morphologie die Strukturen der Wörter und ihre Veränderungen untersucht, setzt sie diese in Beziehung zu den damit verbundenen Bedeutungen und Bedeutungsveränderungen. Das ist weder Gegenstand der Phonologie/Phonetik noch der Syntax. In alten Grammatiken nahm die Morphologie den wichtigsten Platz ein. Das hat sich im 19. Jahrhundert geändert (seit K. F. Becker [1775–1849]).
Die Kombination von Morphemen zu größeren Komplexen, wie Phrasen oder Sätzen, gehört nicht zum Gegenstand der Morphologie; auch nicht die Betrachtung der Wörter als Kombinationen von Phonemen. Morphologie ist die Theorie, die den Weg vom Morphem zum Wort beschreibt.
Es gibt eine Hierarchie
Phonem – Morphem – Wort – Satz – Text.
Dennoch ist es möglich, dass bestimmte Einheiten gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen gültig sein können:
Wichtige Grundbegriffe der Morphologie sind Morphem, Amorph, Morph, Allomorph, Lexem, Wort.
Morpheme sind die kleinsten bedeutungstragenden und grammatischen Einheiten in einer Sprache. Durch die Morpheme wird eine Beziehung zwischen Formen und Bedeutungen unterhalb der Wortebene hergestellt. Morpheme sind abstrakte Einheiten.
Amorphe sind Einheiten, die zwar selber nicht in das morphologische System eingegliedert sind, aber als Basis von Ableitungen dienen können.
Beispiele:
Morphe sind die konkreten Einheiten, die als Bestandteile von Wortformen auftreten. Es sind die kleinsten bedeutungstragenden Einheiten einer Äußerung. Morpheme werden durch Morphe realisiert. Eine Wortform ist somit eine endliche Kette von Morphen.
Beispiele:
Morphe mit gleicher Form und unterschiedlicher Bedeutung heißen homonym. Sie gehören dann verschiedenen Morphemen an.
Allomorphe sind Morphe, die Morpheme unter bestimmten Bedingungen realisieren. Allomorphe sind Elemente der Mengen, die den Morphemen entsprechen. Hinsichtlich der Ähnlichkeit in der Form lassen sich in solchen Mengen zwei Fälle deutlich unterscheiden:
1. Bestimmte Allomorphe weisen untereinander keinerlei Ähnlichkeit auf.
Beispiele:
Das sind Formen, die tatsächlich keinen Zugang besitzen.
2. Es gibt Ähnlichkeiten zwischen den Amorphen.
Beispiele:
In solchen Fällen ist es sinnvoll, die Ähnlichkeiten in Regeln zu fassen. Dies sind Umformungsregeln, die es gestatten, aus einem Allomorph – dem Basisallomorph – die übrigen herzuleiten.
Lexeme sind (wie Morpheme) abstrakte Einheiten, und zwar Ketten von Morphemen. Sie werden durch Wortformen realisiert, d.h. durch Ketten von Morphen. Die Wortformen geben die Formen des Lexems an, die beim Lexem selbst nicht bestimmt sind.
Lexeme | bestehen aus | Morpheme(n) |
werden | werden | |
realisiert | realisiert | |
durch | durch | |
Wortformen | bestehen aus | Morphe(n) |
Wort
Bei der Definition dieses Begriffs sind verschiedene Auslegungen oder Varianten möglich:
• Grammatisches Wort
Darstellung bestimmter grammatischer Eigenschaften.
Beispiele:
Welches grammatische Wort tatsächlich vorliegt, ist durch die Äußerung bestimmt. Bei den grammatischen Wörtern geht es primär um ihre grammatischen Eigenschaften und weniger um ihre Form.
• Phonologisches Wort
Wortformen, innerhalb derer bestimmte „Phänomene“ auftreten. Solche Phänomene sind:
• Orthografisches Wort
Einheiten zwischen zwei aufeinanderfolgenden Leerstellen in geschriebenen Äußerungen. Dieser Begriff korrespondiert sehr eng mit dem Begriff „Wortform“.
Beispiele:
hast'n für hast du ihn; abtrennbare Verbzusätze im Deutschen: anrufen – ich rufe an
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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