Konrad Duden

Lebensgeschichte

KONRAD ALEXANDER FRIEDRICH DUDEN wurde am 03.01.1829 als zweites Kind von JOHANN KONRAD DUDEN und seiner Frau JULIANE CHARLOTTE auf dem Hof Bossigt bei Wesel am Niederrhein geboren. Sein Vater betrieb einige Jahre auf dem Hof eine Branntweinbrennerei, die er jedoch aus wirtschaftlichen Gründen 1833 aufgab. Danach zog er mit der Familie in die Stadt Wesel. Dort eröffnete er ein „Commissions- und Adress-Comptoir“. Aber auch dieses Unternehmen war nicht von Erfolg gekrönt. Die Familie zog in Wesel mehrmals um, verließ, als Konrad 8 Jahre alt war, die Stadt und ließ sich in Dinslaken nieder. In dieser Zeit war die Familie weiter gewachsen. So hatte Konrad neben einem älteren Bruder, der allerdings in jungen Jahren starb, noch weitere drei Brüder und drei Schwestern. In den Jahren 1845/46 übersiedelte die Familie ins Ruhrgebiet und von dort nach Soest.

Trotz finanzieller Schwierigkeiten besuchte Konrad 1837 bis 1846 das Gymnasium in Wesel und legte dort 1846 das Abitur mit einem insgesamt recht guten Zeugnis. ab. Zu seinen Leistungen im Fach Deutsch wurde allerdings einschränkend festgestellt: „Sein deutscher Stil ist korrekt und zeugt von Nachdenken; die Kenntniß der Litteratur ist befriedigend.“

1846 ging er an die Universität Bonn, um Philosophie, klassische Philologie, Geschichte und deutsche Sprache und Literatur zu studieren. Bonn war in jenen Jahren zu einem Zentrum der antifeudalen Studentenbewegung geworden. Professor ERNST MORITZ ARNDT – der in den Befreiungskriegen 1812/13 gegen Napoleon eine Rolle gespielt hatte und wegen seines politischen Engagements von den preußischen Behörden mehrfach gemaßregelt wurde – lebte dort. Die Burschenschaft – 1818 in Jena gegründet – spielte in dieser Zeit eine große Rolle. DUDEN war vom Gedankengut der Burschenschaft begeistert und schloss sich bald nach seiner Ankunft in Bonn ihrem fortschrittlichen Flügel, der bürgerlich-demokratisch ausgerichteten Korporation „Germania“, an.
Er trat für politische Freiheit, für die Reichseinheit und eine demokratische Verfassung ein.

1848 brach DUDEN nach nur vier Semestern sein Studium ab, vermutlich weil seine Familie nicht länger in der Lage war, es zu finanzieren, aber auch, weil die Aussicht, nach bestandenem Examen als Lehramtskandidat an einer öffentlichen Schule möglicherweise jahrelang ohne Bezahlung arbeiten zu müssen, für ihn nicht erstrebenswert war. DUDEN nahm eine Stellung als Hauslehrer in Frankfurt am Main an. Bei der Wahl der Hauslehrerstelle bei Familie SOUCHAY hatte DUDEN ausgesprochenes Glück, denn so erlangte er nicht nur eine gewisse finanzielle Sicherheit, sondern konnte auch seine Sprachkenntnisse durch längere Auslandsreisen vertiefen. Er hatte Kontakt zu verschiedenen Vertretern des gebildeten Bürgertums und gewann an gesellschaftlichen Erfahrungen. Es blieb ihm auch noch genügend Zeit, seine in Bonn begonnenen Studien fortzuführen. So konnte er sich nach 6 Jahren doch noch der Staatsexamensprüfung stellen. Er bestand das Examen mit „Im ganzen befriedigend“ und erhielt die Empfehlung, nicht nur sein Wissen in deutscher Literaturgeschichte, sondern auch in deutscher Grammatik zu verbessern.

Im Alter von 25 Jahren begann DUDEN am bekannten Archigymnasium in Soest zu arbeiten. Durch einen Ministerialerlass wurde DUDEN die Probezeit erlassen, und es wurde ihm gestattet, wieder eine Hauslehrerstelle anzunehmen. Dies tat er im gleichen Jahr bei einem Kaufmann namens GUSTAV JACOB, der nahezu das ganze Jahr in Genua in Oberitalien lebte. Er lernte dessen Tochter ADELINE JACOB kennen, die später seine Frau wurde. Während der Probezeit in Soest schrieb DUDEN an seiner Dissertation. Im Dezember wurde er Doktor der Philosophie. Im Jahre 1858 verwirklichte DUDEN sein eigentliches Berufsziel und wurde Lehrer am Archigymnasium in Soest. 1861 heiratete er ADELINE JACOB. Es wurden die Kinder GUSTAV (1862–1927), JULIA (1863–1944), KONRAD (1864; starb als Kind), PAUL (1868–1954) und weitere vier zwischen 1870 und 1875 (EDUARD, BERTHA, KURT und KARL) geboren. DUDEN wurde aufgrund seiner Tätigkeit am Archigymnaiusm und wegen seines öffentlichen Engagements für die Stadt bald beliebt und bekannt. Auch außerhalb des Unterrichts beschäftigte er sich mit pädagogischen Problemen.

1868 erhielt er die Berufung zum Direktor nach Schleiz an das Gymnasium „Rutheneum“. Gleich am Anfang seiner Tätigkeit begann DUDEN das Gymnasium zu reformieren. Er führte einen neuen Lehrplan ein und passte so die Schule den Bedürfnissen der Zeit an. In Deutschland war die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts durch zunehmende Industrialisierung aufgrund der Entwicklung von Naturwissenschaft und Technik gekennzeichnet. So verlängerte DUDEN die Schulzeit von 7 auf 9 Jahre für die Abiturreife, führte sogenannte Realklassen ein, in denen verstärkt Naturwissenschaften, Mathematik und Sprachen gelehrt wurden und die ihren Abschluss (mittlere Reife) nach der 10. Klasse machten. Er änderte die Lehrpläne der einzelnen Klassen, sodass einige Fächer wie Schönschreiben und Tonlesekunst wegfielen, kürzte den Religionsunterricht, integrierte musische Fächer, wie Turnen und Singen, und legte besonders auf die pädagogische und wissenschaftliche Qualifizierung seiner Lehrer Wert.

Neben der Schule engagierte sich DUDEN auch im öffentlichen Leben. So gründete er 1871 den „Allgemeinen Bildungsverein“, der mit einer heutigen Volkshochschule vergleichbar war. Dieser Verein diente der Bildung von Jugendlichen, die kein Gymnasium besuchen konnten. Der Verein besaß eine eigene Bibliothek, die für „ganz Unbemittelte“ kostenlos offen stand.
1876 ging er von Schleiz an das Hersfelder Gymnasium. Ähnlich wie das Schleizer Gymnasium bedurfte auch dieses umfangreicher Reformen, die DUDEN trotz seines eigentlichen Hauptziels, der Reform der Rechtschreibung, durchsetzte. Trotz seiner starken Arbeitsbelastung fand DUDEN aber noch genügend Zeit am geselligen Leben teilzunehmen. Seine rheinische Fröhlichkeit und sein Witz erfreuten sich größter Beliebtheit.
Folgende Anekdoten sprechen für sich. Einer jungen Dame, die ihn fragte, ob das Erlernen der englischen Sprache schwer sei, antwortete er: „Keineswegs, Sie brauchen nur immer für die deutschen Wörter die entsprechenden englischen einzusetzen.“
Bei einer anderen Gelegenheit gewann er eine Wette gegen einen Justizrat, der sich mit seinen guten Sprachkenntnissen brüstete. DUDEN behauptete, einen im Deutschen einwandfreien Satz mit sechsmal „die“ hintereinander zu kennen. 50 Flaschen Wein waren der Gewinn für DUDENS Satz „Die, die die, die die Dietriche erfunden haben, verdammen, tun Unrecht.
Generationen von Hersfelder Gymnasiasten haben bei DUDEN ihr Abitur abgelegt. 1894 konnte er sein fünfundzwanzigjähriges Jubiläum als Direktor und 1904 sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum feiern.

1905 beendete er den Schuldienst und trat in den Ruhestand. Er zog schon wenige Tage danach mit seiner Frau nach Wiesbaden-Sonnenberg. Dort verbrachte er die letzten Lebensjahre und arbeitete hauptsächlich an weiteren Ausgaben seines Rechtschreibwörterbuches.
1911 erlebte er noch die Veröffentlichung der 8. neu bearbeiteten Auflage des „Orthographischen Wörterbuches“.
Kurz nach der Feier seiner goldenen Hochzeit erkrankte DUDEN und starb wenige Tage später am 1. August 1911 im Alter von 83 Jahren.
Vier Jahre nach seinem Tod kam die 9. und 1929 die 10. Auflage – erstmals mit dem Titel „Der große Duden“ – heraus.
Im Jahre 2006 erschien der „Duden – Die deutsche Rechtschreibung“ als 24. Auflage mit 125 000 Stichwörtern, 500 000 Beispielen, Bedeutungserklärungen und Angaben zur Worttrennung, Aussprache, Grammatik und Etymologie.

Lebenswerk

Schon zu Beginn seiner Lehrtätigkeit sah DUDEN den bedauerlichen Zustand der deutschen Rechtschreibung seiner Zeit. Die Ortografie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war gekennzeichnet durch Uneinheitlichkeit, Willkür und Verwirrung. Zwar hatten mehrfach Grammatiker und Schriftsteller wie ZESEN, KLOPSTOCK und ADELUNG Möglichkeiten der Verbesserung vorgeschlagen, aber die Uneinheitlichkeit nahm eher zu. Besonders herauszuheben ist allerdings die Leistung JACOB GRIMMS, der feststellte, dass die deutsche Rechtschreibung nicht einheitlichen Prinzipien folge und in vielen Punkten unzweckmäßig sei. Er schlug deshalb vor, sie nach dem Vorbild des Mittelhochdeutschen umzugestalten – also eine Sprachreform durchzuführen, die aber nicht durchgesetzt werden konnte. Allerdings hätte GRIMMS historische Ortografie den Zustand noch verschlimmert.
Zu Beginn seiner Arbeit als Direktor in Schleiz verlangte DUDEN von seinen Lehrern die Anwendung einheitlicher Rechtschreibregeln, die er formulierte. Diese aufgestellten Regeln wurden 1871 mit kurzen Erläuterungen unter dem Titel „Zur deutschen Rechtschreibung“ im Jahresbericht des Schleizer Gymnasiums veröffentlicht. Sie verbreiteten sich schnell deutschlandweit und so verwundert es nicht, dass schon 1872 beim Verlag B. G. Teubner „Die Deutsche Rechtschreibung“ mit dem Untertitel „Abhandlungen, Regeln und Wörterverzeichniß mit etymologischen Angaben“ für die „oberen Klassen höherer Lehranstalten und zur Selbstbelehrung für Gebildete“ erschien. Dieses Buch, das 160 Seiten umfasst, enthielt neben den Rechtschreibregeln auch eine Abhandlung über die deutsche Rechtschreibung und ein Wörterverzeichnis. Trotz erster Erfolge war der Durchbruch für eine einheitliche Rechtschreibung schwierig. Die 1. Orthographische Konferenz 1876 endete mit einem Fiasko. Es erfolgte keine Einigung auf eine allgemeingültige gesamtdeutsche Rechtschreibung. Die Regierungen der größeren deutschen Länder wie Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden gaben wie bisher eigene orthografische Regelbücher heraus. Schulorthografien waren seit den 1850-er Jahren in den deutschen Ländern erschienen. DUDEN benutzte die von W. WILMANNS für die preußischen Schulen entwickelten Regeln.

Doch DUDEN gab nicht auf. In mühevoller Kleinarbeit verglich er die Regelbücher und kam zu dem Schluss, dass sie sich bei der Behandlung einzelner Wörter zum Teil erheblich unterschieden, dass sie aber auf ähnlichen allgemeinen Prinzipien beruhten und bei gutem Willen aller Beteiligten eine Vereinheitlichung möglich wäre.
1880 legte DUDEN sein „Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache“ mit ca. 28 000 Stichwörtern vor (Abb. 2). Gegenüber dem „Schleizer Duden“ von 1872 ist das „Vollständige Orthographische Wörterbuch“ von 1880 der erste auf amtlichen Festlegungen für ganz Deutschland beruhende Ratgeber zur deutschen Rechtschreibung. Damit stellt dieses Buch also den ersten „Duden“ dar, der im Verlag Bibliographisches Institut in Leipzig – wie sämtliche nachfolgenden Auflagen – erschien.
Dieser „Duden“ war für die Schule gedacht, aber auch Setzer, Drucker und Korrektoren benutzten ihn für ihre Arbeit. Wegen der großen Nachfrage erlebte der „Duden“ bereits 1882 die erste Neuauflage. Die dritte Auflage 1887 wurde gründlich überarbeitet und um ca. 1 000 Wörter erweitert. Die 4. Auflage im Jahre 1893 berücksichtigte in der Literatur vorkommende mundartliche Ausdrücke und auch schweizerisches Wortgut. Außerdem wurden erstmals systematisch Fachwörter aus Technik und Landwirtschaft aufgenommen. In der 5. Auflage (1897) wurden zusätzlich Fachwörter der Seefahrt aufgenommen, in der 6. Auflage militärische Fachwörter.
Nach der 2. Orthographischen Konferenz 1901 in Berlin hielt der „Duden“ nun auch in die deutschen Amtsstuben Einzug, was bisher aufgrund des heftigen Widerstandes FÜRST BISMARCKS verhindert worden war. Ergebnis der Konferenz war die 7. Auflage des Dudens mit dem Titel „Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache – nach den für Deutschland, Österreich und die Schweiz gültigen amtlichen Regeln“ mit über 7 000 Stichwörtern mehr als in der 1. Auflage. Da der Arbeitsaufwand für einen Mann allein zu groß war, bildete sich die sogenannte „Dudenredaktion“ am Bibliographischen Institut, die auch heute noch die Neuauflagen des „Dudens“ bearbeitet.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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