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- 2 Sprachgeschichte und Kommunikation
- 2.2 Entwicklung der Schrift
- 2.2.1 Bilderschrift
- Jean François Champollion
Der französische Ägyptologe JEAN-FRANÇOIS CHAMPOLLION entzifferte 1822 die ägyptischen Schriftzeichen auf dem Stein von Rosetta, auf dem ein königliches Dekret der Priester von Memphis aus dem Jahre 196 vor Christus in hieroglyphischer und griechischer Übersetzung festgehalten war. CHAMPOLLION erschloss daraus das hieroglyphische Schriftsystem. In Anerkennung seiner Verdienste wurde für ihn 1829 am Collège de France in Paris der erste Lehrstuhl für Ägyptologie überhaupt eingerichtet.
JEAN-FRANÇOIS CHAMPOLLION wurde am 23.12.1790 in Figeac (Département Lot) als zweiter Sohn einer Buchhändler-Familie geboren. Er galt als Wunderkind. Bevor JEAN-FRANÇOIS eingeschult wurde, konnte er bereits lesen und schreiben. Er erhielt auch Privatunterricht und später in Grenoble eine Ausbildung. Der Physiker FOURIER, der die Begabung des kleinen JEAN-FRANÇOIS erkannt hatte, förderte ihn ebenfalls.
Im Alter von 11 Jahren las er bei seinem Bruder die Zeitschrift „Courier de l'Egypte“, in der er den Stein von Rosetta abgebildet sah. Auf diesem Stein stehen drei Texte: einer in hieroglyphischer, einer in demotischer (ab dem 8. Jh. v.Chr. im alten Ägypten weiterentwickelte Schrift des Hieratischen) und einer in griechischer Schrift. Nur die letzte konnte leicht entziffert werden. Es handelte sich um eine Dankesrede von Priestern an den Pharao PTOLEMAIOS V. EPIPHANES (204–180 v.Chr.). CHAMPOLLION nahm sich vor, die Hieroglyphen zu entziffern und begann Griechisch und Latein zu lernen.
Als Fünfzehnjähriger begann er ein Studium an der Akademie der Wissenschaften in Grenoble. Er lernte Chinesisch und andere „exotische“ Sprachen in der Hoffnung, dem Ägyptischen näherzukommen. Das gelang aber nicht, weil das Koptische (Schriftnachfolger der alten Ägypter) ein Schlüssel zur Entzifferung der Hieroglyphen ist. Nach einjährigem Studium beschloss CHAMPOLLION, seine Studien in Paris fortzusetzen. Als Abschiedsrede in der Akademie las er die Einleitung aus seinem Buch „Ägypten unter den Pharaonen“. Der Präsident der Akademie war so begeistert, dass er ihm die Mitgliedschaft in der Akademie anbot.
1809 kehrte CHAMPOLLION wieder nach Grenoble zurück. Hier arbeitete er als Geschichtsprofessor an der Universität. Für Spottlieder, die er als begeisterter Napoleon-Anhänger gegen die vom französischen Königsthron vertriebenen Bourbonen schrieb, wurde er von den dann wieder zurückgekehrten Bourbonen nach Italien verbannt. Die Verbannung wurde aber bald aufgehoben, und er widmete sich wieder seinen Forschungen.
1821 kehrte CHAMPOLLION nach Paris zurück. Da der Stein von Rosetta nach der verlorenen Schlacht bei Alexandria nach England verschleppt worden war, bemühte er sich um eine Kopie des Steines. Diese erhielt er auch bald und er setzte seine Hieroglyphen-Studien fort. Am 14.09.1822 war sich CHAMPOLLION sicher, die ägyptischen Namen auf dem Stein von Rosetta sowie Namen aus römischer Zeit lesen zu können.
Er schrieb einen Brief an den Sekretär der Académie française, Monsieur DACIER, und fügte seinen Untersuchungsergebnissen auch ein erstes ägyptisches Alphabet bei. Dabei ahnte er noch nicht, dass er damit den Zugang zum Lesen aller Hieroglyphen geschaffen hatte. Mit der Ausweitung seiner Forschungen auf andere Texte stellte er das erst später fest. Auch gegen die Kritik und den Widerstand anderer Forscher setzte CHAMPOLLION seine Forschungen fort, so auch ab Juli 1828 in Ägypten. Über ein Jahr zog er durch das Land und schrieb Hieroglyphentexte von Tempeln, Gräbern und Obelisken ab.
Im September 1829 kehrte er nach Paris zurück, wo ihm am Collège de France der erste Lehrstuhl für Ägyptologie überhaupt eingerichtet wurde.
1832 starb JEAN-FRANÇOIS CHAMPOLLION an einer Infektion, die er sich wahrscheinlich in Ägypten zugezogen hatte. Erst nach seinem Tod wurden von einem Bruder zwei wichtige Werke CHAMPOLLIONs herausgegeben: „Ägyptische Grammatik“ und „Monumente Ägyptens und Nubiens“.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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