Im 14. und 15. Jahrhundert entwickelten sich in Europa neue philosophische Strömungen, die die Weltanschauung stark verändern sollten und eine Gegenbewegung zur Scholastik und der damaligen kirchlichen Autorität darstellten. Die Würde und die Bedeutung eines jeden Menschen sowie seine freie geistige Entfaltung rückten in den Mittelpunkt des Humanismus. Es entstand das Bild vom Menschen als Individuum. Die Bildung rückte in den Vordergrund. Vorbild und Anreger humanistischer Ideale war die Antike, in der die Menschlichkeit am reinsten entwickelt schien. Der Humanist ERASMUS VON ROTTERDAM suchte einen harmonischen Ausgleich von Antike und Christentum in einem christlichen Humanismus.
Humanismus ist die Bezeichnung für eine philosophische Strömung, die im 14. und 15. Jahrhundert in ganz Westeuropa verbreitet war und sich an der klassischen Antike orientierte. Der Humanismus war Bestandteil des Zeitalters der Renaissance. Die Würde und der Wert des Individuums wurden in den Mittelpunkt der Betrachtungen gehoben. So zeigten die Humanisten ein breites Interesse an Bildungs- und Erziehungsfragen, die im öffentlichen Bewusstsein noch keine Bedeutung besaßen. Ihre Leistungen bestehen in der Wiederentdeckung der römischen Klassiker, besonders der Rhetorik des CICERO. Für die Humanisten wurde die Erschließung alter Quellen und das Erlernen alter Sprachen wichtig. Ein weiteres Ziel sahen die Humanisten in der Entfaltung und Ausprägung aller Anlagen und Kräfte, auch der körperlichen. Die jüngeren Humanisten, vor allem ULRICH VON HUTTEN, kämpften auch gegen Machtmissbrauch und Sittenlosigkeit von Klerus und Papsttum.
Die deutsche Literatur dieser Zeit ist durch den konfessionellen Kampf bestimmt und weitgehend satirisch ausgerichtet.
Gesellschaftliche Veränderungen führten zu einem veränderten Weltbild und Selbstverständnis des Menschen:
Der humanistische Geist zeigte sich im 15./16. Jahrhundert vor allem in den (lateinischen) Schriften
REUCHLIN verfasste das lateinische Drama „Henno“ (1497), eine Bauernkomödie, die zum Vorbild für das lateinische Schuldrama des 16. Jahrhunderts wurde. Es ist die Geschichte des klugen Knechtes, der seinen Herrn betrügt.
Bekannt geworden ist der Flugschriftenstreit zwischen REUCHLIN und PFEFFERKORN. JOHANNES PFEFFERKORN, ein Christ, der sich vom Judentum losgesagt hatte, rief ab 1507 in Flugschriften und Flugblättern, insbesondere im sogenannten „Handspiegel“ (Frühjahr 1511) dazu auf, den Juden ihre Bücher wegzunehmen, sie zu Bekehrungspredigten zu zwingen, ihnen den Geldverleih zu verbieten, sie zu vertreiben oder sie niedere Arbeiten verrichten zu lassen.
REUCHLIN, der ein profunder Kenner des Hebräischen und kabbalistischer Schriften war, setzte sich für den Erhalt der jüdischen Literatur ein. Er sprach sich als einziger vom Kaiser MAXIMILIAN I. eingesetzter Gutachter gegen die Beschlagnahme und Vernichtung aus und erreichte auch schließlich, dass PFEFFERKORN die bereits beschlagnahmten Bücher zurückgeben musste. REUCHLIN betrachtete die jüdische Literatur als Zeugnis für die Wahrheit des Christentums und damit auch als Mittel zur Missionierung der Juden. In seiner Schrift „Augenspiegel“ verteidigte er seine Positionen.
In diesem Streit mit PFEFFERKORN und der Kölner Universität erhielt REUCHLIN Unterstützung aus Kreisen seiner humanistischen Freunde, vor allem durch ERASMUS VON ROTTERDAM. CROTUS RUBEANUS (eigentlich: JOHANNES JÄGER), Mitglied des Erfurter Humanistenkreises, und ULRICH VON HUTTEN verfassten nach Veröffentlichung der „Clavorum virorum epistolae“ (1514 und 1519) die satirisch aggressiven „Dunkelmännerbriefe“ („Epistolae Obscurorum Virorum“, 1515/1517, PDF 1). Der Streit endete erst im Juni 1520 mit der päpstlichen Verurteilung des „Augenspiegels“.
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