Ritterlich-höfische Standesliteratur ist im weitesten Sinne jede Dichtung, die sich formal an der höfischen Gesellschaft orientiert. Höhepunkt der höfischen Dichtung ist die Zeit zwischen 1170 und 1250 (staufische Klassik). Ihre Hauptformen sind der Minnesang, der höfische Roman und die Heldendichtung (siehe Bild 1).
Der Minnesang ist Liebesdichtung. Liebe im Hochmittelalter muss als entsagungsvolles Sehnen nach Tugend und Sittlichkeit verstanden werden. Dafür geht der Ritter in Turnier und Schlacht und freudig in den Tod, denn in der Person der Herrin (frouwe) wird symbolisch die Liebe zu Gott und zu der Jungfrau Maria gesucht.
Ziel des Minnesangs ist also zum einen die charakterliche Läuterung des Ritters, ein würdiges Mitglied der höfischen Gesellschaft zu werden, zum anderen hat der Minnesang ein religiöses Ziel. In den Machtkämpfen jener Zeit wird er vom Papst als miles (Soldat, berittener Reiter) gebraucht.
Minnelyrik variiert einen engen Kreis von Motiven und Formen. Die Gedichte wurden zur Laute gesungen. Dies erforderte eine strenge Gliederung. Die ältesten erhaltenen Minnedichtungen entstanden zur Zeit BARBAROSSAs und gehen auf den KÜRENBERGER zurück. Die bedeutendsten Interpreten waren fahrende Sänger sowohl niederen als auch adeligen Standes.
Im Mittelpunkt der Heldendichtung stand die Darstellung der adligen Führungsschichten. Historische Ereignisse wurden oft nur angedeutet. Bekannte Heldendichtungen waren
Im „
Nibelungenlied
“ wird der Versuch unternommen, die bis dahin offenbar mehrheitlich mündlich überlieferten germanischen Heldenlieder in eine Form zu bringen, die nicht all zu sehr von den Idealen der höfischen Kultur abwich.
Aus den germanischen Wehrbauern wurden Ritter, aus den amazonenhaften Frauen wurden „Friuwen“ = Damen.
„Uns ist in alten mæren / wunders vil geseit
von helden lobebæren / von grôzer arebeit,
von fröuden, hôchgezîten, / von weinen und von klagen,
von küener recken strîten / muget ir nu wunder hœ ren sagen.“
Formen des höfischen Romans
Formen des höfischen Romans sind:
Am Anfang der Geschichte des mittelhochdeutschen höfischen Romans steht HEINRICH VON VELDEKEs „Eneas“, für den u.a. VERGILs „Aeneis“ und der französische „Roman d'Eneas“ die literarischen Vorbilder waren. Während „Eneas“ Stoffe der Antike aufgreift, lehnen sich die höfischen Romane „Tristan und Isolde“ von GOTTFRIED VON STRASSBURG und der „Parzival“ von WOLFRAM VON ESCHENBACH an den Artus-Stoff an.
König ARTUS galt im Mittelalter als Ideal des Ritters. An seinem Hof gibt es einen runden Tisch, an dem sich die (gleichrangigen) Ritter versammeln. Diese Tafelrunde versucht, die ritterlichen Tugenden zu leben.Dazu wird richtiges und falsches Rittertum gegenübergestellt. Die Ritter sind auf der Suche nach dem heiligen Gral, d.h. nach der idealen Gottesfürchtigkeit und der Suche nach Gott. Minnedienst gilt als oberstes Gebot des Ritters.
WOLFRAM VON ESCHENBACHs „ Parzival “ ist von allen Epen des Mittelalters mit über 80 Handschriften am reichsten überliefert. Damit gilt es als das erfolgreichste Werk mit ritterlichem Sujet jener Zeit. Es ist in 25000 Verse und 16 Bücher gegliedert. Die beiden Haupthelden sind Parzival und Gawan, deren Lebenswege sich kreuzen. Am Beginn des Romans steht ein dritter Erzählstrang, in dem die Geschichte der Eltern von Parzival, Gahmuret und Herzeloyde erzählt wird.
„Tristan und Isolde“ von GOTTFRIED VON STRASSBURG ist einerseits sowohl ein Artusroman , andererseits gehört er zugleich zur Gattung des höfischen Liebesroman s.
Die Brautfahrt
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Die Brautfahrt
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Überblick über die ritterlich-höfische Standesliteratur
Stand: 2010
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