Das Gedicht gehört zur Gattung Lyrik. Lyrik kommt vom griechischen „lyra“ = „Leier“, „harfenähnliches Zupfinstrument“.
Zu den Gedichten gehören Sprüche, Lieder, Hymnen, Oden, Sonette, Balladen.
Stärker als in anderen Genres der Literatur spielen die Gefühle eine Rolle. Der lyrische Sprecher teilt sein Verhältnis zum Gegenstand des Gedichts, zur Welt, mit.
In vielen Gedichten wird in der Ich-Form geschrieben. Allerdings darf man nicht auf die Idee verfallen, das Ich des Gedichtes mit dem Dichter selbst gleichzusetzen. Der Autor eines Gedichtes schafft sich seine Instanz, durch die er sich mitteilt: den lyrischen Sprecher.
Manchmal ist der lyrische Sprecher hinter oder in anderen Personen oder Ereignissen versteckt und dennoch sehr präsent, indem es das Geschehen wertet, emotional Stellung bezieht durch treffende Wortwahl, zum Beispiel durch sprachliche Bilder, eindrucksvolle Verben und Adjektive.
Aufgabe der Gedichtinterpretation ist es, dens lyrischen Sprecher zu finden, seine Gedanken und Gefühle, seine Stimmungen und Eindrücke nachzuvollziehen und seine Botschaft, seine Aussage zu verstehen (Inhalt). Es kann auch der biografische Hintergrund des Dichters von Interesse sein, in welcher Zeit er gelebt hat, wann er das Gedicht geschrieben hat, in welcher Lebenssituation. Allerdings wird der Dichter ein lyrisches Erlebnis niemals so erlebt haben, wie er es in seinem Gedicht schildern lässt. Es wäre also falsch, einen Satz zu beginnen mit „Der Dichter will uns damit sagen...“ usw.
Beispiele für den lyrischen Sprecher in der Ich-Form:
SAPPHO
Symptome der Liebe
Scheint er nicht den seligen Göttern ähnlich,
Jener Mann, der dort gegenüber, vor dir
Sitzen darf und nahe den Klang der süßen
Stimme vernehmen,
Und des Lachens lieblichen Reiz! Das hat mir
Starr gemacht das Herz in der Brust vor Schrecken.
Schon ein Blick auf dich, und es kommt kein Laut mehr
Mir aus der Kehle.
Ach, die Zunge ist mir gelähmt, ein zartes
Feuer rieselt unter der Haut mir plötzlich,
Nichts vermag mein Auge zu sehn, ein Rauschen
Braust in den Ohren,
Und der Schweiß rinnt nieder an mir, das Zittern
Packt mich ganz, noch fahler als Gras des Feldes
Bin ich; wenig fehlt, und in tiefer Ohnmacht
Schein ich gestorben.
GEORG HEYM
Berlin I
Beteerte Fässer rollten von den Schwellen
Der dunklen Speicher auf die hohen Kähne.
Die Schlepper zogen an. Des Rauches Mähne
Hing rußig nieder auf die öligen Wellen.
Zwei Dampfer kamen mit Musikkapellen.
Den Schornstein kappten sie am Brückenbogen.
Rauch, Ruß, Gestank lag auf den schmutzigen Wogen
Der Gerbereien mit den braunen Fellen.
In allen Brücken, drunter uns die Zille
Hindurchgebracht, ertönten die Signale
Gleichwie in Trommeln wachsend in der Stille.
Wir ließen los und trieben im Kanale
An Gärten langsam hin. In dem Idylle
Sahn wir der Riesenschlote Nachtfanale.
Beispiele für einen lyrischen Sprecher, der nicht in der Ich-Form auftritt:
KAROLINE VON GÜNDERRODE
Vorzeit, und neue Zeit
Ein schmahler rauher Pfad schien sonst die Erde.
Und auf den Bergen glänzt der Himmel über ihr,
Ein Abgrund ihr zur Seite war die Hölle,
Und Pfade führten in den Himmel und zur Hölle.
Doch alles ist ganz anders jetzt geworden,
Der Himmel ist gestürzt, der Abgrund ausgefüllt,
Und mit Vernunft bedeckt, und sehr bequem zum gehen.
Des Glaubens Höhen sind nun demolieret.
Und auf der flachen Erde schreitet der Verstand,
Und misset alles aus, nach Klafter und nach Schuen.
ALFRED LICHTENSTEIN
Die Dämmerung
Ein dicker Junge spielt mit einem Teich.
Der Wind hat sich in einem Baum gefangen.
Der Himmel sieht verbummelt aus und bleich,
Als wäre ihm die Schminke ausgegangen.
Auf lange Krücken schief herabgebückt
Und schwatzend kriechen auf dem Feld zwei Lahme.
Ein blonder Dichter wird vielleicht verrückt.
Ein Pferdchen stolpert über eine Dame.
An einem Fenster klebt ein fetter Mann.
Ein Jüngling will ein weiches Weib besuchen.
Ein grauer Clown zieht sich die Stiefel an.
Ein Kinderwagen schreit und Hunde fluchen.
Weiterhin beschäftigt sich die Gedichtinterpretation mit der sprachlichen Form eines Gedichtes:
Der Dichter gibt seine Gedanken, Eindrücke, Stimmungen und Gefühle in gebundener Sprache wieder, das heißt sehr konzentriert, verdichtet.
Mit verhältnismäßig wenig Sprachmaterial schafft er einen großen Raum für Bedeutungen.
Von allen literarischen Gattungen ist das Gedicht der Musik am nächsten.
Darum lassen sich die meisten Gedichte auch gut vertonen.
Dichter müssen wahre Meister der Sprache sein, denn von ihr hängen Ausdruckskraft und Ausstrahlung des Gedichts ab. Selbst der Klang der Laute (Klangmalerei) ist bedeutsam.
Der Satzbau in Gedichten muss nicht immer den Regeln der Syntax folgen, dem Dichter bleibt einiger Freiraum. Zum Beispiel werden Wörter weggelassen. (Ellipse).
Manche Dichter wiederholen bewusst Wörter aufeinanderfolgender Sätze, am Satzanfang (Anapher) oder am Ende
(Epipher).
Auch ein gleichförmiger Satzbau (Parallelismus) kann eine bestimmte Absicht verfolgen.
Wirkungsvoll ist es, entgegengesetzte Wörter oder Sätze einander gegenüberzustellen (Antithese).
Der Rhythmus des Gedichtes ergibt sich aus seinem Satzbau und dem Aufbau aus Versen und Strophen. Spricht man eine Gedichtzeile, so bemerkt man den Wechsel von betonten (Hebung) und unbetonten Silben (Senkung). Dieser Takt wird Metrum (Versmaß) genannt.
Als häufigste Versmaße kommen vor:
der Jambus: Auf eine unbetonte folgt eine betonte Silbe:
v – v – v – v
Es schlúg mein Hérz geschwínd zu Pférde
(Goethe, „Willkommen und Abschied“)
der Trochäus: Hier beginnt die betonte Silbe, gefolgt von einer unbetonten:
– v – v – v – v
Hát der álte Héxenméister
Sích doch éinmal wégbegében!
(Goethe, „Der Zauberlehrling“)
der Anapäst: Zwei unbetonte Silben gehen einer betonten voraus:
vv – vv –
Schenke gróß oder kléin, aber ímmer gediégen.
(Ringelnatz, „Schenken“)
der Daktylus: Nach einer betonten Silbe stehen zwei unbetonte:
– vv – vv
Hímmlisches Lében im bláuen Gewánde
(Novalis, „Das Gedicht“)
Die Verse eines Gedichtes können sich reimen, müssen es aber nicht.
Schließt ein Reim mit einer Betonung, spricht man von männlichen Endreimen, schließt er unbetont, ist es ein weiblicher Endreim.
Die drei wichtigsten Reimarten sind:
Paarreim:
aabb
Seifenblasen (THEODOR FONTANE)
Kinder, ihre Lust zu zeigen,
lassen Seifenblasen steigen,
Wie das schimmert im Sonnenschein,
ein’ge groß und ein’ge klein.
Die geblasen mit Durchschnittsmunde,
Hielten sich eine volle Sekunde;
Mehrere aber waren dabei,
Ja, das hielt sich bis zu zwei.
Eine stieg so hoch wie das Haus,
Da stieß sie an, da war es aus.
Kreuzreim:
abab
Sehnsucht (erste Strophe, FRIEDRICH SCHILLER)
Ach, aus dieses Tales Gründen,
Die der kalte Nebel drückt,
Könnt ich doch den Ausgang finden,
Ach, wie fühlt ich mich beglückt!
Dort erblick ich schöne Hügel,
Ewig jung und ewig grün!
Hätt ich Schwingen, hätt ich Flügel,
Nach den Hügeln zög ich hin.
umarmender Reim:
abba
Die Erscheinung (erste Strophe, CHARLOTTE VON AHLEFELDT)
Ist's Dein Schatten, der mit lindem Wehen
Leise oft, und flüsternd um mich schwebt,
Dass mir ahnungsvoll das Herz erbebt
Und mir Thränen in den Augen stehen?
Eine Sonderform des Reims ist die Alliteration (Stabreim):
Der Anlaut (Anfangsbuchstabe) mehrerer aufeinanderfolgender Wörter oder betonter Silben klingt gleich.
Konrad kommt mit Kind und Kegel.
Wir wandern bei Wind und Wetter.
Die Klangfarbe in einem Gedicht kann Stimmungen transportieren.
So klingen die Vokale e und i sowie die Diphthonge ei und eu hell, während der Klang von a, o, u, au dunkler ist. Bei den Konsonanten gibt es weicher klingende (b, g, l, m, n, w) oder härtere bzw. schärfere (k, p, t, stimmloses s, ß).
Für die Interpretation ist die Klangfarbe einzelner Laute dann bedeutsam, wenn sie auffällig ist wie in Novalis’ Gedicht:
Es färbte sich die Wiese grün
Und um die Hecke sah ich’s blühn ... (1. Strophe)
Wiese, grün, blühn – Die i- und ü- Laute machen den Vers hell.
Und immer dunkler ward der Wald,
Auch bunter Sänger Aufenthalt ... (2. Strophe)
Dunkler, ward, Wald, bunter, Sänger, Aufenthalt – u, a, ä, au heben in der zweiten Strophe die Helligkeit auf.
BERTOLT BRECHT (1898–1956)
Auch lautmalende Wörter (Onomatopoetika), die Geräusche oder Naturlaute nachahmen, erzeugen in einem Gedicht Stimmung.
Ein Musterbeispiel dafür bietet WILHELM BUSCH:
Max und Moritz gar nicht träge,
Sägen heimlich mit der Säge,
Ritzeratze! voller Tücke,
In die Brücke eine Lücke.
...
Und schon ist er auf der Brücke,
Kracks! Die Brücke bricht in Stücke;
Wieder tönt es „Meck, meck, meck!“
Plumps! Da ist der Schneider weg.
Weiter hat Wilhelm Busch im Angebot: Ratsch!!, Puff!, Knacks!!, Schwapp!!, Ruff!!, Knusper knasper!, Rabs!,
Rickeracke! Rickeracke!
Geht die Mühle mit Geknacke.
Auch Verben können Laute malen: klirren, knurren, krachen, knistern, rattern, rasseln, dröhnen.
Laute aus der Natur (Tiergeräusche): Miau, Kuckuck, Gurr, gurr, Mäh, Wuff.
Die gebundene Sprache zwingt den Dichter, wenigen Worten große Wirkung zu verleihen. Dabei bedient er sich bildhafter Ausdrücke.
Metapher: Sachverhalte werden bildlich wiedergegeben, indem Bezeichnungen von ähnlichen Sachverhalten auf sie übertragen werden. Dabei entsteht eine bildliche Vorstellung.
Bücherwurm, jemanden verteufeln, Nasenfahrrad, Blumenkönigin, Pauker, Götter in Weiß.
Personifikation: Sie ist eine Sonderform der Metapher. Gegenstände oder Naturerscheinungen erhalten menschliche Eigenschaften oder verhalten sich wie Menschen.
Der Himmel weint, Mutter Erde, mein Herz lacht.
Bildhafter Vergleich: Sachverhalte werden direkt mit ähnlichen Sachverhalten, die eine bildliche Vorstellung ermöglichen, verglichen.
Stolz wie ein Pfau, es leuchtet wie tausend Sterne, er brauste auf – dem Meere gleich, mir war, als träumte ich.
Besonders in humorvollen Gedichten spielen Dichter mit Wörtern.
Wortspiel: Wörter werden umgestellt, vertauscht, verändert, die Bedeutung in anderem Sinne gebraucht, indem ihre Mehrdeutigkeit ausgenutzt wird. Das Spiel mit Wörtern geschieht in witziger Absicht.
Beispiel einer
nach den besprochenen Kriterien:
THEODOR FONTANE
Mittag
Am Waldessaume träumt die Föhre,
Am Himmel weiße Wölkchen nur;
Es ist so still, dass ich sie höre,
die tiefe Stille der Natur.
Rings Sonnenschein auf Wies’ und Wegen,
die Wipfel stumm, kein Lüftchen wach,
Und doch, es klingt, als ström ein Regen
Leis tönend auf das Blätterdach.
Nach dem Lesen lässt man das Gedicht erst einmal auf sich wirken.
Welche Grundstimmung vermittelt es? Gerade Naturgedichte sind sehr stimmungsvoll.
Fontanes Gedicht strahlt Ruhe und Frieden aus.
Man kann das Gedicht noch einmal vor sich hinsprechen, und man wird bemerken, dass auch die eigene Stimme ruhig wird.
Um es zu interpretieren, liest man das Gedicht noch einmal und betrachtet seine Struktur und Gestaltungsmittel genauer.
Auffälligkeiten der Strophen, Verse, Reimformen und in der Wortwahl kann man markieren oder notieren. Bei längeren Gedichten fasst man den Inhalt des Gedichts zusammen.
Anschließend macht man sich Gedanken über den lyrischen Sprecher. Spricht er als „Ich“ oder kommentiert er ein Geschehen?
„Es ist so still, dass ich sie höre“, an dieser einen Stelle meldet sich der lyrische Sprecher persönlich zu Wort. Aber auch sonst spürt man als Leser seine Anwesenheit. Er malt ein Bild, ein Bild zur Mittagszeit. Der Mensch und die Natur haben eine Pause eingelegt und nehmen sich Zeit und Ruhe zur Einkehr – und zur Betrachtung des Naturbildes. Die Kiefer (Föhre), die weißen Wölkchen am Himmel, den Sonnenschein auf Wies’ und Wegen, die Wipfel, das Blätterdach – all das sieht der Sprecher, betrachtet es, genießt den Anblick, nimmt ihn tief in sich auf und malt ein Bild in Gedichtform. Der Leser darf Anteil nehmen.
Sicher erlaubt es die Stimmung des lyrischen Sprechers, sich diese Ruhe zu gönnen. Er hat die Zeit (oder er nimmt sie sich), sich diesem Augenblick der Schönheit und Friedfertigkeit hinzugeben.
Der Dichter Theodor Fontane war im Brandenburgischen zu Hause. Er liebte die Landschaft und schrieb darüber. So kann man sich vorstellen, dass er dieses kleine Gedicht „Mittag“ irgendwo an einem Waldrand in seiner Heimat schrieb. Sicher war ihm die Umgebung vertraut. Aber möglich ist eben auch, dass er – am heimischen Schreibtisch – aus der Erinnerung heraus mehrere Orte zu einem literarischen Ort verwob.
Die „Föhre“, die am „Waldessaume“ „träumt“, ist ein damals sehr bekanntes Bild. Indem Fontane die landschaftliche Bezeichnung Föhre statt Kiefer verwendet, drückt er die Verbundenheit zu seiner Landschaft aus.
Er schreibt die Föhre und nicht eine Föhre. Er suggeriert, sein lyrischer Sprecher scheint sie gut zu kennen. Auch Fontane könnte eine ganz bestimmte Kiefer meinen, und er hatte diese vielleicht schon anders erlebt als in diesem Moment, bei Sturm und Regen oder Schnee, zerzaust und in Bewegung. Jetzt träumt sie. Träumen können eigentlich nur Menschen. Fontane benutzt hier das sprachliche Mittel der Personifikation.
Am „Waldessaume“ (Metapher) erzeugt ein stärkeres Vorstellungsbild als am Waldrand, und es klingt weicher, wärmer.
Kann man Stille eigentlich hören? Und der lyrische Sprecher hört sogar „tiefe Stille“. Mit diesem bewusst gewählten Gegensatz Stille – hören verstärkt der Dichter den Eindruck, der ihm unwirklich erscheint. Er ist völlig in der Tiefe der Stille versunken, schläfrig, träumend. Um die Mittagszeit ein normaler Zustand.
In der ersten Zeile der zweiten Strophe schaut der Sprecher auf aus seiner Versunkenheit. Er sieht wieder die helle Pracht, die der „Sonnenschein“ überall „auf Wies’ und Wege“ zaubert. Aber die Stille bleibt. Wieder werden Erscheinungen aus der Natur vermenschlicht: „Die Wipfel stumm, kein Lüftchen wach“. Wählt man probeweise die Gegenwörter, „die Wipfel sprechend, kein Lüftchen schläft“, erkennt man die Vermenschlichung noch deutlicher.
Diese Ruhe gleicht Stillstand. In solchen Momenten kann einen die Frage beschleichen: Lebt man überhaupt noch? Doch! Da ist noch Leben, denn der Sprecher hört ein leises Geräusch: „es klingt, als ström ein Regen / leis tönend auf das Blätterdach.“ Das sprachliche Mittel des Vergleichs („als ström ein Regen“) verbildlicht uns den neuen Eindruck. Das Bild, das wir bisher vor Augen hatten, verändert sich damit. Und es macht den Eindruck des Geräuschs hörbar. Der Konjunktiv ströme (Fontane hat das e wegen des Rhythmus' weggelassen) schafft Distanz zur Wirklichkeit. Es regnet ja nicht wirklich. Der Sprecher stellt sich das nur vor, denn er weiß, so makellos schön kann es nicht bleiben. Vielleicht ist er dieser vollkommenen Schönheit überdrüssig und wünscht sich Abwechslung. Vielleicht ist auch nur seine Mittagspause zu Ende, und der leise aufkommende Regen wäre ein Signal dafür, ein leis tönendes. „Tönend“ malt den Laut, sodass der Leser den Klang ebenso ahnt.
Die Metapher „Blätterdach“ verrät uns, dass es Sommer ist, Hochsommer; die Baumkronen sind üppig. Das lässt vermuten, dass sie dem lyrischen Sprecher Schatten spenden, Zuflucht vor der Sonne bieten wie unter einem Dach. Dort fühlt er sich wohl.
Die klangliche und inhaltliche Harmonie dieses Gedichtes wird maßgeblich durch die regelmäßige Reimform geprägt:
Kreuzreim – abab
Ebenso regelmäßig ist der Rhythmus:
Jambus (v – v – v – v – v)
Die Zeilen enden überwiegend weiblich, das heißt mit einer unbetonten Silbe (Senkung). Nur die letzte Zeile der ersten Strophe („Natur“) und die zweite Zeile in der zweiten Strophe („wach“) enden mit einer betonten Silbe (männlich). Alle anderen Zeilen enden unbetont (weiblich) und tragen dazu bei, dem Gedicht einen weichen Charakter zu verleihen.
An zwei Stellen findet man Alliterationen: „weiße Wölkchen“, „auf Wies’ und Wegen“. Auch das W im Anlaut klingt weich, was durch die Wiederholung wiederum verstärkt wird.
Interessant in der ersten Strophe ist die Länge der Zeilen: Sie werden immer ein Stück kürzer. Parallel dazu versinkt der Sprecher zunehmend in der „Stille der Natur“ und in sich selbst. Erst der „Sonnenschein“ am Anfang der zweiten Strophe weckt ihn, holt ihn zurück in die Welt der Sinne.
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