Entstehung der deutschen Sprache
Etwa 2000 v. Chr. begann mit der Neubesiedlung des westlichen Ostseeraumes die Abtrennung der germanischen Sprachen aus dem Indoeuropäischen. Dies war ein Prozess, der sprachliche Veränderungen – die erste Lautverschiebung, den Akzentwandel und die Herausbildung schwacher Verben – beinhaltete. Er war etwa 500 v. Chr. beendet.
Ausgedehnte Wanderbewegungen führten dann zum Zusammenschmelzen mehrerer kleinerer Gruppen zu größeren Lebensverbänden, den germanischen Großstämmen. Dies schlug sich auch in einer differenzierter werdenden Sprachentwicklung nieder. Schon im 5. Jahrhundert n. Chr. bildeten sich in den verschiedenen Siedlungsgebieten – so zwischen Oder und Weichsel oder an der Elbe – westgermanische, ostgermanische und nordgermanische Sprachgruppen heraus. Ursprung der deutschen Sprache war das Westgermanische, aus dem sich auch das Niederländische, das Englische und das Friesische entwickelte.
Die sprachliche Abgrenzung des Deutschen vollzog sich wiederum in einem längeren Prozess, der als zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung bezeichnet wird. Die Gesetzmäßigkeiten dieser Lautverschiebung wurden vor allem von JACOB GRIMM erforscht und in seiner 1822 herausgegebenen „Deutschen Grammatik“ beschrieben. Sie bestätigen sowohl die Verwandtschaft der germanischen und indogermanischen Sprachen wie auch die Herkunft moderner Sprachen, z. B. Englisch, Niederländisch und Niederdeutsch, aus den alten germanischen Sprachen.
Herausbildung verschiedener Mundarten des Deutschen
Die den Prozess der zweiten Lautverschiebung kennzeichnende Konsonantenverschiebung war die am tiefsten greifende Veränderung in der Geschichte der deutschen Sprache. Sie führte zur Herausbildung verschiedener Mundarten und zur Teilung des deutschen Sprachraums durch die „maken-machen“-Linie. Das ist die Hauptlinie, die Niederdeutsch (bzw. Altsächsisch) und Hochdeutsch bzw. Althochdeutsch trennt. Da diese Linie bei Benrath (nahe Düsseldorf) den Rhein quert, wird sie auch „Benrather Linie“ genannt.
Das Hochdeutsche wird durch eine weitere Hauptlinie unterteilt, welche die p > pf-Verschiebung anzeigt. Sie wird nach dem Ort der Rheinüberquerung als „Speyerer Linie“ bezeichnet. Nördlich von ihr wird Mitteldeutsch gesprochen (westmitteldeutsch = pund; ostmitteldeutsch = fund), südlich von ihr Oberdeutsch (= pfund).
Die k > kch-Verschiebung fand nur in der südalemannischen Region statt. Hier wird von einer „Kind-Kchind-Linie“ gesprochen.
Heute sprechen etwa 90 Millionen Menschen die deutsche Sprache als Muttersprache in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein. Des Weiteren ist Deutsch Erst- oder Zweitsprache von etwa 40 Millionen Menschen z. B. in Frankreich (Elsass), Italien (Südtirol), Dänemark, Belgien, Rumänien, Ungarn u. a.