Benrather Linie

Hauptlinie der Lautveränderung

Die zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung unterscheidet vor allem die hochdeutschen Mundarten von den anderen germanischen Sprachen. Sie begann etwa 500 n.Chr. in den Alpen und breitete sich mit unregelmäßiger Konsequenz bis in den Norden aus. An einer Linie, die von Aachen über Düsseldorf, Kassel, Aschersleben, die Saalemündung, Wittenberg, Doberlug, Lübben nach Frankfurt an der Oder führt, verebbte diese sprachliche Bewegung. Da sie bei Benrath (nahe Düsseldorf) den Rhein quert, wird sie „Benrather Linie“ genannt. Sie ist die Hauptlinie der Lautveränderung, die den deutschen Sprachraum teilte: Nördlich dieser Linie wird Niederdeutsch (bzw. wurde Altsächsisch) gesprochen, südlich davon Hochdeutsch (bzw. Althochdeutsch).
Das bedeutet, dass im nördlichen niederdeutschen Sprachraum die Lautveränderungen nicht vollzogen wurde. In den niederdeutschen Dialekten (Plattdeutsch) sind die ursprünglichen Laute erhalten geblieben wie in dat (das) oder ik (ich). Auch die englische oder friesische Sprache haben die zweite Lautverschiebung nicht mitgemacht, was folgende Beispiele zeigen:

  • maken > machen
  • pund > Pfund
  • water > Wasser
  • dag > Tag
  • geven > geben

Der charakteristischen Lautverschiebung k > ch nach wird die Benrather Linie auch als „maken-machen-Linie“ bezeichnet.

Kartenausschnitt mit Benrather Linie

Kartenausschnitt mit Benrather Linie

Herausbildung der deutschen Dialekte

Die Benrather Linie (maken – machen) trennte das Niederdeutsche (Niederfränkisch, Friesisch, Westfälisch, Ostfälisch, Niedersächsisch) vom Hochdeutschen.
Die Karlsruher Linie (Appel – Apfel) trennte innerhalb des Hochdeutschen das Mitteldeutsche vom Oberdeutschen (Alemannisch, Schwäbisch, Ostfränkisch, Bairisch, Österreichisch).
Innerhalb des Mitteldeutschen war es die „wat-was-Linie“, die das Westmitteldeutsche (Ripuarisch, Rheinfränkisch, Moselfränkisch) vom Ostmitteldeutschen (Thüringisch, Obersächsisch, Schlesisch) trennte.
Diese Einteilung folgt der mehr oder weniger weit durchgeführten Verschiebung der Konsonanten p, t, k je nach ihrer Stellung im Wort.

Konsonantenverschiebung

Die im hochdeutschen Sprachraum vollzogene Konsonantenverschiebung ist die am tiefsten greifende Veränderung in der Geschichte der deutschen Sprache. Sie führte zur Herausbildung der verschiedenen deutschen Dialekte, wie Friesisch, Fränkisch, Ostmitteldeutsch, Oberdeutsch, Alemannisch.
Die Konsonantverschiebungen traten auf

am Anfang oder in der Mitte eines Wortes:

germ. p > ahd. pfgot. páidaahd. pfeid (= Kleid)
germ. t > ahd. ts/zgot. twáiahd. zwei (= zwei)
germ. k > ahd. khgot. drigkanahd. trinkhan (= trinken)

zwischen Vokalen, am Ende des Wortes nach einem Vokal:

germ. p > ahd. fgot. slêpanahd. slâfan (= schlafen)
germ. t > ahd. sgot. êtumahd. âzum (= wir aßen)
germ. k > ahd. chgot. ikahd. ih (= ich)

Es gab auch Konsonantenveränderungen, die nach Süden zu immer ausgeprägter erschienen (sie fanden aber nicht durchgängig statt):

germ. b > hochdt. pmitteldt. habenoberdt. hapen (= haben)
germ. d > hochdt. tmitteldt. dagoberdt. tac (= Tag)
germ. g > hochdt. kmitteldt. vogeloberdt. focal (= Vogel)

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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