Das Althochdeutsche ist eine eigenständige Epoche der deutschen Sprachgeschichte, die von etwa 750 bis etwa 1050 datiert wird. Der Beginn dieser Zeitspanne wird mit den ersten schriftlichen Überlieferungen in Form von Inschriften (6./7. Jahrhundert) und Handschriften (seit dem 8. Jahrhundert) angesetzt.
Das Althochdeutsche wird untergliedert in die Zeitabschnitte
Während der althochdeutschen Periode entstand in bestimmten Grenzen eine einheitliche Sprache auf der Grundlage der Mundarten der oberdeutschen Stammessprachen, im Wesentlichen der Rhein- und Oberfranken, Alemannen und Baiern.
Die wichtigste äußere Voraussetzung war die Konsolidierung des Fränkischen Reiches unter KARL DEM GROSSEN. Das Althochdeutsche bildete sich in dem von germanischen Stämmen besiedelten Ostteil dieses Reiches heraus. Dabei wirkten die verschiedenen beteiligten Dialekte zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich stark auf die Entwicklung einer überregionalen Sprache ein. Der innere Impuls ging von der mit KARL DEM GROSSEN einsetzenden kulturellen Erneuerung des Reiches aus. Sie belebte die Kenntnisse von der klassischen Antike (karolingische Renaissance), förderte die Ausbreitung des Christentums und bewirkte eine Verschmelzung des germanischen Erbes mit antiker Tradition und christlicher Religion. Dieser Verschmelzungsprozess wird auch als Herausbildung einer abendländischen Kultur bezeichnet.
Antikes und christliches Gedankengut wurde in Klöstern und Klosterschulen vermittelt, so
Die durch KARL DEN GROSSEN eingeleitete Bildungsreform schloss auch die Predigt in der Volkssprache ein. Dadurch sollte den Laien die neue christliche Lehre zugänglich gemacht werden. In den Klöstern wurde eine umfangreiche geistliche Übersetzungsliteratur geschaffen. Unter anderem wurden die Bibel und das Vaterunser übersetzt.
Die deutsche Sprache erfuhr in der althochdeutschen Epoche eine große Bereicherung. Sie wurde damit selbst Träger der kulturellen Erneuerung. Das erforderte zunächst, dass für die neuen Inhalte auch sprachliche Ausdrucksformen geschaffen werden mussten, die den einzelnen Stammesdialekten bisher nicht verfügbar waren.
Die Bereicherung des Wortschatzes spiegelte sich besonders in einem vielgestaltigen Lehnwortgut wider, vor allem aus dem Lateinisch-Romanischen.
So wurden beispielsweise die althochdeutschen Wörter
ahd. munih (Mönch) dem lat. monachus,
ahd. abbat (Abt) dem lat. abbas,
ahd. prestar (Priester) dem gemeinrom. prestr(e)
entlehnt.
Bestimmte Begriffe sind auch einzelnen Missionierungswellen zuzuordnen. So gehen Grundbegriffe des Christentums bereits auf die Missionstätigkeit der Goten zurück, z. B. ahd. krist,
aber auch auf angelsächsische Missionen, z. B. ahd. heilant (Heiland) auf das angelsächs. heliand.
Außer im religiösen Bereich bildeten sich auch im Rechtswesen und in den freien Künsten (Artes liberales) eigene Ausdrucksformen aus. Der Einfluss der lateinischen Bildungssprache wird dabei sowohl in der Wortbildung wie auch in der Syntax deutlich. Zugleich bildete sich in jener Zeit bereits eine Reihe von Merkmalen heraus, die die deutsche Sprache noch heute prägen. Das betrifft die zunehmende Verwendung des Subjektpronomens beim Verb und Ansätze zu einer Wortstellung je nach Satztyp.
Das Althochdeutsche stellte noch keine Einheitssprache im heutigen Sinn dar. Deshalb war seine schriftliche Wiedergabe auch nicht einheitlich. Ebenso wenig war das Lautsystem für den althochdeutschen Sprachraum einheitlich, es war vielmehr mundartlich differenziert. Dennoch hebt es sich durch bestimmte Merkmale in Vokalismus und Konsonantismus einerseits vom Gemeingermanischen und andererseits vom Altniederdeutschen ab und lässt sich als eine eigene Periode der Sprachentwicklung abgrenzen.
Die zweite, die hochdeutsche Lautverschiebung gliederte die deutsche Sprache in Hochdeutsch und Niederdeutsch.
Typisch für das morphologische System des Althochdeutschen ist eine große Zahl von Flexionsformen. Diese wurden jedoch zunehmend vereinfacht. Dies ist die morphologische Entsprechung der Vereinfachung des Lautsystems durch Abschwächung der ursprünglich volltonigen Nebensilbenvokale, z. B. gotisch habaidedum – ahd. habetum.
Wie das Althochdeutsche geklungen haben könnte, verdeutlicht der Versuch, das Hildebrandslied nachzuempfinden (Audio 1).
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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