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- 3.2.3 Die epischen Genres
- William Golding
WILLIAM GOLDING studierte zunächst Naturwissenschaften, dann Anglistik in Oxford. Die meiste Zeit seines Lebens arbeitete er als Lehrer an der Bishop Wordsworth's School in Salisbury, war aber zugleich künstlerisch tätig. So wirkte er in einer Theatergruppe mit und veröffentlichte 1934 seine ersten Gedichte. Während des Zweiten Weltkriegs wurde GOLDING zur Marine eingezogen. Nach der Militärzeit nahm er seinen Lehrberuf in Salisbury wieder auf.
1952 schickte er seinen ersten Roman „Strangers from Within“ an verschiedene Verlage. Das Buch wurde zwei Jahre darauf unter dem Titel „Lord of the Flies“ veröffentlicht und machte GOLDING international bekannt. An diesen Erfolg schlossen sich zahlreiche weitere Romane an, sodass GOLDING seinen Lehrberuf aufgeben konnte, um ab 1962 als freier Autor zu leben. Er veröffentlichte Romane, Theaterstücke, arbeitete für das Radio und schrieb für Zeitschriften. 1983 erhielt WILLIAM GOLDING für sein Werk den Nobelpreis für Literatur.
WILLIAM GOLDINGs Romane folgen einem strengen Aufbau und zeichnen sich durch sprachliche Dichte aus. Sie spiegeln GOLDINGs pessimistisches Menschenbild wider, demgemäß die Errungenschaften der Zivilisation stets Gefahr laufen, von der archaischen Natur des Menschen – seinen Instinkten und Trieben – übermächtigt zu werden.
GOLDINGs erster großer Erfolg „Lord of the Flies" (1954, dt.: „Herr der Fliegen“) erzählt von einer gestrandeten Schar Jugendlicher und deren Rückfall in die Barbarei. Nach einem Flugzeugunglück überlebt nur eine Gruppe englischer Schuljungen, die sich auf eine unbewohnte Insel retten kann. Zunächst überwiegen das Gefühl von Freiheit und das Bestreben, ein geordnetes Zusammenleben aufzubauen. Demokratisch wählen die Jugendlichen einen Anführer. Doch schon bald entbrennt ein Machtkampf, der die Gruppe sprengt und alle zivilisatorischen Werte außer Kraft setzt. Götzenkult und archaische Rituale leben wieder auf, bis der Konflikt schließlich eskaliert und zwei Jungen ermordet werden. Als die Jugendlichen schließlich gerettet werden, sind sie völlig verwildert.
Anhand dieser Extremsituation will GOLDING zeigen, dass unterhalb der anerzogenen Wertvorstellungen und Verhaltensweisen die entfesselte, barbarische Natur des Menschen fortwirkt, und dass der Zustand der Gesellschaft weit mehr von der moralischen Gesinnung des Einzelnen als von der politischen Ordnung abhängt.
Eine Insel ist auch der Ort der Handlung des Romans „Pincher Martin“ (1956). Auf ihr ist der Marineleutnant und ehemalige Schauspieler Chris gestrandet. Gegen Ende des Romans wird jedoch deutlich, dass diese Insel nur in der Vorstellung des Protagonisten existiert, um ihn vor dem Verlust seiner Identität zu retten.
Im Roman „The Inheritors“ (1955, dt. „Die Erben“, 1964) schildert GOLDING die Ausrottung der friedlichen Neandertaler durch den gnadenlos-erfolgreichen Homo sapiens. Er entwirft eine grausame Entstehungsgeschichte des Menschen. Auch der nach einer zehnjährigen Schaffenspause entstandene Roman „Darkness Visible“ (1979) erkundet die Frage nach dem Ursprung des Bösen.
Indem GOLDING seine Charaktere extremen Situationen aussetzt, will er dem Leser menschliche Grundprobleme wie den Ursprung des Schuldgefühls, die Rolle des Bösen und die Grenzen der Vernunft nahebringen. Der Handlungsablauf führt häufig von anfänglicher Selbstgewissheit zu schlagartiger Desillusionierung, wobei das Geschehen auch mythische Züge annimmt.
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Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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