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- 3 Literaturgattungen
- 3.3 Lyrik
- 3.3.1 Kennzeichen der Lyrik
- Thomas Stearns Eliot
THOMAS STEARNS ELIOT wurde am 26. September 1888 in Saint Louis (Missouri) geboren. Nach einer streng puritanischen Erziehung studierte ELIOT an der Harvard University und in Europa – unter anderem an der Pariser Sorbonne, in München und Oxford. Über FRANCIS HERBERT BRADLEY (1846–1924), einen englischen Philosophen, promovierte ELIOT 1911. BRADLEY war ein Vertreter des absoluten Idealismus.
Ab 1914 lebte ELIOT in London, wo er zunächst als Bankbeamter arbeitete. Gleichzeitig schrieb er Rezensionen und Gedichte. 1927 wurde er britischer Staatsbürger und trat 1928 zur anglikanischen Kirche über. 1922–1939 gab er die von ihm mitgegründete literarische Zeitschrift „The Criterion“ heraus. Ab 1926 war er bis zu seinem Lebensende Direktor des Verlages Faber&Gwyer, dem späteren Faber & Faber Verlag. Er übernahm verschiedene Gastprofessuren in Cambridge und Harvard und erhielt für sein Werk zahlreiche Ehrungen, darunter 1948 den Literatur-Nobelpreis.
T. S. ELIOT war einer der bedeutendsten Dichterpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Vor allem durch seine Lyrik, aber auch durch seine Dramen und seine Essays verlieh er der Literatur entscheidende sprachliche und formale Impulse.
Im Widerspruch zur vorherrschenden spätromantischen Tradition griff ELIOT in seiner Lyrik auf die klassische Literatur und die englische Barockdichtung mit ihrer strengen Form zurück. Er ließ sich außerdem vom französischen Symbolismus beeinflussen: Diese literarische Strömung des späten 19. Jahrhunderts wandte sich gegen die naturalistische Wiedergabe der sichtbaren Welt und sprach sich für eine reine Wortkunst aus. Als Technik wurden alle sprachlichen, klanglichen und rhythmischen Mittel eingesetzt. ELIOTs erste Gedichte in „Prufrock and Other Observations“ (1917) greifen symbolistische Stilmittel auf: In freien Rhythmen und ironisch-distanziertem Ton wird die menschliche Verzweiflung angesichts einer sinnentleerten Welt geschildert.
Die Sprache ELIOTS orientiert sich am modernen Konversationsstil; seine Metaphern entstammen dem urbanen Lebensumfeld. Doch finden sich auch zahlreiche Anspielungen auf die mythisch und kulturelle Überlieferung. Den Höhepunkt seiner Lyrik stellt das Versepos „The Waste Land“ (1922, dt.: Das wüste Land) dar, das unter Mitwirkung von EZRA POUND entstand und ELIOTs Ruhm begründete. Es schildert die in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg aus den Fugen geratene Welt. Die Dichtung „Four Quartets“ (1943, dt.: Vier Quartette) gilt als weiteres bedeutendes Werk, in dem ELIOT den christlichen Humanismus als Lösung der existenziellen Probleme des modernen Menschen propagiert.
In seinen Bühnenwerken erneuerte ELIOT das poetische Drama. Im Auftrag der Kirche schrieb er das Versdrama „Murder in the Cathedral“ (1935, dt.: Mord im Dom). Das christliche Mysterienspiel handelt von der Ermordung des Erzbischofs von Canterbury THOMAS BECKET im 12. Jahrhundert und thematisiert dabei die Bedeutung der Kirche für das soziale Handeln. In seinen späteren erfolgreichen Gesellschaftsstücken wie „The Family Reunion“ (1939, dt.: Der Familientag) und „The Cocktail Party“ (1950, dt.: Die Cocktailparty) werden zeitlose menschliche Konfliktsituationen im Gepräge der modernen Gesellschaft vorgeführt und das Christentum als ausgleichendes und versöhnendes Element präsentiert.
In seinen literaturkritischen Essays setzt sich ELIOT eingehend mit der literarischen Tradition auseinander, um sie für die Moderne fruchtbar zu machen. Die Essays formulieren zentrale Dichtungsprinzipien und zeigen – wie „The Idea of a Christian Society“ (1939) und Notes „Towards the Definition of Culture“ (1948, dt.: Beiträge zum Begriff der Kultur) – ELIOTS Vorstellungen von einer christlichen Gesellschaft in der modernen Kultur.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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