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- Poststrukturalistische Literaturtheorie
Texte werden weniger als geordnetes System gelesen, sondern als offener Prozess gedacht. Sprache ist nach Meinung der Poststrukturalisten immer
weil sprachliche Zeichen sich nicht in ihrer konkreten Bezeichnungsfunktion erschöpfen, sondern „mehr“ bedeuten, als ihr Sprecher beabsichtigt. Die Bedeutung eines Wortes beziehen sich in den wenigsten Fällen lediglich auf ein einziges Objekt. Besonders anschaulich wird diese Viel-Bedeutung von Wörtern am Beispiel des „uneigentlichen“ Sprechens: an Ironie bzw. Tropen. Auch Gestik und Mimik können Mehr- bzw. Vieldeutigkeit von Begriffen erzeugen.
Poststrukturalismus fragt also nach der Bedeutung von „Zeichen“ als der Basis unserer Wahrnehmung von Wirklichkeit ; als Methode literaturwissenschaftlicher Analysen ergibt sich die Dekonstruktion.
Dekonstruktion versteht sich als Gegenbewegung zur Hermeneutik. Das Wortgebilde wurde von JAQUES DERRIDA eingeführt und ist ein Neologismus aus Konstruktion und Destruktion. Der Begriff vereinigt die einander widersprechenden Vorgänge des Aufbauens (Konstruktion) und Abbauens (Destruktion).
Dekonstruktion als literaturtheoretische Methode übernimmt Anregungen von FERDINAND DE SAUSSUREs Semiotik, MARTIN HEIDEGGERs Metaphysikkritik oder dem französischen Strukturalismus und Poststrukturalismus.
NIKOLAUS WEGMANN nennt fünf Gründe für den Erfolg der Dekonstruktion:
MICHEL FOUCAULTs Antrittsvorlesung „Die Ordnung des Diskurses“ gilt als einer der zentralen Texte poststrukturalistischer Literaturtheorie.
In das Umfeld des Poststrukturalismus gehören:
Bei der Diskursanalyse geht es um Diskursformationen, die sich durch die unterschiedlichsten Texte hindurchziehen.
Als Begründer der Diskursanalyse gilt MICHEL FOUCAULT. In seiner Antrittsvorlesung am Collège de France am 2. Dezember 1970 zog er als Beispiel eines Diskurses – also des Sagbaren – die Mendelsche Vererbungslehre heran. Er wunsderte sich darüber, dass die Biologen des 19. Jahrunderts, die Zeitgenossen MENDELs, den Wahrheitsgehalt dieser Lehre nicht sehen konnten.
„Das liegt daran, daß Mendel von Gegenständen sprach, daß er Methoden verwendete und sich in einen theoretischen Horizont stellte, welche der Biologie seiner Epoche fremd war [...].“
Die Wahrheit der Dinge ist innerhalb eines historischen Kontextes bzw. Zeitraumes immer begrenzt. Noch vor 50 Jahren z. B. war das Thema Homosexualität in der Gesellschaft ein Tabu. Bis Ende der sechzigerjahre wurde der Beischlaf zweier Männer miteinander sogar mit Gefängnis bestraft. Die rot-grüne Regierung unter GERHARD SCHRÖDER beschloss die sogenannte „Homo-Ehe“, die schwulen und lesbischen Paaren seit 1. August 2001 eine Registrierung als eingetragene Lebensgemeinschaften erlaubte. Solch ein Ansinnen wäre Anfang der Fünfzigerjahre kein Thema gewesen. Inzwischen ist der Toleranzgedanke in der Bevölkerung so groß geworden, dass „die Wahrheit der Dinge“ eine andere geworden ist. Allerdings fand das Thema Homosexualität bereits viel früher Eingang in die Literatur. Bereits OSCAR WILDE bekannte sich in einigen seiner Geschichten offen zu seinem Schwulsein. Literatur hat also immer Wege gefunden, tabuisierte Wahrheiten, Wahrheiten also, die den Regeln der Gesellschaft widersprachen, zu zentralen Themen zu machen. Das Sagbare innerhalb der Literatur entspricht oft nicht dem Sagbaren in der Gesellschaft.
Die Wahrheit der Dinge ist auch innerhalb einer Gesellschaft nicht homogen. Verschiedene soziale Gruppen vertreten andere Wahrheiten. Auch dies ist an dem Streit um die „Homo-Ehe“ ablesbar. Während die einen sich dafür einsetzen, sind die anderen strikt dagegen. Für die einen ist Homosexualität eine gleichberechtigte Lebensvariante, für die anderen ist sie „Perversion“:
KLAUS WOWEREIT, Regierender Bürgermeister, Berlin:
„Ich bin schwul und das ist auch gut so liebe Genossinnen und Genossen.“
NORBERT GEIS, MdB, CSU:
„Das ist keine normale Lebensform.“
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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