Die frühneuhochdeutsche Literatur ist gekennzeichnet durch
Die frühneuhhochdeutschen Dichter orientierten sich an TERENZ, PLAUTUS und SENECA. Man benutzte die tradierte Einteilung des Dramas in Akte und Szenen, umrahmte es durch Prolog und Epilog, orientierte sich im Versbau wieder an den strengen Regeln der Griechen und Römer. Die Literatur diente einem ethisch-didaktischen Zweck: der Vermittlung des Geistes des Humanismus und der Verbreitung der lateinischen Sprache als Sprache der Wissenschaft und Poesie (neulateinische Literatur).
Wichtige Vertreter der neulateinischen Literatur waren:
Aber auch Literatur in frühneuhochdeutscher Sprache wurde verfasst. HANS SACHS schrieb Meisterlieder, Fastnachtspiele und Schwänke.
Im 14. und 15. Jahrhundert entwickelten sich in Europa neue philosophische Strömungen (Humanismus), die die Weltanschauung stark verändern sollten und eine Gegenbewegung zur Scholastik (1) und der damaligen kirchlichen Autorität darstellten. Byzantinische Philologen, die vor den Türken aus dem eroberten Land geflohen waren, brachten neue Denkansätze mit nach Europa.
(1) Die Scholastik (lateinisch, zu griechisch scholastikós »mit der Wissenschaft befasst) war die christliche Philosophie des Mittelalters. Ihr Ziel war die rationale Begründung, Deutung, Systematisierung und Verteidigung der (Glaubens-)Wahrheit. Die Scholastik bediente sich der logischen Denkmethoden Aristoteles' („pro et contra“=für und wider) . Man unterscheidet Früh-, Hoch- und Spätscholastik. Vertreter waren u.a. ABÄLARD (PETRUS ABÄLARDUS (1079–1142) und THOMAS VON AQUIN (1225– 1274).
Die Würde und die Bedeutung eines jeden Menschen sowie seine freie geistige Entfaltung rückten in den Mittelpunkt des Humanismus.
Der Begriff Humanismus dient zur Kennzeichnung der philologischen, kulturellen und wissenschaftlichen Bewegung des 14. bis 16. Jahrhunderts. Die Bildung rückte in den Vordergrund. Es entstand das Bild vom Menschen als Individuum. Vorbild und Anreger humanistischer Ideale war die Antike, in der die Menschlichkeit am reinsten entwickelt schien. Man entdeckte griechische, lateinische und römische Sprache, Literatur und Wissenschaft wieder und pflegte sie. Das Vorbild der antiken Gelehrsamkeit versuchten die Humanisten zu verinnerlichen und neu zu schaffen.
Der Humanist ERASMUS VON ROTTERDAM suchte einen harmonischen Ausgleich von Antike und Christentum in einem christlichen Humanismus. Die Art des neuen Denkens wirkte sich u. a. auch auf die Literatur aus. Allerdings blieb die humanistische Bewegung in Deutschland auf die Gelehrten und also auf die lateinische Sprache beschränkt.
NIKOLAUS VON KUES (CUSANUS, 1401–1464) versuchte, die Scholastik mit Devotio moderna (einer wichtigen mystischen Bewegung des 14. Jahrhunderts, italienischem Humanismus und den kirchlichen und weltlichen Reformbestrebungen in Deutschland zu vereinen.
Zentren des deutschen Humanismus waren Wien, Nürnberg, Augsburg, Heidelberg, Erfurt, Wittenberg und Straßburg. Ihre wesentlichen Vertreter waren
In Deutschland entstanden nach italienischem Vorbild Universitäten und Hochschulen. Hier konnten die Ideen des Renaissance-Humanismus gelehrt und verbreitet werden. Es herrschte ein Geist kritischer Forschung.
Vor allem
waren bestrebt, das mittelalterliche Welt- und Menschenbild zu überwinden. Universitäten wurden in Deutschland nicht mehr vom Kaiser gestiftet (Karls-Univerität in Prag) sondern von jeweiligen Landesherren. Die deutschen Universitäten wurden zu Bürgerhochschulen: 95% und mehr der Studenten entstammten dem Bürgertum. Zwischen 1405 und 1505 lag der Anteil adeliger Studenten in Köln lediglich bei etwa 2,3 Prozent, Heidelberg hatte 5,5 % und Leipzig 3,2 % Studenten aus dem Adel.
Die Renaissance wird in drei Perioden eingeteilt:
(Anm.: Der Epochenbegriff Renaissance (frz.: Wiedergeburt) ist erst im 19.Jahrhundert von JAKOB BURCKHARDT und JULES MICHELET geprägt worden. Stattdessen nannten Zeitgenossen ihre Epoche „reformatio“.)
Während dieser Epoche brach sich in Kunst und Architektur der zeitgemäße Ausdruck des Territorialfürstentums Bahn.
Das Territorialfürstentum war vor allem unter der Herrschaft der Kaiser aus dem Hause Luxemburg (KARL IV. und WENZEL) so sehr erstarkt, dass die Zentralgewalt des Kaisers an Macht verlor, die Landesfürsten dagegen an Macht gewannen. Sie regierten ihre Kleinstaaten nun als Souveräne. Sie übten die Landesherrlichkeit aus, waren also die wirklichen Herren, strebten nach Vergrößerung ihrer Gebiete und völliger Unabhängigkeit vom Kaiser. Um ihre gewonnene Macht zur Schau zu stellen, bedienten sich die Landesfürsten der Architektur der Renaissance:
Die Renaissance orientierte sich an der griechisch-römischen Kunst. Die Ladesfürsten ließen sich Prunkhäuser bauen, die sich an denen der italienischen Architektur anlehnten. Die Kunst der Renaissance-Malerei ist gekennzeichnet durch einen neuartigenRealismus:
Als Ur-Vater der Renaissance-Malerei gilt MASACCIO (1401–1428), über den der französische Autor STENDHAL sagte:
„Weil uns die Antike nichts in Bezug auf Hell-Dunkel-Spiel, Perspektive und Ausdruckskraft hinterlassen hat, ist Masaccio eher der Schöpfer der Malerei als deren Erneuerer.“
Er war der erste Maler, der sich mit neuen Maltechniken beschäftigte. Berühmter als er wurden jedoch
Die neue Zeit wurde in Deutschland vor allem durch die Reformation eingeläutet. Die Reformation zerstörte die Einheit des christlichen Glaubens. Es begann eine Zeit religiöser Erneuerung. Nicht mehr das Vorsorgen für das Jenseits (Ablasshandel) wurde zum Maß aller Dinge, sondern das Leben im Diesseits. MARTIN LUTHER (1483–1546) schuf eine Bibelübersetzung nach dem griechischen und hebräischen Urtext.
Die Zeit des 15. und die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts wird als das Zeitalter der großen geografischen Entdeckungen bezeichnet.
Zu den mutigen Entdeckern, die keinerlei Gefahren fürchteten und die ganz entscheidend zum neuen Bild von der Erde beigetragen haben, da sie bisher unbekannte Kontinente erreichten, gehören neben FERNANDO MAGELLAN (ca. 1480–1521) CHRISTOPH KOLUMBUS (1451–1506) und VASCO DA GAMA (1469–1524).
Die geographischen Entdeckungen führten nicht nur zu einem neuen Bild von der Erde und ihrer Kulturen, sondern auch zur Einbeziehung bisher unbekannter Regionen und Länder in eine von Europa aus entstehende Weltwirtschaft.
Der Kampf um die politische Vorherrschaft in Europa wurde zwischen den Königshäusern Habsburg und Valois ausgetragen und führte letztlich zur Errichtung der absoluten Fürstenmacht.
Auch wirtschaftliche Veränderungen sind zu beobachten: Krisenhafte Entwicklungen und wirtschaftliches Wachstum lösten ab dem 14. Jahrhundert einander ab. Es kam zwangsweise zu einer Umstrukturierung, die folgenreich wurde. Durch Einführung von modernen Geschäftsformen konnten Profite gemacht werden (Geldwirtschaft und Bankwesen, Goldhandel, Handelsmonopole, Handelskompanien). Die geographischen Entdeckungen führten zu einer Erweiterung des Verkehrs- und Handelsraums (Seehandel) und damit zu einer Erweiterung des Warenabsatzes. Der Handel über Land ging dagegen zurück. Das Bankwesen entwickelte sich und nahm einfluss auf die Politik: Die mittelalterlich-ständische Ordnung löste sich langsam auf, weil die Politik abhängig wurde vom Geld bürgerlicher Kaufleute (Fugger, Welser).
Die Bauern bildeten die größte Gruppe der Bevölkerung in Deutschland. Sie waren zunächst Hörige und später Leibeigene ihres Gutsherrn und somit völlig rechtlos. Sie hatten von allen am meisten unter den mittelalterlich-feudalen Verhältnissen zu leiden, auf ihnen lag die größte Steuerlast. Während das Bürgertum durch das Aufblühen der Gewerke und die Handelsintensivierungen wirtschaftlich erstarkte und die Städte weiter wuchsen, verelendeten auch die Plebejer, die Stadtarmen immer mehr. Sie machten zwei Drittel der gesamten städtischen Bevölkerung aus. Immer wieder gab es Versuche der Bauern und Plebejer, durchAufstände ihre soziale Lage zu verbessern:
Mit dem großen Bauernkrieg in Deutschland 1524 –1525 und der grausamen Niederschlagung dieser bäuerlichen Erhebung erstarkte das Territorialfürstentum weiter, LUTHERs Stellung „wider die Aufständischen“ (siehe PDF "Martin Luther - Widder die stürmenden bawren") festigte die Stellung der Landesfürsten als Kirchenoberhäupter.
(Anm.: Der Bauernkrieg war für lange Zeit der Schlusspunkt zahlreicher sozialer Erhebungen in Deutschland. In der Schweiz sind 1653 Zehntausende von Bauern gegen ihre Herren in den Krieg gezogen.)
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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