Arno Holz

Lebensgeschichte und literarisches Schaffen

(HERMANN OSKAR) ARNO (ALFRED) HOLZ wurde am 26. April 1863 als Sohn des Apothekers HERMANN HOLZ und dessen Frau FRANZISKA, geb. WERNER, in Rastenburg (Polen) geboren.

1875 siedelte die Familie nach Berlin über. Von 1875 bis 1981 besuchte HOLZ das Humboldt- und das Königstädtische Gymnasium, musste es dann jedoch noch vor Ablegen der Reifeprüfung aus finanziellen Gründen verlassen.

Zunächst war er Journalist, dann aber entschloss er sich, als freier Schriftsteller zu arbeiten. Über seine Kontakte zum Berliner Naturalistenverein „Durch“ lernte er u. a. GERHARD HAUPTMANN kennen.
Erste schriftstellerische Erfolge gelangen ihm 1883 mit der eigenständigen Gedichtpublikation „Klinginsherz“.

Drei Jahre später erschien die Lyriksammlung „Buch der Zeit. Lieder eines Modernen“, die die erste Fassung des später immer wieder überarbeiteten Gedichtzyklus „Phantasus“ (siehe PDF "Arno Holz - Phantasus") enthält. Dieser Gedichtzyklus wird als das eigentliche Lebenswerk von HOLZ angesehen.

Das folgende Gedicht stammt aus seinem Zyklus „Tagebuchblätter“:

Jüngst sah ich den Wind

„Jüngst sah ich den Wind,
das himmlische Kind,
als ich träumend im Walde gelegen,
und hinter ihm schritt
mit trippelndem Tritt
sein Bruder, der Sommerregen.

In den Wipfeln da ging's
nach rechts und nach links,
als wiegte der Wind sich im Bettchen;
und sein Brüderchen sang:
„Die Birke, die Bank,“
und schlüpfte von Blättchen zu Blättchen.

Weiß selbst nicht, wie's kam,
gar zu wundersam
es regnete, tropfte und rauschte,
dass ich selber ein Kind,
wie Regen und Wind,
das Spielen der beiden belauschte.

Dann wurde es Nacht,
und eh ich's gedacht,
waren fort, die das Märchen mir schufen,
Ihr Mütterlein
hatte sie fein
hinauf in den Himmel gerufen.“

(Arno Holz: Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zweite, vermehrte Auflage, Berlin: F. Fontane & Co., 1892, S. 246-248.)

1887 begann die Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller JOHANNES SCHLAF, die einen großen Anteil an der Entstehung des sogenannten konsequenten Naturalismus hatte, als dessen Programmatiker HOLZ und SCHLAF angesehen werden können.

So entstanden unter dem gemeinsamen Pseudonym „BJARNE P. HOLMSEN“ Werke wie

  • „Papa Hamlet“ (Prosaskizze, 1889, Kritik, siehe PDF "Michael Georg Conrad / Conrad Alberti: Doppelrezension zu „Papa Hamlet“"),
  • „Die Familie Selicke“ (Drama, 1890) oder
  • „Neue Gleise“ (Prosaskizze 1892).

HOLZ zählte zu den Mitbegründern des Theatervereins „Freie Bühne“, der durch geschlossene Vorstellungen die Zensur zu umgehen versuchte. 1890 wurde die Zeitschrift „Freie Bühne“ gegründet, in der HOLZ jedoch nur kurz als Schriftleiter arbeitete.
Seine 1991/92 veröffentlichte Schrift „Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze“ (siehe PDF "Arno Holz - Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze") machte HOLZ zum führenden theoretischen Kopf des Naturalismus. Seine berühmte Formel „Natur = Kunst – x“ beinhaltet HOLZ' Streben nach Annäherung der Kunst an die Natur.

1893 heiratete HOLZ EMILIE WITTENBERG. Drei Söhne wurden während der Ehe geboren.

1896 kritisierte HOLZ mit der Komödie „Sozialaristokraten“ (siehe PDF "Arno Holz - Sozialaristokraten") den naturalistischen „Friedrichshagener Dichterkreis“, besonders dessen Widerspruch zwischen der programmierten Annäherung an die soziale Wirklichkeit und der tatsächlichen Haltung vieler Schriftsteller.
Ende der 80er-Jahre des 19. Jahrhunderts erschien die Lyriksammlung „Phantasus“ in zwei Heften. Je 50 Gedichte sollten mit ihren reimlosen Versen die Aufmerksamkeit auf Rhythmus und Inhalt jeder einzelnen Zeile lenken.

1900 wurde die Freundschaft von SCHLAF und HOLZ erschüttert, denn es brach ein Streit um den jeweiligen Anteil an den gemeinsamen Veröffentlichungen aus. Auch wandte sich SCHLAF verstärkt dem Impressionismus zu.
In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts schuf HOLZ Werke wie „Dafnis“ (1904), eine Lyriksammung, in der HOLZ die Sprech- und Schreibweise der Literatur aus der Barockzeit parodierte. Sein Dramenzyklus, ursprünglich auf zehn Stücke ausgelegt, „Berlin – Die Wende einer Zeit in Dramen“, blieb unvollendet. Lediglich „Sonnenfinsternis“, eine Künstlertragödie (1908), und das Weltanschauungsstück „Ignorabimus“ (1913) wurden veröffentlicht.

1923 wurde HOLZ die Ehrendoktorwürde der Universität verliehen, drei Jahre später wurde er in die Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste berufen.

HOLZ war fast immer auf die finanzielle Unterstützung seiner Freunde angewiesen, lange Zeit konnte er nicht schreiben und so versuchte er, sich den Lebensunterhalt durch das Erfinden und Basteln von Spielzeug zu verdienen. Sein ganze Hoffnung galt der Verleihung des Literaturnobelpreises, zu dem er fünfmal vorgeschlagen wurde. HOLZ starb kurz vor der Verleihung, am 26. Oktober 1929, in Berlin-Wilmersdorf – der Preis ging an THOMAS MANN.

Werke (Auswahl)

  • Klinginsherz! (1883, Gedichte)
  • Deutsche Weisen (1884, Gedichte)
  • Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen (1886, Gedichte, daraus: In der Sonnengasse, Audio 1)
  • Papa Hamlet (1889, Prosa, mit JOHANNES SCHLAF)
  • Die Familie Selicke (1890, Drama, mit JOHANNES SCHLAF)
  • Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze (1891/92, ästhetische Schrift)
  • Neue Gleise (1892, Prosa, mit JOHANNES SCHLAF)
  • Der geschundene Pegasus (1892, Verserzählung, mit JOHANNES SCHLAF)
  • Sozialaristokraten (1896, Komödie)
  • Phantasus (1898/99, Gedichte)
  • Revolution der Lyrik (1899, theoretische Schrift)
  • Johannes Schlaf. Ein notgedrungenes Kapitel (1902)
  • Die Blechschmiede. Lyrisch-satirisches Drama (1902)
  • Heimkehr (1903, Bühnenstück, mit OSKAR JERSCHKE)
  • Dafnis (1904, Lyriksammung)
  • Traumulus (1905, Bühnenstück, mit OSKAR JERSCHKE)
  • Frei! (1907, Bühnenstück, mit OSKAR JERSCHKE)
  • Sonnenfinsternis (1908, Drama)
  • Gaudeamus! (1908, Bühnenstück, mit OSKAR JERSCHKE)
  • Büxl (1911, Bühnenstück, mit OSKAR JERSCHKE)
  • Ignorabimus (1913, Drama)
  • Phantasus (1913, Gedichte, erweiterte Ausgabe)
  • Phantasus (1916, Gedichte, erweiterte Ausgabe, 336 Seiten)
  • Die befreite deutsche Wortkunst (1921, Aufsatz)
  • Der erste Schultag (1924, Prosa)
  • Erste Gesamtausgabe des Phantasus (1924/25, 3 Bände, 1345 Seiten)
  • Entwurf einer „Deutschen Akademie“ als Vertreterin der geeinten deutschen Geistesarbeiterschaft (1926)
  • Nachlassausgabe des Phantasus (1961/62, 3 Bände, 1584 Seiten)
audio

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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