- Lexikon
- Deutsch Abitur
- 4 Literaturgeschichte
- 4.10 Literatur von 1945 bis zur Gegenwart
- 4.10.4 Die Literatur der 1960er-Jahre
- John Ronald Reuel Tolkien
JOHN RONALD REUEL TOLKIEN wurde 1896 in Südafrika geboren, zog aber im Alter von 4 Jahren mit seiner Mutter und seinem Bruder nach England, dem Herkunftsland seiner Eltern. Sein Vater starb ein Jahr später und auch TOLKIENs Mutter erlag bereits 1904 mit nur 34 Jahren einer Krankheit. Mithilfe eines Stipendiums studierte TOLKIEN in Oxford.
Von 1915 bis 1918 leistete er Kriegsdienst. Während dieser Zeit heiratete er seine Jugendliebe EDITH BRATT, mit der er ein Leben lang zusammen blieb und mehrere Kinder bekam. Nach dem Krieg 1918 ging TOLKIEN zunächst als Dozent für englische Sprache nach Leeds.
Über 30 Jahre (von 1925 bis 1959) arbeitete er schließlich als Professor für altenglische Sprache und Literatur in Oxford. In seinen Studien beschäftigte er sich mit der altnordischen und keltischen Dichtung sowie mit der Erforschung von Mythen. Diese Themen regten auch sein literarisches Schaffen an. Die für Kinder geschriebenen Erzählung „The Hobbit“ (dt. „Der kleine Hobbit“) entstand 1937, die Roman-Trilogie „The Lord of the Rings“ in den 1950er-Jahren. 1973 starb TOLKIEN in Bournemouth.
TOLKIENs Kenntnisse der altenglischen Sprache und Literatur und der nordischen Mythologie inspirierten ihn zu seinem fantastischen Erzählwerk, in dem in einer imaginären Welt ein Kampf zwischen Gut und Böse ausgetragen wird. TOLKIENs Erfolg begann mit der für Kinder geschriebenen Erzählung „The Hobbit“ (dt.„ Der kleine Hobbit“), in der er die „Mittelerde“, die Welt der Hobbits, erfand.
Darauf aufbauend schuf er die dreiteilige Romanfolge „The Lord of the Rings“ (1954/1955, dt.: „Der Herr der Ringe“), die mit großer Begeisterung von einem erwachsenen Massenpublikum gelesen wurde: Das Werk wurde etwa zehn Jahre nach seinem Erscheinen in den späten 1960er-Jahren zu einem Kultbuch einer ganzen Generation. Die Trilogie besteht aus folgenden Teilen:
TOLKIENs Romane gehören zum Bereich der Fantasyliteratur , als deren Wegbereiter LEWIS CARROLLs Roman „Alice's Adventures in Wonderland“ (1865, dt. „Alice im Wunderland“) gilt. Mit „The Lord of the Rings“ erzielte die (High)-Fantasyliteratur in der Mitte des 20. Jahrhunderts ihren Durchbruch, sodass ein regelrechter Fantasyboom einsetzte. In Deutschland verhalfen MICHAEL ENDEs Romane „Momo“ (1973) und „Die unendliche Geschichte“ (1979) diesem Genre zu beachtlicher Beliebtheit. Inzwischen gehört die Fantasyliteratur zum produktivsten und kommerziell erfolgreichsten Literaturzweig unserer Zeit.
Die Fantasy-Literatur steht in der Nähe der Zaubermärchen und beschreibt Handlungen in sogenannten Anderswelten: Diese sind isolierte, in sich stimmige Welten, in denen die Naturgesetze unserer Realität keine zwingende Gültigkeit besitzen. Charakteristisch für die Handlung ist die Lebensreise des Helden, der Erfahrungen sammelt und Lernprozesse durchläuft. Dabei wird er oft unfreiwillig in Abenteuer im Kampf zwischen Gut und Böse hineingezogen und muss Prüfungen bestehen, um schließlich als gereifte Persönlichkeit dazustehen.
Diese Persönlichkeitsbildung am Ende ähnelt dem klassischen Entwicklungsroman, in dem der Held ebenfalls bestimmte Prozesse durchlaufen muss, um am Ende als reife Persönlichkeit dazustehen (GOETHEs „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, 1795/96, GÜNTHER GRASS' „Die Blechtrommel“, 1959).
Den großen Erfolg der Fantasyliteratur kann man auch aus dem faszinierenden Widerspruch erklären, dass das unrealistische Geschehen in der Anderswelt mit äußerster Akribie und in allen Einzelheiten geschildert wird. Auf diese Weise wird man als Leser dazu gezwungen, wenn man sich darin zurechtfinden möchte, sich in diese Welt zu „vertiefen“.
Es entstanden Tolkiengesellschaften, in denen Fans ihr spezielles Insiderwissen unter Beweis stellen konnten. Letztendlich ist die Beliebtheit der Fantasyliteratur aber auch dadurch zu erklären, dass die Leser sich aus ihrer realen, trostlosen Welt flüchten möchten in eine andere, die bunter und abwechslungsreicher ist, und in der Probleme aufgrund des einfachen Gut-Böse-Schemas lösbar sind.
TOLKIEN beeinflusste mit seinem Werk viele andere Autoren und wurde oft imitiert. „The Lord of the Rings“ erfuhr in den letzten Jahren aufgrund seiner aufwändig gemachten Verfilmungen einen weiteren großen Boom. Alle drei Verfilmungen wurden von PETER JACKSON gemacht und erhielten jeweils mehrere Oscars. Sie demonstrieren die anhaltende Popularität des Herrn der Ringe:
Erzählungen
Aufsätze
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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