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- Johann Gottfried Herder: Abhandlung über Sprache
HERDER führt die Sprache nicht auf einen göttlichen Ursprung zurück, sondern „Der Mensch erfand sich selbst Sprache“. Zwar geht er von dem Standpunkt aus: „Schon als Tier hat der Mensch Sprache“, jedoch knüpft er dieselbe zugleich an die Vernunft:
„Alle Tiere, bis auf den stummen Fisch, tönen ihre Empfindung: deswegen aber hat doch kein Tier, selbst nicht das vollkommenste, den geringsten, eigentlichen Anfang zu einer menschlichen Sprache. Man bilde und verfeinere und organisiere dies Geschrei, wie man wolle; wenn kein Verstand dazukommt, diesen Ton mit Absicht zu brauchen, so sehe ich nicht, wie nach dem vorigen Naturgesetze je menschliche, willkürliche Sprache werde. Kinder sprechen Schälle der Empfindung, wie die Tiere; ist aber die Sprache, die sie von Menschen lernen, nicht ganz eine andre Sprache?“
(vgl. PDF "Johann Gottfried Herder - Abhandlung über den Ursprung der Sprache")
Der Mensch hat keine Sprache von Geburt an, aber er ist in der Lage, durch Sprache Vernunft auszubilden. „Sprache (ist für ihn) ein natürliches Organ des Verstandes,“ Mittel zur Verständigung („Dialog“) mit anderen Menschen. Er ist in der Lage, Begriffe jeglicher Art zu speichern und wieder abzurufen. Der Mensch wandelt seine Wahrnehmungen in Abstraktionen, d. h. in Zeichen und Begriffe, um.
Mit seinen damals revolutionären Auffassungen wurde HERDER zum „Vater der Semiotik“ (von griech. techne semeiotike = Lehre von den Kennzeichen, allgemeine Lehre von den Zeichen, Zeichensystemen und Zeichenprozessen).
Die Abstraktion dient HERDER zur „Vergleichung oder Deutlichmachung der Ideen“, also zur Welterklärung. Diesen Gedanken entwickelte er später weiter:
„man läßt uns nicht eine Sprache erfinden, sondern lehrt sie uns: man läßt nicht das Thier sich so lange entwickeln, bis es endlich dem Menschen sich von selbst nähert: sondern man erweckt eben Gedanken durch Worte: und diese erste Wörter, die wir lallen, sind die Grundsteine aller unsrer Erkänntniß. Bei allen sinnlichen Begriffen, bei den einfachen und Erfahrungsideen verhält sich „der Ausdruck zum Gedanken, wie die Haut zum Körper." Man versuche es, die Methode der Sprachen in Gedanken umzukehren: alles, wobei, wenn wir die Sprache erfänden, der Ausdruck willkührlich wäre, alles dies wird meistens, wenn wir die Sprache lernen, unzertrennlich verknüpft“
(Hervorhebungen – im Original gesperrt – von HERDER).
(vgl. PDF "Johann Gottfried Herder - Abhandlung über den Ursprung der Sprache")
Auch in seinen „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“ (1784-1791) betonte er die geschichtliche Entwicklung der Sprache und nannte die Folgen:
„Durch Nachahmung, Vernunft und Sprache sind alle Wissenschaften und Künste des Menschengeschlechts erfunden worden“
HERDER stellte nicht nur sprachwissenschaftliche Überlegungen an. In seinen „Fragmente(n) einer Abhandlung über die Ode“ von 1765 (siehe PDF "Johann Gottfried von Herder - Fragmente einer Abhandlung über die Ode") beschäftigte er sich mit dem „Ursprung der Dichtkunst“, wie er die Ode bezeichnete.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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