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- 4 Literaturgeschichte
- 4.7 Literatur des 18. Jahrhunderts
- 4.7.1 Aufklärung
- Friedrich Gottlieb Klopstock
Die Lebensgeschichte von FRIEDRICH GOTTLIEB KLOPSTOCK fällt in die Periode zwischen Spätbarock und früher Klassik. Er wurde am 02.07.1724 in Quedlinburg als Sohn des Stiftsadvokaten und fürstlich-mansfeldischen Kommissionsrates GOTTLIEB HEINRICH KLOPSTOCK und seiner Frau ANNA MARIA, geb. SCHMIDT, geboren. Er genoss eine christlich-pietistische Erziehung und besuchte zunächst das Gymnasium in Quedlinburg. 1739 wurde ihm ein Stipendium für die Fürstenschule Pforta in Schulpforte gewährt. 1745–1746 nahm er ein Studium der Theologie in Jena auf, das er 1746–1748 in Leipzig fortsetzte. Noch in Jena entstanden die ersten Gesänge seines „Messias“ in Form von Prosaentwürfen. Diese arbeitete er in Leipzig in Hexameter um. Die ersten drei Gesänge sowie einige Oden wurden 1748 anonym in der Zeitschrift „Neue Beyträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes“ („Bremer Beiträge“) veröffentlicht, deren Herausgeber, literarisch tätige Studenten, KLOPSTOCK in Leipzig kennenlernte.
Nach dem Studium arbeitete KLOPSTOCK zunächst als Hauslehrer in der Familie von Verwandten in Langensalza. Hier verliebte er sich in seine Kusine MARIA SOPHIA SCHMIDT, eine unerfüllte Liebe, die er in den „Oden an Fanny“ besang.
1750 folgte KLOPSTOCK einer Einladung des Literaturtheoretikers JOHANN JAKOB BODMER in die Schweiz nach Zürich. Der Gegensatz zwischen der lebensfrohen, weltoffenen Art KLOPSTOCKs und den eher asketischen Vorstellungen BODMERs führte bald zu Spannungen zwischen den beiden. So ließ sich KLOPSTOCK im Frühjahr 1751 in Kopenhagen als Gast bei dem Reformator und Minister JOHANN HARTWIG ERNST GRAF VON BERNSTORFF nieder, der für ihn vom dänischen König FRIEDRICH V. eine jährliche Pension für die Vollendung des „Messias“ erwirkt hatte.
Bei seiner Reise nach Kopenhagen lernte KLOPSTOCK während eines Aufenthaltes in Hamburg seine zukünftige Frau, die Kaufmannstochter META MOLLER, kennen. Die Heirat fand 1754 statt. META wird die „Cidli“ seiner Oden. Sie stirbt allerdings bereits wenige Jahre später, 1758.
Mit Ausnahme einiger Zwischenaufenthalte in Deutschland blieb KLOPSTOCK bis 1770 in Dänemark. In Kopenhagen schloss er sich einem deutsch-dänischen Kreis von Dichtern und Aufklärungsphilosophen an. KLOPSTOCK wurde zur zentralen Person dieses Kreises, dem u. a. JOHANN ANDREAS CRAMER, HELFRICH PETER STURZ, FRIEDRICH LEOPOLD REICHSGRAF ZU STOLBERG-STOLBERG, JOHANN ELIAS SCHLEGEL, JOHANN BERNHARD BASEDOW und HEINRICH WILHELM VON GERSTENBERG angehörten.
1770 enthob der dänische König CHRISTIAN VII. den Grafen BERNSTORFF, seiner Ämter. BERNSTORFF ging nach Hamburg und KLOPSTOCK folgte seinem Freund und Gönner. In Hamburg heiratete er 1771 zum zweiten Mal: die verwitwete JOHANNE ELISABETH V. WINTHEM. Schnell wird er zum Mittelpunkt eines großen Freundeskreises, zu dem u. a. MATTHIAS CLAUDIUS, HEINRICH WILHELM VON GERSTENBERG und die Geschwister STOLBERG gehörten. Auch zu vielen weiteren namhaften Persönlichkeiten hatte er Kontakt (u. a.: GEORG CHRISTOPH LICHTENBERG, JOHANN KASPAR LAVATER, JOHANN GOTTFRIED HERDER, WILHELM VON HUMBOLDT, LORD NELSON und LADY EMMA HAMILTON).
Aufgrund seiner anfänglichen Nähe zur französischen Revolution (die später in Ablehnung umschlug), wurde der Dichter 1792 zum Ehrenbürger der Französischen Republik ernannt. Er verstarb am 14.03.1803 in Hamburg. Sein Grab befindet sich in Ottensen.
KLOPSTOCKs literarisches Schaffen hatte großen Anteil an der Weiterentwicklung einer eigenständigen deutschen Literatur. An der Schwelle zwischen Spätbarock und Klassik stehend, gehörte er zu den bedeutendsten Vertretern der frühen Klassik und zu den schon zu Lebzeiten hoch geehrten Dichtern. Er distanzierte sich mit seinen Werken deutlich von der moralisierenden und pietistischen Dichtung des Spätbarock und ebnete den Weg für den Durchbruch von
KLOPSTOCK setzte der Alltagssprache und den strengen Vorschriften zum Verfassen von Lyrik aus der Barockzeit kraftvolle Sprachneuschöpfungen entgegen und erweiterte die bislang stark an antiken Vorbildern orientierte Metrik bis hin zu (meist reimlosen) Dichtungen mit freien Rhythmen. Er forderte, dass ein Gedicht niemals nur bloße Beschreibung sein dürfe, dagegen Leidenschaft und Handlung in sich vereinen müsse.
KLOPSTOCK wurde vor allem durch den „Messias“ (siehe PDF "Friedrich Gottlieb Klopstock - Der Messias") bekannt, sein dichterisches Hauptwerk, ein biblisches Epos (geistliche Epik), das er in klassischen, gewaltigen Hexametern verfasste. Das Werk war das erste große neuhochdeutsche Epos. Es besteht insgesamt aus 20 Gesängen und erstreckte sich in seiner Planung und Erstellung über einen Zeitraum, der von der Schulzeit des Verfassers bis in die Siebzigerjahre des 18. Jahrhunderts reichte. Der Vorsatz, ein großes Nationalepos zu schaffen, das den Werken HOMERs u. MILTONs ebenbürtig sein sollte, entwickelte sich bei KLOPSTOCK schon in seiner Zeit an der Fürstenschule Pforta, u. a. unter dem Eindruck der Literaturtheoretiker JOHANN JAKOB BODMER und JOHANN JAKOB BREITINGER. Die vier Einzelbände erschienen zwischen 1748 und 1773. Sie wurden in den folgenden zwei Jahrzehnten noch vielfach überarbeitet, bis zum heutigen Tage in viele Sprachen übersetzt und nicht selten zur Anregung für die Arbeiten nachfolgende Literaten.
Auch auf dem Gebiet der Lyrik hinterließ KLOPSTOCK viel beachtete Werke. Dazu gehören besonders seine „Oden“, eine drei bändige Sammlung von erhabenen, pathetischen Dichtungen, die zwischen 1747 und 1771 erschienen und Themen wie Religion, Liebe, Freundschaft, Vaterland und Naturerlebnisse behandeln. KLOPSTOCK war der erste deutsche Literat, der die antiken Odenmaße meisterte. Besonders bekannt wurde die Ode „Der Hügel und der Hain“ (1771), in der KLOPSTOCK die Ossianischen Freiheitsgesänge verarbeitete. (OSSIAN war ein keltischer Sänger des 3. Jahrhunderts n. Chr. Die nach Natürlichkeit strebende aufklärerische Dichtung beschäftigte sich sehr mit Volksliedern und der Sprache des Volkes. Hier galt zunächst HOMER als Urgrund der Dichtung, der jedoch später zunehmend durch OSSIAN abgelöst wurde.)
Der Ruhm KLOPSTOCKs gründet sich vor allem auf sein Jugendwerk. Seine dichterische Kraft lässt in seinen Spätwerken, die praktisch im Schatten des „Messias“ und der „Oden“ stehen, deutlich nach. Zunehmende Abstraktionen und unglaubwürdig handelnde Personen ließen den Leserkreis nach und nach schrumpfen. Trotzdem sind auch weitere Werke erwähnenswert, so seine religiösen Versdramen zu alttestamentarischen Inhalten und historische Arbeiten, wie die romantisch-nationale Dramentrilogie über das Leben des Feldherrn ARMINIUS oder HERMANN DER CHERUSKER („Hermanns Schlacht“, 1769; „Hermann und die Fürsten“, 1784; „Hermanns Tod“, 1787). Die Hermann-Dichtungen machten KLOPSTOCK zum „Vater“ der sogenannten Bardendichtung, einer in Deutschland um 1770 verbreiteten episch-lyrischen Dichtung, die mit dem europaweit aufkommenden Interesse an der Vorzeit entstand. Die Bardendichtung war volkstümlich, national-aggressiv und Ausdruck der Opposition gegen die gelehrte Tradition und Hofkultur.
KLOPSTOCK schrieb außerdem theoretische Abhandlungen zu sehr unterschiedlichen Themen (Metrik, Poetik, Orthographie, Etymologie). Auch das unvollendete, in Prosa abgefasste Werk „Die deutsche Gelehrtenrepublik. Ihre Einrichtung, ihre Gesetze, …“ (1774) gehört dazu. Hier forderte KLOPSTOCK u. a. die Freiheit des Dichters vor jedem Regelzwang ein.
Der große Einfluss KLOPSTOCKs auf andere Literaten ist vor allem auf sein Wirken als Spracherneuerer zurückzuführen. Er versuchte, Poesie und Prosa zu trennen und überraschte den Leser mit einer voller Erregung geführten Sprache.
Der Göttinger Hainbund, ein literarischer Freundeskreis um JOHANN HEINRICH VOSS, LUDWIG CHRISTOPH HEINRICH HÖLTY, JOHANN MARTIN MILLER und die Brüder STOLBERG, benannte sich nach der von KLOPSTOCK 1771 geschriebenen Ode „Der Hügel und der Hain“. Auch die Sturm-und-Drang-Gedichte GOETHEs und die lyrischen Werke vieler anderer Schriftsteller fanden Anregungen bei KLOPSTOCK (CHRISTOPH MARTIN WIELAND, FRIEDRICH VON SCHILLER, FRIEDRICH HÖLDERLIN, RAINER MARIA RILKE, STEFAN GEORGE), besonders in seinen freien Rhythmen und der Hymnenform.
KLOPSTOCK war der erste freie Schriftsteller, der sich nicht als Hofpoet geistig abhängig machte und aus seinen Werken auch finanziellen Gewinn schlug (obgleich auch er überwiegend von verschiedenen fürstlichen Pensionen lebte). Das wirkte sich nachhaltig stärkend auf den Status und auf das Selbstverständnis der neuen deutschen Dichtergeneration aus – gemeinsam mit GOTTHOLD EPHRAIM LESSING eröffnete KLOPSTOCK die Ära des Berufsdichtertums.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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