Francesco Petrarca

Biografie

FRANCESCO PETRARCA war der Sohn eines 1302 aus Florenz verbannten Notars. Die Familie übersiedelte 1310 nach Pisa und 1311 nach Avignon. Ab 1320 studierte PETRARCA in Bologna. Nach dem Tod des Vaters kehrte er nach Avignon zurück und wurde 1326 in den geistlichen Stand erhoben. Am 6. April 1327 „begegnete“ PETRARCA das erste Mal Laura, einer nicht eindeutig biografisch und historisch fixierbaren Frauengestalt, die im Zentrum seiner Lyrik steht.
Zur Sicherung seines Lebensunterhaltes trat PETRARCA in den Dienst des Kardinals GIOVANNI COLONNA. Hier empfing er wichtige neue geistige Anregungen und fand Freunde, denen er später in Briefen von seinen intellektuellen Beschäftigungen wie auch von seinem Gefühlsleben Nachricht gab. Im Sommer 1333 unternahm er eine Reise zu verschiedenen Bibliotheken, die ihn nach Frankreich, Flandern und ins Rheinland führte. In Paris las er die „Bekenntnisse“ des heiligen AUGUSTINUS.

Von 1337 an lebte er zurückgezogen auf seinem Landgut in Vaucluse bei Avignon. Am 8. April 1341 wurde er auf dem Kapitol in Rom zum Dichter (poeta laureatus) gekrönt. Zwischen 1341 und 1345 besuchte er verschiedene italienische Städte. Dabei machte er in Verona die sensationelle Entdeckung der Handschrift der Briefe CICEROs an ATTICUS, QUINTUS und BRUTUS. 1347 begeisterte er sich vorübergehend für den römischen Volkstribun COLA DI RIENZO, in dem er den Erneuerer der Größe des republikanischen Roms sah, und überwarf sich deswegen mit Kardinal COLONNA. In Florenz traf er 1350 den Dichter GIOVANNI BOCCACCIO, mit dem er sich bereits schriftlich ausgetauscht hatte. 1353 verließ PETRARCA endgültig Avignon. In den Jahren 1353 bis 1361 stand er im Dienste der VISCONTI in Mailand und reiste unter anderem 1356 als deren Gesandter zu Kaiser KARL IV. nach Prag. Von 1362 bis 1368 lebte er in Venedig, anschließend in Padua und auf seinem kleinen Landgut in Arquà.

Literarisches Schaffen

Die Zeitgenossen sahen in PETRARCA vor allem den Humanisten, der unermüdlich nach antiken Handschriften forschte und um deren Verbreitung bemüht war. PETRARCAs Leistung als Textkritiker und Herausgeber begründete den neuen philologischen Zugang zur antiken Überlieferung und damit zugleich die Ablehnung der mittelalterlichen Latinität. Sein hohes Ansehen dokumentierte seine Krönung zum Dichter.

Seine im Verlauf vieler Jahre entstandenen Gedichte (in PDF "Berühmte Sonette" u.a. einige Sonette PETRARCAs) fasste PETRARCA selbst in einer mehrfach umgestalteten Sammlung zusammen, die heute unter dem Titel „Il Canzoniere“ (Auswahl, siehe PDF "Francesco Petrarca - Canzoniere") bekannt ist (hg. 1470). Dieses „Liederbuch“ gliedert sich in zwei Teile:

  • an die lebende und
  • an die verstorbene

Laura gerichtete Gedichte.

Als historische Person ist Laura nicht greifbar, sie ist gleichzeitig Mythos und Legende. PETRARCAs Liebesdichtung ist geprägt von einem Wechselspiel von Verlangen und Verweigern.

Auf der Rückseite des ersten Blattes seiner kostbaren VERGIL-Handschrift gab PETRARCA den einzigen konkreten Hinweis auf Laura, nachdem er von ihrem Tod erfahren hatte:

„Laura (...) trat mir zum ersten Mal zu Beginn meines Jünglingsalters vor Augen, im Jahr der Gnade 1327, am sechsten Tag des April, in der Kirche Sainte-Claire zu Avignon (…). Und in derselben Stadt, im selben Monat April, zur selben ersten Tagesstunde im Jahr 1348, wurde das Licht ihres Lebens dem Licht des Tages entzogen (...). Ich bin überzeugt davon, dass ihre Seele in den Himmel zurückgekehrt ist, von dem sie gekommen war (...).“

Diese Worte enthüllen auch die Stellung des Dichters zwischen Mittelalter und Renaissance. Der in mittelalterlichen Zahlen- und Ordnungsvorstellungen denkende PETRARCA entwirft ein renaissancehaftes Bild der Schönheit und der Wandlungen Lauras. Dabei wird vor allem ihre menschliche, nicht allein vergeistigte Einzigartigkeit mythisch überhöht. PETRARCAs Lyrik fußt zwar formal und inhaltlich

  • auf den Traditionen des provenzalischen Minnesangs und
  • der italienischen Stilnovisten,

weicht jedoch von deren Strenge durch den humanen Ton persönlicher Betroffenheit ab. Die Stereotypen der älteren Lyrik werden aufgehoben. Ein tiefes seelisches Erleben durchwirkt den ganzen Canzoniere. Der Dichter gibt sich dabei auf der Ebene höchster künstlerischer Vollendung persönlich preis, wenn er seinen Weg vom lustvoll erlebten Leid zur demütigen Einsicht in den Kreislauf von Leben und Vergehen beschreibt.

In Italien entstand seit dem Ende des 15. Jahrhunderts eine Dichtung, die den besonderen Stil PETRARCAs nachahmt: Dieser alsPetrarkismus bezeichnete Stil prägte die europäische Liebeslyrik in der Zeit vom 14. bis zum 18. Jahrhundert. Er entlehnte aus PETRARCAs Canzoniere charakteristische Formen, Stilelemente und Motive wie Frauen-Lobpreis, Sehnsucht und Liebesschmerz des sich verzehrenden Mannes.

Weitere Werke

  • Briefe
    Epistolae familiares (gedr. 1492)
    Epistolae seniles (gedr. 1507)
    Posteritati (gedr. 1496)
    Epistolae metricae (1501)
  • Epen
    Africa (gedr. 1496)
  • Prosa
    De viris illustribus (1379)
  • Weitere Schriften
    De otio religioso (gedr. 1501)
    De vita solitaria (gedr. um 1473)
    De remediis utriusque fortunae (gedr. 1468)
  • Lyrik
    Triumphi (gedr. 1470)

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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