- Lexikon
- Deutsch Abitur
- 4 Literaturgeschichte
- 4.4 Mittelhochdeutsche Literatur
- 4.4.1 Machtkämpfe zwischen Kaiser und Papst und das Aufblühen der Städte
- Farben und Farbensymbolik im Mittelalter
Aber auch die Nichtfarben Schwarz und Weiß trugen symbolischen Charakter:
Mit bestimmten Farben gefärbte Stoffe gaben auch Auskunft über den Reichtum ihrer Besitzer: Frauen am Hofe trugen kostbare, mit Safran gefärbte Seiden. Safran wird aus den roten Fruchtblättern des Safrankrokusses hergestellt. Um ein Kilogramm dieses Farbstoffes zu erhalten, benötigt man die Fruchtblätter von bis zu 150 000 Blüten. Ein billigerer Farbstoff war die Färberdistel, deren Blütenblätter Stoffe ähnlich intensiv gelb färben. Purpur wurde aus den Drüsen der Purpurschnecken gewonnen. Die Farbe war so kostbar, dass mit ihr gefärbte Kleidung nur die Kardinäle und der Papst tragen durften. Etwa 8 000 Schnecken sind nötig, um nur ein Gramm des Farbstoffes herzustellen. Als Ersatz für die Purpurschnecken dienten bestimmte Schildlaus-Arten, die man trocknete und auskochte (bis heute werden auf den Kanarischen Inseln Seidenstoffe mit getrockneten Schildläusen gefärbt). Während mit teurem indischem Indigo gefärbte Stoffe dem Adel vorbehalten waren, trugen die niederen Stände Kleidung aus mit Färberwaid gefärbtem Leinen.
Diese Kleiderordnung durfte nicht verletzt werden, selbst nicht von Bürgerlichen, die zu einigem Wohlstand gelangt waren und sich die teuren Stoffe leisten konnten.
Die Symbolik der Farben widerspiegelte sich nicht nur in der Kleidung, sondern auch in den Kunstwerken: Die Künstler des Mittelalters mischten ihre Farben nicht, sondern trugen sie rein, ungetrübt auf das grundierte Holz bzw. auf das aufgeraute Pergament auf. Farben stellte man aus
her. Sie waren wasserlöslich, wobei beigemischtes Eiweiß (Ei-Tempera) den Farben Hanftgrund verlieh.
Die Maler übernahmen die Kleiderordnung: Jesus’ Haupt umgab eine goldene oder goldgelbe Aureole. Die französischen Kaiser ließen sich in blauen Gewändern malen. Heilige wurden in ihren Farben gezeigt: Maria, Christus und Johannes tragen rote und blaue, Petrus blaue und weiße, Paulus rote und grüne Gewänder, Judas dagegen ein gelbes Gewand. Der Verlauf Blau-Rot symbolisiert die Verwandlung. MATHIAS GRÜNEWALD stellt den auferstehenden Christus im Isenheimer Altar so dar, als stoße Christus im Moment seiner Himmelfahrt sein blaues Gewand ab und hülle sich erlöst in sein rotes. Meister der franko-flämischen Buchmalerei waren PAUL, JAN und HERMAN VON LIMBURG (auch: MALOUEL, MAELWAEL, MAELWEEL). Ihr „Stundenbuch des Herzogs von Berry“ (entstanden 1412–1416), enthält prachtvolle ganzseitige Monatsbilder in leuchtenden Farben, die Szenen aus dem höfischen und bäuerlichen Leben zeigen. Hier differenzierten die Brüder auch
mit der Farbe: Die Kleidung des Hofes ist wesentlich kräftiger als die der Bauern. Den Herrscher hüllen sie in ein golddurchwirktes blaues Gewand. Für den Himmel verwendeten die Brüder LIMBURG ein noch leuchtenderes Blau. Priester werden in scharlachroten Gewändern gezeigt, Ritter dagegen tragen zweifarbige Kleider.
Stand: 2010
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