- Lexikon
- Deutsch Abitur
- 4 Literaturgeschichte
- 4.9 Literatur von 1900 bis 1945
- 4.9.5 Exilliteratur und innere Emigration
- Exil und Innere Emigration
Exilliteratur zu lat. exilium bedeutet Verbannung. Bereits OVID schrieb einen Teil seines Werkes in der Verbannung. HEINRICH HEINE schrieb im Pariser Exil u. a. „Deutschland, ein Wintermärchen“. AUGUST VON PLATEN ging ins selbst gewählte Exil nach Italien. Auch nach der Oktoberrevolution in Russland (1917) und nach der Machtübernahme in Italien (1922) verließen Schriftsteller ihre Heimatländer.
Die Autoren, die nach 1933 aus Deutschland fliehen mussten, suchten zunächst in den Nachbarländern Deutschlands ein Exil. Großen Teils glaubten sie, HITLERs Herrschaft würde nicht lange dauern.
Im französisch besetzten Saargebiet hielten sich GUSTAV REGLER (1898–1963) und THEODOR BALK (1900–1974) auf, bevor sie in andere Länder emigrierten. Nur knapp zwanzig Autoren entschieden sich für Österreich als „Asylland wider Willen“, obwohl der Vorteil der deutschen Muttersprache auf der Hand gelegen hätte (CARL ZUCKMAYER).
Die exilierten Autoren waren finanziell nicht abgesichert und zudem in nicht deutschsprachigen Ländern isoliert von der vertrauten Sprache. Schwierig wurde zuweilen die Verständigung in der Sprache des Exils.
Nur wenige Autoren (etwa THOMAS MANN und LION FEUCHTWANGER) hatten ein relativ sorgenfreies Leben im Exil. Materielle Not zwang viele, in ihnen fremden Berufen zu arbeiten. Oft jedoch wurde eine Arbeitserlaubnis verweigert. Hilfsorganisationen, wie die „American Guild for German Cultural Freedom“ (ab 1935), unterstützten diese Autoren finanziell.
Bevorzugte Stadt in der Tschechoslowakei wurde Prag. Die Hauptstadt der Tschechoslowakei hatte einen bedeutenden Vorteil für die deutschen Exilanten: Durch ihre ehemalige Zugehörigkeit zum österreichisch-ungarischen Kaiserreich gab es dort ansässige Deutsche und deutsch sprechende Juden und Tschechen. Man hatte also ein potentielles Publikum, denn vom heimatlichen waren die Exilanten abgeschnitten.
WIELAND HERZFELDE führte in Prag seinen Malik-Verlag weiter und gab mit ANNA SEGHERS und OSKAR MARIA GRAF die antifaschistisch orientierten „Neuen Deutschen Blätter“ heraus.
THOMAS MANN (1875–1955) gab in der Schweiz die Zeitschrift „Maß und Wert. Zweimonatsschrift für freie deutsche Kultur“ heraus.
WOLFGANG LANGHOFFs (1901–1966) „Die Moorsoldaten“ erschien 1935 im Schweizer Spiegel Verlag. Der „unpolitische Tatsachenbericht“ erzählt von LANGHOFFs Aufenthalt im KZ Börgermoor im Emsland. Hier schrieb er auch gemeinsam mit JOHANN ESSER die Lagerhymne.
1936 wurde LANGHOFF, der seit 1934 als Schauspieler am Zürcher Schauspielhaus engagiert war, aufgrund seines Buches von den NS-Behörden die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. LANGHOFF war einer der letzten, die in der Schweiz Unterschlupf fanden. Die Schweiz erklärte 1942 „das Boot“ für voll und verfügt einen rigorosen Einwanderungsstopp.
In Amsterdam erschien „Die Sammlung“ (Herausgeber war KLAUS MANN) (1906–1949). In Paris wurde die „Deutsche Freiheitsbibliothek“ von ALFRED KANTOROWICZ (1899–1979) gegründet. Dort etablierten sich auch die „Éditions du Carrefour“, ein von WILLI MÜNZENBERG gegründeter Verlag, der ausschließlich in deutscher Sprache veröffentlichte. Bis 1937 erschienen rund 56 Bücher oder Broschüren, darunter englische und französische Übersetzungen, z. B. ARAGONs „Glocken von Basel“ oder MALRAUX’ „Die Zeit der Verachtung“. Die kleine Stadt Sanary-sur- Mer an der französischen Mittelmeerküste war bis 1939 ein Zufluchtsort vieler deutscher Exilschriftsteller. Dort hielten sich zeitweise auf: BERTOLT BRECHT, LION FEUCHTWANGER, FRANZ WERFEL und die Familie von THOMAS MANN.
WILLI BREDEL war 1936–1939 zusammen mit FEUCHTWANGER und BRECHT Mitherausgeber der Moskauer Zeitschrift „Das Wort“.
Nach dem Überfall auf Polen am 1. September 1933, der den Beginn des Zweiten Weltkrieges markiert, konnten nur wenige Autoren in Europa bleiben (Bild 2). PETER WEISS (1916–1982) blieb im neutralen Schweden, ELIAS CANETTI (1905–1994) in Großbritannien und ROBERT MUSIL (1880–1942) in der Schweiz.
Autoren wie KLAUS MANN, STEFAN ZWEIG, KURT TUCHOLSKY und CARL EINSTEIN (1885–1940) gingen an ihrer Exilsituatuion zugrunde und wählten den Freitod.
Die Zentren deutscher Exilliteratur.
Wichtigstes Zentrum der Emigration kommunistischer oder der KPD nahestehender Autoren im westlichen Exil der Kriegsjahre wurdeMexiko. Die Schriftsteller ANNA SEGHERS, EGON ERWIN KISCH, LUDWIG RENN, BODO UHSE sowie Parteifunktionäre wie PAUL MERKER (1894–1969), Otto Katz (1893–1952, hingerichtet), ALEXANDER ABUSCH (1902–1982) und zahlreiche weitere ließen sich dort nieder. Mit GUSTAV REGLER kam auch ein ehemaliges KPD-Mitglied, das allerdings Anfeindungen vonseiten der KP-Mitglieder ausgesetzt war. Auch der österreichische Journalist BRUNO FREI (1897–1988) gelangte nach der Besetzung seiner Heimat durch die Nationalsozialisten ins Exilland Mexiko.
Bereits in den Zwanzigerjahren war RET MARUTnach Mexiko gekommen. Er veröffentlichte unter dem Pseudonym B. TRAVEN. Als wichtigster Exilrusse in diesem mittelamerikanischen Land darf wohl LEO TROTZKI (1879–1940, eigentlich BRONSTEIN) gelten. TROTZKI wurde 1940 in Mexiko City vom sowjetischen Geheimdienst ermordet.
HEINRICH GUTMANN gründete im Frühjahr 1938 die Liga Pro-Cultura Alemana.
EGON ERWIN KISCH, ANNA SEGHERS, BRUNO FREI u. a. gründeten im November 1941 die Zeitschrift „Freies Deutschland“. Sie erschien bis Mitte 1946 in einer Auflagenhöhe von 4 000 Exemplaren. HEINRICH MANN, LION FEUCHTWANGER, OSKAR MARIA GRAF, FERDINAND BRUCKNER, ERNST BLOCH und andere veröffentlichten Beiträge in dieser Zeitschrift.
Im November 1941 wurde der Heinrich-Heine-Klub gegründet, dem ANNA SEGHERS als Präsidentin vorstand. Hier veranstaltete man
Die Gründung des Exilverlages „El Libro Libre“ gab den Autoren die Möglichkeit, ihre Werke auf deutsch zu veröffentlichen. Hier erschien
BODO UHSE beschäftigte sich bereits im Exil mit Mexiko. Seine literarischen Bearbeitungen mexikanischer Stoffe, die später als Sammelband „Mexikanische Erzählungen“ (1957) erschienen, wurden bereits in der Exilpresse veröffentlicht. Auch GUSTAV REGLERs Beschäftigung mit dem Land seines Exils schlug sich in dem Band „Vulkanisches Land“ (1947) nieder.
In Mexiko ensteht SEGHERS’ Novelle „Der Ausflug der toten Mädchen“ (1943) und der Roman „Transit“, in dem sie die Erfahrungen des Exils in Frankreich und die Bemühungen um eine Überfahrt nach Mexiko wieder gegeben hat. Ihre Mexiko-Erfahrungen verarbeitete SEGHERS jedoch erst nach dem Exil u. a. in „Das wirkliche Blau“.
„Der Ausflug der toten Mädchen“ beschreibt aus der zeitlichen Entfernung den Schulausflug einer Mädchenklasse in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg und welches Schicksal die Herangewachsenen durch die Zeit des Nationalsozialismus nehmen. Netty (der richtige Name der Erzählerin ANNA SEGHERS war NETTY REILING) überlebt als einzige durch ihre Flucht ins Exil. Ihre Klassenkameradinnen sterben durch Denunziation, Bomben, Selbstmord ...
SEGHERS stellt nicht vordergründig die Schuldfrage. Ihr geht es darum, zu analysieren, welchen Anteil der einzelne am Zustandekommen und Funktionieren des nationalsozialistischen Systems hat und welche Auswege es gibt, sich dem Terror zu verweigern. Dies wird auch in ihrem Roman „Das siebte Kreuz“ deutlich. Bei einem Ausbruch aus dem Konzentrationslager gelingt nur einem der sieben Häftlinge die Flucht. Das siebte Kreuz im Lager, bestimmt für Georg Heisler, bleibt leer. Aber es bleibt nur deshalb leer, weil die Menschen, die Heisler unterwegs begegnen, sich entscheiden müssen, ob sie ihm helfen wollen oder nicht. Und er findet sie durch alle Bevölkerungsschichten hinweg. Dass ausgerechnet der Selbstzweifler Heisler in die Freiheit entweichen und sich diese dauerhaft sichern kann, deutet auf die große Chance hin, die die Kraft der Solidarität besitzt. Diese Sicht wird im „Ausflug der toten Mädchen“ relativiert, die Hauptfigur Netty kann sich nur durch Flucht ins Ausland retten. Alle anderen sind dem Tode geweiht, weil sie auf die eine oder andere Art mitmachen, stillhalten oder aber aktiv in das System involviert sind.
Wichtig für die Exilanten wurden auch die USA. Zentren des US-Exils waren New York an der Ostküste und Los Angeles / Santa Monica an der Westkünste. BERTOLT BRECHT, LION FEUCHTWANGER, die Brüder THOMAS und HEINRICH MANN fanden hier Zuflucht.
Allerdings sah der „Immigration Act“ von 1924 für Deutschland und Österreich lediglich eine jährliche Zuwanderung von 27 230 Personen vor. Nach Kriegsausbruch wurde die Limitierung nicht verändert, sodass vorwiegend wegen ihres Glaubens Geflüchtete Asyl in den USA erhielten und nur 5 % politische Verfolgte.
Der „Aufbau“, seit 1934 in New York verlegt, wurde zur wichtigsten literarischen Zeitschrift des US-Exils. Allerdings erst 1945 wurde dort mit dem „Aurora-Verlag“ ein deutschsprachiger Verlag gegründet. Seit 1942 erschien die Avantgarde-Zeitschrift „Decision“, herausgegeben vom seit 1938 in den USA lebenden KLAUS MANN. 1936 wurde in New York die „Deutsche Akademie der Künste und Wissenschaften im Exil“ unter ihren Präsidenten THOMAS MANN und SIGMUND FREUD gegründet. Mitglieder waren HEINRICH MANN, STEFAN ZWEIG, FRITZ UNRUH, FRANZ WERFEL, ALFRED DÖBLIN, JOSEPH ROTH, ROBERT MUSIL, BERTOLT BRECHT ERWIN PISCATOR u. a.
In Südamerika gab es mit Argentinien (BALDER OLDEN, PAUL ZECH), Brasilien (STEFAN ZWEIG), Uruguay, Bolivien, Kolumbien und Chile wichtige Exilländer. In Santiago de Chile erschienen ab 1943 die konservativ orientierten „Deutschen Blätter“.
Das sowjetische Exil war das wichtigste europäische Exilland und wurde vor allem von linksbürgerlichen und kommunistischen Autoren genutzt.
Allerdings war es auch das problematischste Exil.
Schon in den Zwanzigerjahren hatten eine gewisse Anzahl Deutscher als Experten in der Sowjetunion gearbeitet. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten gab es kaum einen Rückweg nach Deutschland. Gemeinsam mit den nach 1933 emigrierten Anhängern oder Mitgliedern der KPD waren sie seit 1937/1938 einem beispiellosen Terror ausgesetzt. Die paranoide Suche des russischen Geheimdienstes NKWD nach Volksfeinden führte zu
Schätzungsweise 70 Prozent der deutschen Emigranten kosteten die Stalinschen Säuberungen das Leben.
Der Mord an SERGEI KIROW, dem „Liebling der Partei“, diente als Vorwand, sich missliebiger Funktionäre zu „entledigen“.
Nun traf es Arbeiter und Intellektuelle:
Der Terror machte vor Ausländern nicht halt:
FRIEDRICH WOLF emigrierte über Österreich, Schweiz und Frankreich nach Moskau. Zwischen 1933 und 1945 lebte er dort. Wie fast alle in die UdSSR emigrierten Autoren nahm er am Spanischen Bürgerkrieg teil und wurde nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Frankreich zeitweise interniert. Sein Stück „Professor Mamlock“ wurde 1934 in Zürich uraufgeführt. Die deutsche Botschaft versuchte, das Stück absetzen zu lassen.
JOHANNES R. BECHER emigrierte über Österreich, Tschechoslowakei, Schweiz und Frankreich in die UdSSR und lebte zwischen 1935 und 1945 in Moskau, er betreute als Chefredakteur die Zeitschrift „Internationale Literatur“.
HEDDA ZINNER (1905–1994) emigrierte mit ihrem Mann FRITZ ERPENBECK (1897–1975) 1933 in die UdSSR und lebte in Ufa in der Baschkirischen ASSR.
Auch WILLI BREDEL kam über die Tschechoslowakei in die Sowjetunion und und engagierte sich während des Zweiten Weltkrieges im „Nationalkomitee Freies Deutschland“.
Aber auch Autoren anderer Nationalitäten fanden in der UdSSR Asyl: Der französische Autor JEAN-RICHARD BLOCH (1884–1947) emigrierte 1940 in die UdSSR.
Autoren, die zwar das Hitler-Regime ablehnten, aber sich nicht entschließen konnten, ins Ausland zu gehen, nennt man Innere Emigration. Diese Schriftsteller ließen sich auf unterschiedliche Art und Weise mit dem deutschen Nationalsozialismus ein. Die meisten von ihnen veröffentlichen heitere Geschichten (EHM WELK, ERICH KÄSTNER) oder arbeiteten als Dramaturgen bzw. Szenaristen für den deutschen Film. Einige hatten quasi Berufsverbot und konnten, wenn, dann nur unter Pseudonym arbeiten (ERICH KÄSTNER).
Autoren, die keinen Ausweg aus ihrer verzweifelten Lage mehr sahen, wählten den Freitod (JOCHEN KLEPPER, er war mit einer Jüdin verheiratet, ließ sich jedoch nicht – wie viele in seiner Lage – von seiner Frau scheiden. Als die Deportation der Familie bevorstand, wählte sie den Freitod).
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine Debatte ausgelöst, wer nun das „schwerere Los“ gehabt hätte, die Exilanten oder die im Lande Gebliebenen: Man nennt dies die „Debatte um innere und äußere Emigration“.
WALTER VON MOLO hatte THOMAS MANN 1945 um Rückkehr gebeten. Als dieser nicht gleich euphorisiert nach Deutschland reiste, sondern MOLO seine Bedenken mitteilte, löste das einen Sturm der Entrüstung aus. Gewiss hatte sich MANN keine Freunde geschaffen, als er gestand:
„In meinen Augen sind Bücher, die von 1933 bis 1945 in Deutschland überhaupt gedruckt werden konnten, weniger als wertlos und nicht in die Hand zu nehmen. Ein Geruch von Blut und Schande haftet ihnen an. Sie sollten eingestampft werden.“
(Mann, Thomas: Warum ich nicht nach Deutschland zurückgehe, September 1945. Offener Brief an Walter Molo. In: Reden und Aufsätze II. Frankfurt 1965, S. 953-962)
„Wollt ihr Thomas Mann wiederhaben?“ war dann auch eine Meinungsumfrage in Bayern übertitelt.
Den inneren Emigranten bescheinigte FRANK THIESS (1896–1977) in der darauf folgenden Debatte ein höheres Maß an Verständnis für die Befindlichkeiten der Deutschen:
„Ich glaube, es war schwerer, sich hier seine Persönlichkeit zu bewahren, als von drüben Botschaften an das deutsche Volk zu senden ...“
(Thomas Mann, Frank Thiess, Walter von Molo, Ein Streitgespräch über die äußere und die innere Emigration, Dortmund o.J. [1946]. S.3)
Meinungen, wie „Eine Kritik über sein Heimatland üben kann nur der, der in der schlimmsten Zeit dort gelebt hat“, waren nicht selten.
ALFRED POLGAR (1873–1955) äußerte: „Die Fremde ist nicht Heimat geworden. Aber die Heimat Fremde“ und ALFRED DÖBLIN schrieb in „Abschied und Wiederkehr“ (1946): „Und als ich wiederkam, da – kam ich nicht mehr wieder.“
„Heimkehr in die Fremde“, „Unter Vorbehalt“, „Besuch in der Heimat“ lauteten stichwortartig damals die Haltungen vieler Remigierter.
THOMAS MANN entschloss sich, im Exil zu bleiben, da ihm „Deutschland doch recht fremd geworden“ war. Mit ihm blieben GEORG GLASER (1910–1995), GÜNTHER ANDERS (1902–1992), WALTER MEHRING, NELLY SACHS (1891–1970) u. a. in den Exilländern.
Eine gewisse Versöhnung von Geist und Macht strebten sicher viele der in die sowjetische Besatzungszone remigrierten Autoren an. Jedoch ließ sich angesichts der lediglich postulierten „führenden Rolle der Arbeiterklasse“ und den beständigen Eingriffen der Parteiführung in die Kunstproduktion ein Bündnis zwischen Geist und Macht nicht verwirklichen.
Schriftsteller, die ins Exil gegangen waren, fielen zu einem gewissen Teil dem Vergessen anheim. HANS SAHL (1902–1993), der mit DÖBLIN, ROTH, MEHRING und KLAUS MANN den „Bund Freie Presse und Literatur“ in New York gegründet hatte, ist heute fast unbekannt.
Andererseits gab es auch neue Talente, die für einen Moment oder für Jahrzehnte das literarische Leben in Deutschland mitbestimmten, wie JOHANNES BOBROWSKI und WOLFGANG BORCHERT, die aus dem Krieg heimgekehrt waren oder PAUL CELAN, der sein wesentliches Werk erst nach dem Holocaust schreiben konnte.
Erst 1954 kehrte HILDE DOMIN (d. i. HILDE PALM, geb. 1912) aus ihrem Exil in der Dominikanischen Republik nach Deutschland „... als Bot(i)n der Versöhnung ins Sprachzuhause zurück“. Weiterer fünf Jahre bedurfte es, bis sie ihren ersten Gedichtband („Nur eine Rose als Stütze“, 1959) veröffentlichen konnte.
„Gewöhn dich nicht.
Du darfst dich nicht gewöhnen.
Eine Rose ist eine Rose.
Aber ein Heim
ist kein Heim. ...“
(Domin, Hilde: Rückkehr der Schiffe. Gedichte. Frankfurt/Main: S. Fischer, 1962)
heißt es in ihrem Gedicht „Mit leichtem Gepäck“. Ihre Gedichte seien als „Erfahrung als Jüdin und als Antwort auf die Emigration und den Holocaust“ geschrieben, äußerte die Autorin mehrfach.
Wege ins Exil.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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