Entwicklung der Komödie

Die Komödie (griech. komodia: Gesang bei einem frohen Gelage) entwickelte sich aus dem Satyrspiel. Es ist das Drama mit komischem oder heiterem Inhalt und gekennzeichnet durch einen glücklichen Ausgang. Die Menschen in der Komödie befinden sich in einem lösbaren Konflikt. Der Begriff Lustspiel wird oft synonym für Komödie gebraucht.

Die früheste bekannte Komödie wurde 486 v. Chr. in Athen aufgeführt. Einer der ersten großen Dichter der Gattung war ARISTOPHANES, welcher den Akzent besonders auf die Satire als wesentlichen Bestandteil der Komödie setzte.
Im Mittelalter dann wurden kaum antike Komödien inszeniert. Zu der Zeit beherrschte das populäre Fastnachtsspiel die Bühnen.
Erst im 15. Jahrhundert mit Beginn der italienischen Renaissance wurde die Tradition wieder aufgegriffen.
Im 20. Jahrhundert dann entstanden Mischformen zwischen Tragödie und Komödie wie z. B. die Tragikomödie, die Groteske oder das absurde Theater.

Die europäische Komödie basiert auf der griechischen Komödie. Im 3. Jahrhundert v. Chr. wurden Autoren wie

  • MENANDER,
  • AISCHYLOS, der das Happy End erfand oder
  • ARISTOPHANES, der für seine sozialsatirischen Momente berühmt war,

auch in Rom bekannt und beliebt. TITUS MACCIUS PLAUTUS war damals der wahrscheinlich produktivste lateinische Komödienautor. Seine Stücke waren stets auf Publikumserfolg ausgerichtet und daher auch für das einfach gestrickte Volk verständlich und populär. Er begründete den Prototypen des raffinierten und listigen kleinen Mannes, der sich mit Witz und Verstand gegen die Autoritäten durchsetzt und so zum Vorbild für viele Figuren wie Falstaff, Scapin, den Truffaldino der Commedia dell'arte wurde. So folgen auch Comic-Figuren wie Asterix dieser Tradition.
Ein weiterer bedeutender römischer Autor dieser Zeit war TERENZ. Sein Beitrag zur Entstehung der Komödie war, die Geschliffenheit der Sprache weiterzuentwickeln und zu verfeinern.

Lange Zeit waren Komödien hauptsächlich in Wandertheatern zu Hause. Erst ab dem 16. Jahrhundert begann in Europa die Einrichtung fester Häuser, die aber meist weiter von wandernden Theatertruppen bespielt wurden. In Italien entwickelte sich die Commedia dell'Arte als volksnahe Theaterform, die auch nach Mittel- und Westeuropa ausstrahlte.
Die Komödie als Theaterform nahm im 16., 17. und 18. Jahrhundert neuen Aufschwung. Autoren wie

  • WILLIAM SHAKESPEARE in England,
  • MOLIÈRE in Frankreich,
  • CARLO GOLDONI in Italien, sowie
  • GOTTHOLD EPHRAIM LESSING in Deutschland

sind hier zu nennen.

Noch in der Mitte des 18. Jahrhunderts erfuhr man aus der Liste der auftretenden Personen, ob es sich um ein komisches oder trauriges Stück handelte. Bürgerliche Figuren, Bauern und Diener waren Personage der Komödie. Diese Ständeklausel geht zurück auf ARISTOTELES, der die Darstellung der schlechteren Menschen der Komödie überließ, die Tragödie hingegen für die besseren Menschen reservierte. OPITZ und GOTTSCHED übernahmen die Ständeklausel im Barock bzw. in der Aufklärung.

Charakteristik der Komödie

Die Komödie ist die Dichtungsform, in der menschliche Schwächen auf humorvolle Art entlarvt und die sich daraus ergebenden Konflikte heiter gelöst werden. In der Komödie werden die Mängel des Mitmenschen offen bloßgestellt, um diese lächerlich zu machen oder gar zu brandmarken.

Das aus der Komödie hervorgegangene Lustspiel unterscheidet sich von ihr. Das Lustspiel beabsichtigt nämlich nicht das spöttische Lachen über lächerliche Unzulänglichkeiten und Makel. Es ruft vielmehr das reine Lachen aus dem Wissen über die Beschaffenheit des Menschen hervor. Im konkreten Stück gehen allerdings meistens Elemente des Komischen, sowie des Humors ineinander über.

Die klassische Form der Komödie wurde im Wesentlichen von ARISTOPHANES geprägt (siehe PDF "Aristophanes - Der Friede). Die Komödie erwuchs daher aus einem freiheitlichen, demokratischen Geiste und geht häufig ungeniert und äußerst scharfzüngig mit den aktuellen öffentlichen Verhältnissen und Begebenheiten ins Gericht.

Verlachkomödie

In seiner Poetik der Komödie propagierte GOTTSCHED die Verlachkomödie, eine Form des Dramas, in dem das falsche Verhalten lasterhafter Personen exemplarisch dargestellt und dem Gelächter des einsichtigen Publikums preisgegeben wird.

Kennzeichen der Verlachkomödie sind

  • fünf Akte,
  • Ständeklausel,
  • verlachbare Fehler,
  • Wahrscheinlichkeit,
  • zweigeteilte Handlung (Herr – Diener).

Die Darstellung beschränkt sich schematisch auf Typisches und dringt nicht zur individuellen Gestaltung vor  (deshalb auch sächsische Typenkomödie). Bloßgestellt werden beispielsweise fehlgeleitete Gelehrsamkeit, Frömmelei u. a. Mit dieser Zweckbestimmung gehört diese frühe Komödie zum Kern der didaktisierenden Literatur der Aufklärung. Diese Gattung ist an die Ständeklausel gebunden, sie spielt unter mittleren oder niederen Ständen und bedient sich eines mittleren Stils. Die Texte sind in Prosa gestaltet. Charakteristisch für die Komödie ist immer der gute Ausgang der Handlung. Beispielhaft ausgeführt werden GOTTSCHEDs poetologische Anweisungen in den Komödien seiner Frau LUISE ADELGUNDE VICTORIE GOTTSCHED („Die Pietisterey im Fischbein- Rocke“, 1736, „Der Witzling“, 1745). Mitte der 1740er-Jahre erscheint die rührende Komödie (zeitgenössisch auch: weinerliche) als neue, erweiterte Gattungsausprägung. Ihre französische Spielart (Comédie larmoyante) war zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Aufklärungskomödie weit verbreitet. Sie richtet sich nicht an die verstandesmäßige Verurteilung und das Überlegenheitsbewusstsein, das sich im Verlachen artikuliert, sondern an ein eher empfindsames Mitgefühl. Die Figuren sind nicht bloß Repräsentanten eines Typus, sondern haben individuellere Eigenschaften. Es geht nicht nur darum, allein lasterhafte Züge an Figuren darzustellen, sondern diesen auch vernünftige und wünschenswerte Eigenschaften mitzugeben. Es entstehen gemischte Charaktere (LESSING). Sie werden psychologisch und sozial ernst genommen. Die glückliche Lösung der Konflikte bleibt als Gattungsmerkmal erhalten. Die Comédie larmoyante wird deshalb auch ernsthafte Komödie genannt. CHRISTIAN FÜRCHTEGOTT GELLERT verfasste eine Reihe erfolgreicher Texte dieser Gattung („Die Betschwester“, 1745; „Das Loos in der Lotterie“, 1746; „Die zärtlichen Schwestern“, 1747). Insgesamt ist eine Annäherung an die Prinzipien des bürgerlichen Trauerspiels unübersehbar, mit dem LESSING letztendlich die alte Ständeklausel abschaffte. Zuweilen enthält die Komödie tragische Elemente (DÜRRENMATT: „Die Physiker“, hier endet der Held Möbius tragisch).

Die Commedia dell'Arte

Der Begriff der Commedia dell'Arte bezeichnet die italienische Stegreifkomödie, in welcher typische Charaktere, sowie Masken feststanden, der Text allerdings völliger Improvisation überlassen blieb.
Die Commedia dell'Arte, auch Commedia improvvisa genannt, entstand zur Mitte des 16. Jahrhunderts in Italien. Sie entwickelte sich aus dem spätrömischen Volkslustspiel und wurde von Wandertruppen über ganz Europa verbreitet und populär gemacht. Sie hatte enormen Einfluss auf das englische, französische und deutsche Lustspiel des 17. und 18. Jahrhunderts, sowie auf das Wiener Volkstheater. Nach der Französischen Revolution wurde die Commedia dell'Arte in Europa verboten, da sie als Improvisationstheater nicht zensiert werden konnte. In Russland war sie noch bis ins Jahr 1917 eine lebendige Theaterform, wurde aber auch dann dort verboten.

Die Dramaturgie der Commedia dell'Arte dient als Ausgangspunkt für sämtliche Theaterstücke SHAKESPEAREs und MOLIÈREs.
Die Handlung in der Commedia dell'Arte wird von professionellen Schauspielern auf Wanderbühnen dargestellt. Die Handlungsabläufe sind dabei durch Anweisungen als Szenarium nur grob gestaltet, wodurch sich der Rest aus der jeweiligen Situation weiterentwickeln musste. Dabei wurde ein bestimmtes Repertoire an Monologen (monologue) und Dialogen (dialogue) immer wieder von neuem abgerufen und bestenfalls variiert.
Es wird angenommen, dass die Commedia dell'Arte in Norditalien entstanden ist, wo sie gewöhnlich im Rahmen von Akrobaten-, Tanz- und Gesangsdarbietungen und dialektal eingefärbten Farcen (burlesque) aufgeführt wurde.
Die Commedia dell'Arte hatte auch entscheidenden Einfluss auf die Entfaltung des europäischen Theaters. Dabei improvisierten die Schauspieler komische Slapstickszenen innerhalb eines fest vorgegebenen Rahmengeschehens.

 

Die Charaktere

Sie hatte stets einen festen Figurenbestand mit einem streng festgelegten Figurenrepertoire. Das Ensemble der Commedia dell'Arte bestand normalerweise aus sechs bis zwölf Schauspielern, wobei sich das Geschehen meistens um ein junges Liebespaar dreht.
In der Commedia dell'Arte gibt es verschiedene Charaktere mit festgelegten Eigenschaften, wobei die beiden Hauptgruppen

  • einerseits die Diener und
  • andererseits die Alten

sind. Darüber hinaus existieren aber noch Charaktere, welche keiner dieser beiden Gruppen angehören, wie z. B. die Liebenden. Sie tragen als einzige Figurengruppe keine Masken. Dagegen ist das Gesicht des Harlekin (Arlecchino) mit einer schwarzen Maske verdeckt. Der clowneske, stets gierige Diener, dessen Charakter ebenso auch durch Bauernschläue und anarchischen Witz geprägt war, tritt immer im Flickenanzug auf.
Eine weitere wichtige Figur der Commedia dell'Arte ist der leichtgläubige Händler (Pantalone), der es trotz seines hohen Alters stets versucht, attraktiv auf Frauen zu wirken.
Wissenschaftler wiederum werden in Pantalones Freund, dem pingeligen und übergenauen Doktor (Dottore), parodiert. Der aus Bologna stammende Doktor kennzeichnet sich durch das ständige Äußern sinnloser, lateinischer Phrasen und das Verschreiben (häufig gefährlicher) Medikamente für die eingebildeten Krankheiten der anderen Charaktere.
Der Kapitän (Capitano) rühmt sich mit seinen Siegen auf dem Schlachtfeld und in der Liebe und stellt sich letztendlich aber als geistloser Feigling und Lügner heraus.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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