ALFRED DÖBLIN wurde am 10. August 1878 als viertes von fünf Kindern des Schneidermeisters MAX DÖBLIN und dessen Frau SOPHIE, geb. FREUDENHEIM, in Stettin geboren. Seine pragmatisch-rational eingestellte Mutter hatte für den eher musisch begabten Vater wenig Verständnis und so scheiterte die Ehe. Die Familie zog, nachdem der Vater sie verlassen hatte, im Jahre 1888 nach Berlin. Auch für ALFRED DÖBLIN war das ein großer Einschnitt in sein Leben. Er selbst bezeichnete dieses Ereignis als „Vertreibung aus dem Paradies“.
In Berlin hatte DÖBLIN seine ersten Berührungen mit Werken von FRIEDRICH HÖLDERLIN und HEINRICH VON KLEIST. Aus finanziellen Gründen musste er vom Gymnasium genommen werden, in Berlin konnte er seine gymnasiale Ausbildung fortsetzen. Zur Jahrhundertwende legte er ein eher mittelmäßiges Abitur ab, nahm ein Medizinstudium an der Friedrich-Wilhelms-Universität, der heutigen Humboldt-Universität, in Berlin auf und begann zusätzlich, literarisch zu arbeiten. Nach dem Wechsel zur Universität Freiburg promovierte er 1905 und wurde Assistenzarzt für Psychiatrie in der Kreisirrenanstalt Prüll bei Regensburg und von 1906 bis 1910 in Berlin-Buch. In diesen Jahren entstanden seine ersten literarischen Arbeiten, so zum Beispiel 1903 der Roman „Der schwarze Vorhang“ und jene zwölf Erzählungen, die 1913 unter dem Titel „Die Ermordung der Butterblume“ erschienen.
In den Jahren 1911 bis 1933 arbeitete DÖBLIN als Kassenarzt für Nervenkrankheiten. Am 28. Juni 1912 heiratete er die Medizinstudentin ERNA REISS, mit der er schon ein uneheliches Kind hatte. In der Ehe wurden 1915, 1917 und 1926 drei weitere Söhne geboren.
In den Jahren 1912 bis 1920 erschienen weitere Werke, neben dem Erzählband „Die Ermordung der Butterblume“ die drei Romane
Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 meldete DÖBLIN sich freiwillig als Militärarzt. 1920 arbeitete er als Theaterkorrespondent für das „Prager Tageblatt“. 1924 beendete er seinen Zukunftsroman „Berge, Meere und Giganten“. Vier Jahre später wurde er in die Preußische Akademie der Künste aufgenommen.
1929 erschien der Roman „Berlin Alexanderplatz“, einer der bedeutendsten Großstadtromane der sogenannten klassischen Moderne, der DÖBLIN zu einem der populärsten Autoren jener Zeit machte. Die erste Verfilmung, mit HEINRICH GEORGE (dem Vater des heute bekannten Schauspielers GÖTZ GEORGE) in der Hauptrolle, wurde 1931 gezeigt, REINER WERNER FAßBINDER drehte 1979–1980 nach dem Buch eine Fernsehserie. DÖBLIN nutzte für diesen Roman die Simultantechnik. Unter Einsatz der literarischen Technik der Collage (Montage) stellte er sprachlich, stilistisch und inhaltlich unterschiedliche Textbausteine so zusammen, dass gleichzeitig stattfindende Ereignisse oder Handlungen dargestellt werden können, um die fragmentarische Empfindung des modernen Großstadtlebens in Berlin, dem Inbegriff der deutschen Metropole, darzustellen. So wird aus Sicht verschiedener Personen mit gleichzeitiger, aber unterschiedlicher Wahrnehmung die Vielschichtigkeit und Verflochtenheit von Ereignissen aufgezeigt, die der einzelne Großstadtbewohner immer nur bruchstückhaft wahrnehmen kann.
Schon kurz nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 emigrierte DÖBLIN aufgrund seiner jüdischen Herkunft zuerst nach Zürich und dann im Sommer 1933 nach Paris und wurde so zwangsweise zu einem Vertreter der Exilliteratur. 1934 bis 1937 entstanden seine Romane „Babylonische Wanderung“ und „Pardon wird nicht gegeben“ sowie der erste Band der Amazonas-Trilogie, „Die Fahrt ins Land ohne Tod“. 1936 erhielt DÖBLIN als einer von wenigen Emigranten die französische Staatsbürgerschaft.
1940 war DÖBLIN erneut auf der Flucht, zuerst nach Spanien, dann über Portugal in die USA.
1941 änderte er seine Glaubensrichtung und konvertierte vom Judentum zum Katholizismus.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehrte er nach Deutschland zurück und lebte zuerst in Baden-Baden, seit 1949 in Mainz.
1953 ließ er sich aufgrund seiner Enttäuschung über Deutschland in Paris nieder. Aber nur für kurze Zeit. Am 28. Juni 1957 starb ALFRED DÖBLIN nach langer Krankheit in Emmendingen bei Freiburg. Dass er schließlich trotz seiner Enttäuschung in Deutschland starb, lag einzig daran, dass sich in Paris kein Klinikplatz für die Behandlung seiner (wahrscheinlich Parkinsonschen) Krankheit fand. Seine letzte Ruhestätte fand DÖBLIN allerdings in einem kleinen französischen Dorf bei Rambervillers.
ALFRED DÖBLIN trat in der Zeit der Weimarer Republik mit Wort und Werk, als Schriftsteller, als Vorsitzender des „Schutzverbandes deutscher Schriftsteller“ und als Mitglied der „Preußischen Akademie der Künste“ für den Fortbestand der Demokratie und für die Freiheit der Kunst ein.
Für sein literarisches Werk wurden ihm verschiedene Preise verliehen, so
Stand: 2010
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