MELVIN CALVIN wurde 1911 in den USA geboren, in einem sehr bewegten Jahrhundert, dessen Bild geprägt war von zwei Weltkriegen, Revolutionen und unzähligen wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften.
In den Naturwissenschaften wurden unzählige bedeutende Entdeckungen gemacht, von denen viele auch für die Forschungen von MELVIN CALVIN bedeutsam waren, wie z. B.:
(in chronologischer Reihenfolge vom Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts an)
Die USA waren vom ersten Weltkrieg weniger betroffen, als die beteiligten Länder Europas. Katastrophale Folgen hatte jedoch der Börsenkrach vom 24. Oktober 1929 in New York, der sogenannte „Schwarze Freitag“, der eine Weltwirtschaftskrise auslöste. Das Land befand sich im Umbruch. Neue Bundesstaaten kamen hinzu, Rassenunruhen tobten, die Wirtschaft und der Welthandel entwickelten sich schwunghaft.
Am zweiten Weltkrieg beteiligten sich die USA. Sie gehörten im Mai 1945 zu den Siegermächten. Danach wurde der Krieg mit Japan fortgeführt. Um den Druck auf das Krieg führende Japan zu erhöhen, warf die USA am 6. August 1945 auf Hiroshima und drei Tage später auf Nagasaki jeweils eine Atombombe. Dabei kamen Millionen Menschen ums Leben und noch heute leiden viele unter den Folgen der atomaren Strahlung.
Sowohl die USA als auch die UdSSR waren um die Eroberung des Weltalls bemüht. Als Erstes gelang es der UdSSR, 1957einen künstlichen Erdsatelliten, Sputnik 1, ins All zu schicken. Lunik 3 sendete ein Jahr später die ersten Bilder von der Rückseite des Mondes zur Erde.
1969 betrat Neil Armstrong als erster Mensch den Mond.
MELVIN CALVIN wurde am 08.04.1911 in Saint Paul (Minnesota) geboren. Seine Eltern waren russische Emigranten.
Nach seiner Schulzeit studierte er Chemie an der Hochschule für Bergbau und Technologie in Michigan und erwarb den ersten akademischen Grad 1931.
An der Universität von Minnesota beschäftigte sich MELVIN CALVIN unter seinem Lehrer, Professor GEORGE A. GLOCKER, zuerst mit der Elektronenaffinität der Halogene. 1935 promovierte CALVIN und wechselte im gleichen Jahr nach England, um seine Studien an der Universität von Manchester unter Professor MICHAEL POLANYI fortzusetzen.
In Manchester wurde CALVINs Interesse an Vorgängen der Katalyse bei organischen Verbindungen (Biokatalyse) geweckt. Seine besondere Aufmerksamkeit galt dabei den metallischen Porphyrinverbindungen. Gemeinsam mit POLANYI veröffentlichte er Abhandlungen über die Chemie der Metallchelate und deren praktische Anwendungen.
Sie untersuchten insbesondere das elektrische, fotoelektrische und fotochemische Verhalten solcher Verbindungen.
1937 kehrte er in sein Heimatland zurück. An der Universität von Kalifornien, in Berkeley, begann CALVIN als Dozent zu lehren und forschte auf verschiedenen Gebieten.
Während des zweiten Weltkrieges arbeitet CALVIN als Mitarbeiter am amerikanischen Atombombenprojekt (Manhattan Projekt). Er ist zu der Zeit von der Wichtigkeit der Entwicklung einer Atombombe überzeugt, um Nazideutschland zu bekämpfen. Später distanzieren sich fast alle Wissenschaftler, die an diesem Projekt mitgearbeitet haben davon, als die USA die Atombombe gegen Japan einsetzen und sie die furchtbaren Auswirkungen begreifen.
In Berkeley begann CALVIN auch mit Professor GILBERT N. LEWIS gemeinsam zu arbeiten. Die beiden Wissenschaftler erforschten allgemeine theoretische Aspekte der Strukturen organischer Moleküle. Zwei Publikationen erschienen in dieser Zeit:
Durch die Beschäftigung mit Biokatalyse, farbigen organischen Makromolekülen und fotochemischem sowie fotoelektrischem Verhalten solcher Verbindungen vertiefte sich CALVINs Interesse für biochemische Vorgänge in Zellen. Dabei konzentrierte er sich zunehmend auf die Vorgänge bei der Fotosynthese.
Seit 1945 war es möglich, radioaktiven Kohlenstoff (C14) zur Erforschung solcher Stoffwechselvorgänge einzusetzen.
CALVIN erforschte nun Techniken, mithilfe dieses C14 die Abläufe bei der Fotosynthese, d. h. den Weg des aufgenommenen genau zu erforschen.
1946 wurde der Wissenschaftler zum Direktor der Forschungsgruppe Chemie des Strahlungslabors(seit 1960 Labor für Biodynamik) ernannt.
1947 wurde CALVIN als ordentlicher Professor an die Universität von Kalifornien in Berkeley berufen.
Die Ausgangsstoffe und Endprodukte der Fotosynthese waren schon lange bekannt, jedoch wusste man noch nichts Genaues über die Abläufe in den Chloroplasten der Pflanzenzellen.
In den fünfziger Jahren gelang es ihm dann mit der C14-Methode, durch Untersuchungen an der einzelligen Grünalge Chlorella, einen Teil des chemischen Verlaufs der Fotosynthese bis ins Detail aufzuklären. Dieser Teil wird auch heute noch mit „CALVIN-Zyklus“ benannt ist.
Der CALVIN-Zyklus wird auch als Dunkelreaktion bezeichnet, weil er ohne Licht auskommt (nicht etwa, weil er im Dunkeln abläuft!). CALVIN klärte dabei Folgendes auf:
CALVIN erkannte, dass nicht die Glucose, sondern Fructose-1.5-diphosphat das Primärprodukt der Fotosynthese ist. Daraus wird nach Abspaltung der Phosphatreste schließlich Glucose gebildet.
Für seine Erkenntnisse auf dem Gebiet der Fotosynthese erhielt CALVIN 1961 den Nobelpreis für Chemie.
In seinen späteren Jahren erforschte CALVIN die Vererbung der Blutgruppen des Menschen, deren Grundstein KARL LANDSTEINER gelegt hatte. Dabei fand er das RHESUS- Antigen.
Auch mit den Ursachen von Krebs, Carcinogenese genannt, mit der chemischen Evolution auf der Erde oder mit vermuteten Abläufen bei der Urzeugung beschäftigte sich der vielseitige Wissenschaftler seitdem.
Melvin Calvin starb am 08.01.1997 in Berkley (Kalifornien).
Ein Angebot von