Iatrochemie

1519-1522
Die erste Weltumsegelung durch Ferdinand Magellan, portugisiesch FERNAO DE MAGELHAES (1480-1521), erbrachte den Beweis für die Kugelgestalt der Erde.

um 1527
Der Schweizer Arzt THEOPHRASTUS BOMBASTUS VON HOHENHEIM (1493-1541), eher unter dem Namen PARACELSUS (was soviel bedeutet wie „besser als CELSUS“) bekannt, wurde Stadtarzt von Basel. Er lehnte die veralteten alchemistischen Theorien ab und benutzte die Chemie – gleichwertig mit der Pflanzenkunde – zur Behandlung von Krankheiten. Er kannte die Mineralsäuren und über 100 Metallsalze. Als Heilmittel setzte PARACELSUS Verbindungen des Arsens und Antimons sowie Alkohol ein, den er durch Ausfrieren aus Wein gewann. Den bekannten sieben Metallen fügte er das „Zinken“, „Kobolt“ und „Wismat“ zu.
PARACELSUS erweiterte die Elementelehre und postulierte, dass alle Körper aus drei Elementen bzw. Aggregatzuständen bestehen: Schwefel (sulfur), Quecksilber (mercurius) und Salz (sal). Lebewesen enthielten darüber hinaus noch eine spezielle Lebenskraft (archaeus), die für ein Gleichgewicht der drei Elemente sorge. Seine Schriften veröffentlichte er in deutscher Sprache und begründete damit die Iatrochemie, die als Chemie der Ärzte jahrhundertelang an den medizinischen Fakultäten gelehrt und gepflegt wurde.

1555
Einführung einheitlicher Gewichtsmaße (Pfund, Unze, Lot, Gran u. a.), die sich mit wenigen Veränderungen in ganz Deutschland durchsetzen.

1559
GEORG AGRICOLA (1494-1555) begründete mit dem systematischen Gesteins- und Bergwerkbuch „De re metallica“ die Mineralogie als Wissenschaft.

1582
Einführung des bis heute gültigen Gregorianischen Kalenders durch Papst GREGOR XII.

um 1590
Holländische Linsenschleifer bauten die ersten Mikroskope. GALILEO GALILEI (1564-1642) fand die Bewegungsgesetze für gleichmäßig beschleunigte Bewegungen. Er gilt als Begründer der „experimentellen Methode“, bei der das Experiment als „Frage an die Natur“ gestellt wird. Auch GALILEI benutzte für seine Forschungen ein von ihm selbst konstruiertes Mikroskop.

1597
ANDREAS LIBAVIUS (1550-1616) gab das Lehrbuch „Alchemica“ heraus, in dem er u. a die Herstellung von Salzsäure, Salpeter- und Schwefelsäure sowie einer Reihe von Salzen beschrieb. Auf ihn gehen der Nachweis von Kupfer mittels Ammoniak und andere alchemistische Analysetechniken zurück.

1618-1648
Durch den Dreißigjährigen Krieg in Mitteleuropa wurde die Entwicklung der Wissenschaften in Europa beeinträchtigt.

1620
T. DE MAYERNE gewann unwissentlich Wasserstoff durch Umsetzung von Eisen mit Schwefelsäure und beschrieb die Explosion der bei dieser Reaktion entstehenden „Luft“.

1630
ANGELUS SALA (1576-1637) diskutierte die Alkoholbildung aus Zucker durch Fermente, die man heute als Enzyme bezeichnet. Außerdem benutzte er Pflanzensäfte, z. B. von roten Rosen oder blauen Kornblumen, zur Indikation der Mineralsäuren. Die alchemistischen Theorien der Umwandlung der Metalle lehnte er ab.

1648
Der Iatrochemiker und Autodidakt JOHANN RUDOLF GLAUBER (1604-1670) entwickelte und beschrieb eine Vielzahl neuer Methoden zur Gewinnung von Chemikalien, die teilweise noch unbekannt waren. So gewann er z. B. „gelbrotes Öl“ (Phenole) oder „Spiritus“ (Benzen). Er entdeckte Natriumsulfat (Glaubersalz) und kristallisierte Traubenzucker aus Rosinen oder Honig.
GLAUBER befasste sich auch mit der Salzbildung aus Säuren und Basen und entwickelte um 1660 Methoden zur nasschemischen Analyse. Er führte Fällungen mit Ammoniak (Salmiakspiritus) durch, diskutierte die Löslichkeit von Silberchlorid und die Blaufärbung von Kupferlösungen durch Ammoniak.

1650
In Nordhausen (Thüringen) begann die technische Gewinnung von Mineralsäuren in Deutschland.

ab 1661
Der Engländer ROBERT BOYLE (1627-1691) war einer der ersten, der Chemie mit wissenschaftlichen Methoden betrieb. Weit mehr als seine Vorgänger legte er Wert auf den experimentellen Beweis von Erkenntnissen und unterhielt ein privates Forschungslaboratorium. Er stellte die Elementelehre der Alchemisten und die „Tria prima“ von PARACELSUS infrage und erweiterte den Elementbegriff: „Kein Körper ist ein wahrer Grundbestandteil oder Element, wenn er ... weiter in irgendeine Anzahl verschiedener Substanzen, wie klein diese auch immer sein mögen, aufgelöst werden kann.“ Nach dieser Definition ist ein Element jede experimentell nicht weiter zerlegbare Substanz und kann nicht aus anderen „Elementen“ hergestellt werden. Verbindungen sind nach BOYLE Vereinigungen von Elementen.

Er untersuchte Neutralisationsvorgänge und unterschied als neutrale Stoffe, Säuren und Basen, die er mithilfe von Pflanzenfarbstoffen, z. B. Lackmus, nachwies. BOYLE analysierte viele Salzreaktionen und gilt deshalb als einer der Begründer der nasschemischen Analyse. Durch trockene Destillation von Holz gewann er Methanol (Holzgeist) und beobachtete die Anomalie des Wassers.

Er begründete den korpuskulären Charakter (Teilchen-Charakter) von Gasen und bewies unabhängig von E. MARIOTTE experimentell, dass das Produkt von Druck und Volumen konstant ist (Gesetz von BOYLE und MARIOTTE). Bei Untersuchungen von Verbrennungsprozessen bemerkte er, dass die Masse der metallischen Stoffproben bei der Verbrennung zunahm, ohne die richtige Erklärung dafür zu finden. Stattdessen erfand er „Feuerpartikel“, die dem verbrannten Metall anhaften und es schwerer machen sollten.

1670
Der Hamburger Alchemist HENNING BRAND entdeckte bei der Trockendestillation von Harn unter Luftabschluss eine feste weiße Substanz, die im Dunkeln leuchtete und den Namen Phosphor erhielt.

1677
JOHANN KUNCKEL, Autodidakt und Alchemist, widerlegte BOYLEs Ansicht der Feuerpartikel. Er entdeckte unabhängig von BRAND den Phosphor.

1687
Das bahnbrechende Werk der klassischen Physik „Philosophiae naturalis principia mathematica“ (Mathematische Prinzipien
der Naturphilosophie) von ISAAC NEWTON (1643-1727) erschien. Newton stellte darin u. a. seine drei Axiome dar, die heute unter dem Namen „Newtonsche Gesetze“ bekannt sind. Er begründete damit gleichzeitig die Himmelsmechanik.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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