- Lexikon
- Chemie Abitur
- 11 Analyseverfahren
- 11.2 Instrumentelle Analyseverfahren
- 11.2.3 Spektroskopische Analysemethoden
- Massenspektrometrie (MS)
Die Massenspektrometrie ist eine moderne und leistungsfähige Methode zur qualitativen und quantitativen Analyse von organischen und anorganischen Molekülverbindungen oder von Elementsubstanzen. Heute existieren eine Vielzahl von Massenspektrometern für verschiedene Anwendungszwecke. Der prinzipielle Aufbau eines Massenspektrometers ist in Bild 1 dargestellt.
Die Probe wird zunächst im Vakuum verdampft und ionisiert. Die Ionisierung kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen. Je nach verwendeter Methode zerbrechen die Moleküle der Probe in Bruchstücke (Fragmente) und bilden Fragment-Ionen; oder es entstehen Molekül-Ionen des ursprünglichen, unfragmentierten Moleküls. In Abhängigkeit von der Ionisierungsart werden positiv oder negativ geladene Ionen gebildet. Sie können einfach oder auch mehrfach geladen sein.
Prinzipieller Aufbau eines Massenspektrometers.In modernen Geräten gibt es für die Ionisation und den Analysatorteil verschiedene spezielle Anordnungen, denen aber ein ähnliches Prinzip zugrunde liegt.
Im Analysatorteil erfolgt die Auftrennung der Ionen durch ein äußeres Magnetfeld in Abhängigkeit von ihrem Masse/Ladungsverhältnis (m/z). Bei gleicher Ladung werden die leichtesten Ionen am stärksten abgelenkt. Ein Detektor registriert die beim Trennungsvorgang erhaltenen Ionen durch Messung des Ionenstroms. Daraus erhält man ein Massenspektrum, in dem die Lage der Signale (Peaks) dem Verhältnis m/z und die Signalintensität der Häufigkeit der Ionen proportional sind. Dabei muss man beachten, dass bei einigen Ionisierungsarten auch mehrfach geldadene Ionen entstehen können. Ein zweifach geladenes Ion (z = 2) wird vom Detektor bei der Hälfte seiner eigentlichen Masse detektiert, da die Trennung ja aufgrund des m/z–Verhältnisses erfolgt.
Anwendungen der Massenspektrometrie
Die Auflösung der Massenspektrometrie ist so genau, dass einzelne Isotope eines Elements, die sich ja meist nur um eine Massenzahl unterscheiden, voneinander getrennt werden. Dies führt dazu, dass man im Massenspektrum ein charakteristisches Isotopenmuster erkennen kann, welches sich aus der natürlichen Häufigkeit der Isotope der einzelnen Atome ergibt. Da kleinste Mengen von Stoffen nachgewiesen werden, untersucht man massenspektrometrisch Kernreaktionen, z. B. mit dem Ziel, neue Elemente zu entdecken.
Das Hauptanwendungsfeld liegt jedoch in der Analyse organischer Molekülverbindungen (Bild 2). Aus dem sogenannten Molekülpeak lässt sich die molare Masse der Verbindung ablesen. Andere Peaks können charakteristischen Bruchstücken zugeordnet werden. Das Massenspektrum ist für eine Molekülverbindung so charakteristisch wie ein Fingeabdruck. Deshalb kann anhand des Spektrums nahezu jede organische Verbindung identifiziert werden. Die Massenspektren bekannter Verbindungen sind in riesigen Datenbanken gespeichert, sodass durch Vergleich des gemessenen Spektrums die Identifizierung erheblich vereinfacht wird.
Bei neuen Verbindungen, deren Struktur noch nicht bekannt ist, lassen sich aus dem Fragmentierungsmuster Rückschlüsse zum Bau der Moleküle ziehen. Dadurch kann letztlich die komplette Molekülstruktur aufgeklärt werden. So hat sich die Massenspektrometrie zu einer leistungstarken Methode zur Strukturaufklärung von Proteinen entwickelt, ebenso zur Entwicklung von neuen Medikamenten. Man kann mit ihr u. a. untersuchen, wie neue Anti-Tumorwirkstoffe mit der DNA in den Zellen wechselwirken.
Im Massenspektrum von Aceton findet man neben dem Molekülpeak bei m/z = 58 noch die beiden Bruchstücke (Fragment-Ionen) bei m/z = 15 (Methyl-Gruppe) und m/z = 43 (Acetyl-Gruppe).
Die Massenspektrometrie zeichnet sich durch hohe Genauigkeit und eine sehr niedrige Nachweisgrenze aus. Daraus ergeben sich weitere vielfältige Anwendungen. Sie wird z. B. in der Medizin und Toxilologie zur Untersuchung von Blut auf Vergiftungen oder zum Nachweis von Drogen (Blutalkoholgehalt, Kokain) genutzt bzw. in der Umweltanalytik zum Nachweis von Schadstoffen in der Luft oder in Bodenproben.
Oftmals werden der Massenspektrometrie noch Trennmethoden wie Gaschromatografie oder HPLC vorangestellt, um komplexe Probengemische aufzutrennen. Ein Massenspektrometer als Detektor an einem Gaschromatografen ist ein „intelligenter“ Detektor, da mit diesem Detektor nicht nur festgestellt wird, dass eine Substanz vorhanden ist, sondern auch, um welche Substanz es sich handelt. Letzteres erfolgt wieder durch Vergleich mit der im Gerät vorhandenen Datenbank. Die Anwendungsbreite ist nahezu unerschöpflich und macht die Massenspektrometrie zu einer der wichtigsten und leistungsfähigsten Methoden der modernen Analytik (Bild 3).
Auch in den mobilen elektronischen Schnüffelnasen zur Detektion von Sprengstoff oder Drogen im Gepäck steckt ein Massenspektrometer. Diese Ionenmobilitäts-Spektrometer arbeiten bei Normaldruck. Die zu analysierenden Stoffe gelangen dabei durch eine dünne Membran in das Gerät, werden dort z. B. durch radioaktive Strahlung ionisiert und die Ionen driften dann in einem elektrischen Feld zum Detektor. Dabei strömt ihnen ein Gas entgegen, das die Bewegung der Ionen je nach Größe und Form unterschiedlich stark hemmt, sodass sie nacheinander dort ankommen. Die Driftzeit, die im Millisekundenbereich liegt, ist für einen Stoff charakteristisch. Mit diesen Schnüfflern kann man sofort selbst verschiedene Duftnoten gerösteter Kaffeebohnen erkennen.
Die Tatsache, dass selbst Isotope eines Elements aufgrund ihres unterschiedlichen m/z-Verhältnisses getrennt werden, wird in der Umweltanalytik genutzt. So enthält der Sauerstoff 99,76 % des Isotops 16O und 0,2 % des Isotops 18O. Wasser der Zusammensetzung H2 16O siedet bei 100,0 °C, aber Wasser mit dem schwereren Sauerstoffisotop H2 18O erst bei 101,5 °C. Aus kälterem Wasser verdunstet somit etwas weniger H2 18O als aus wärmerem. Damit ist der Gehalt dieser Spezies im Niederschlag auch etwas geringer.
So konnte man durch eine hochpräzise Analyse der Sauerstoff-Isotopen-Verhältnisse in scheibchenweise zerlegten Eisbohrkernen der Antarktis und Grönlands die mittlere Jahrestemperatur der Erde über mehrere Hunderttausende von Jahren zurückverfolgen.
Die Leistungsfähigkeit der Massenspektroskopie in der Spurenanalytik zeigt das folgende Beispiel: Durch Laserbeschuss kann zur Spurenelementbestimmung in biologischem Material eine Probe aus einem Spot von 1 µm Durchmesser bei 0,1 µm Kratertiefe verdampft werden. Mit einem Flugzeit-Massenspektrometer erreicht man dann Nachweisgrenzen von 10-18 bis 10-20 g des gesuchten Elements! Anders ausgedrückt entspricht das etwa 1000 Atomen aus einem Probevolumen von 10-10 mm3!
Ausgewählte Anwendungen der Massenspektrometrie
Trennung der Ionen in einem Flugzeit-Massenspektrometer
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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