Joseph Loschmidt

1. Die Zeit in der er lebte

JOSEPH LOSCHMIDT wurde in eine Zeit großer politischer Veränderungen hinein geboren. Die Französische Revolution Ende des 18. Jahrhunderts hatte ein erfolgreiches Ende genommen und beeinflusste auch die Entwicklung anderer europäischer Länder.
Mit den politischen Veränderungen gingen auch wirtschaftliche Veränderungen einher. Die industrielle Revolution, die schon in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts in England begonnen hatte, wurde nun auch in Deutschland spürbar.

Als neuer Industriezweig entstand der Maschinenbau, der Drehbänke, Bohrmaschinen und Pressen herstellte. Die Zahl der Kokshochöfen wuchs und neue Verfahren wurden entwickelt. Großstädte und Industriezentren mit Großbetrieben entstanden. Ab 1835 war die erste Eisenbahnlinie zwischen Nürnberg und Fürth in Betrieb, vier Jahre später folgte die Strecke Leipzig - Dresden.

Das BESSEMER Verfahren von 1861, das SIEMENS-MARTIN-Verfahren von 1869 sowie das 1878 eingeführte THOMAS-Verfahren bewirkten große Veränderungen in der Eisenindustrie und ermöglichte die Herstellung neuer und besserer Maschinen.
1866 entwickelte WERNER SIEMENS das elektrodynamische Prinzip. Dies ermöglicht, dass ab 1882 elektrischer Strom durch Hochspannungsleitungen geführt werden konnte. Ein neuer Industriezweig, die Elektroindustrie entstand, die Elektromotoren, Dynamomaschinen, Kabel, Schaltanlagen, Glühlampen usw. herstellte.

2. Lebenslauf

JOSEPH LOSCHMIDT wurde am 15. März 1821 in Putschirn, in Tschechien geboren. Sein Vater war Landwirt.

1839 begann LOSCHMIDT zunächst sein Studium der Philologie und Philosophie an der Deutschen Universität in Prag. Zwei Jahre später zog es ihn jedoch nach Wien, wo er dann zu den Naturwissenschaften wechselte.

1843 graduierte LOSCHMIDT und war einige Zeit im Labor des polytechnischen Institus in Wien tätig.
Daran schloss sich eine Tätigkeit in der Industrie an, die jedoch ein wirtschaftlicher Misserfolg für LOSCHMIDT war. Als Konsequenz aus diesem Misserfolg nahm LOSCHMIDT eine Stelle als Lehrer für Chemie, Physik und Mathematik an einer Realschule in Wien an.
In seiner freien Zeit erforschte er die Struktur und Formen von Kristallen.

Sein erstes wissenschaftliches Werk veröffentlichte LOSCHMIDT 1861 unter dem Titel „Chemische Studien“.
In diesem Werk stellte er als Erster Doppel- und Dreifachbindungen zwischen Kohlenstoffatomen grafisch durch Verbindungsstriche dar.

Eingehend beschäftigte sich LOSCHMIDT mit der immer gleich auftretenden Wertigkeit bestimmter Elemente, z. B. die Einwertigkeit bei Wasserstoff, Zweiwertigkeit bei Sauerstoff, Dreiwertigkeit bei Stickstoff und Vierwertigkeit bei Kohlenstoff. Im Gegensatz dazu sah er die Mehrwertigkeit von Schwefel. Hiervon ausgehend war er in der Lage, die richtigen Strukturformeln für Stickstoff- und Schwefelverbindungen zu bilden und benannte diese als beständige Verbindungen.

Er vermutete, dass Kohlenstoffatome sich außer durch Einfach- und Doppelbindungen auch ringförmig verknüpfen können.
Die Doppelbindungen hielt er für additionsfähig.

LOSCHMIDT fand eine ringförmige (zyklische) Formel des „Cyanur-Kerns“ dem Vorläufer für die Benzol-Formel (Benzen), wie sie später von KEKULE entwickelt wurde.
Außerdem erkannte LOSCHMIDT richtig, dass Toluol (Toluen) Methylbenzen ist.
Insbesondere die späteren Arbeiten von KEKULE und ERLMEYER wurden maßgeblich durch die Formeln von LOSCHMIDT beeinflusst.

Am bekanntesten aber wurde LOSCHMIDT durch seine auf gaskinetischer Grundlage gefundene „LOSCHMIDT-Zahl“ oder „LOSCHMIDT-Konstante“.
Vor der Akademie der Wissenschaften in Wien hielt LOSCHMIDT in Jahre 1865 einen Vortrag über „Die Größe der Luftmoleküle“. Mithilfe der kinetischen Gastheorie hatte er den Durchmesser der „Luftmoleküle“berechnet, wobei er relativ genaue Werte erhielt.
Von diesen Werten ausgehend schätzte er die Zahl der Moleküle eines Gases in einem bestimmten Volumen und nannte diese dann „LOSCHMIDT- Zahl“.

Diese Konstante wird auch als „AVOGADRO-Konstante“ bezeichnet und entspricht der Anzahl von 6,022 · 10 23 Teilchen.
Diese Anzahl von Teilchen ist die Stoffmenge von einem Mol des Stoffes, d. h., in einem Mol Sauerstoff, einem Mol Kupfer, einem Mol Wasser, einem Mol Kochsalz sind immer gleich viele Teilchen (nämlich 602 200 000 000 000 000 000 000).

1868 wurde LOSCHMIDT zum Dr. phil. h. c. und zum außerordentlichen Professor für physikalische Chemie ernannt. Außerdem war er ab 1868 als Direktor des physikalisch-chemischen Labors am Institut für Physik an der Universität in Wien tätig.

1890, also fünf Jahre vor seinem Tod, zog er sich in den Ruhestand zurück. LOSCHMIDT starb am 8. Juli 1895 in Wien, in der Stadt, wo er gelebt und gearbeitet hatte.

3. Bedeutende Leistungen

  • Berechnung der durchschnittliche Anzahl von Teilchen in einem Mol (anhand der kinetischen Gastheorie) die LOSCHMIDT-Zahl
  • Entwicklung der Formeln für Stickstoff- und Schwefelverbindungen und Kohlenstoff-Kohlenstoff- Bindungen,
  • Vorläuferformeln für die Benzol (Benzen)und Toluol (Toluen)

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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