Als WATSON mit seinen Untersuchungen der Erbsubstanz DNA (Desoxyribonukleinsäure) begann war bekannt, dass die Basen Adenin, Thymin, Cytosin und Guanin wesentliche Bestandteile der DNA sind. Weiterhin hatte der Chemiker ERWIN CHARGAFF (1905-2002) herausgefunden, dass innerhalb der DNA Adenin stets in der gleichen Menge wie Thymin und Cytosin immer in der gleichen Menge wie Guanin vorhanden ist. Eine Erklärung für diese Beobachtung stand jedoch aus.
JAMES D. WATSON wurde am 6. April 1928 in Chicago (Illinois/USA) als einziges Kind des Geschäftsmannes J. D. WATSON und dessen Frau J. MITCHELL geboren. Er besuchte acht Jahre die Grundschule und zwei Jahre eine höhere Schule. WATSON hatte schon als Kind gerne Vögel beobachtet. So entschied er sich für das Studium der Zoologie an der University of Chicago. Er erhielt 1947 den Bachelor of Science (B.Sc.) und setzte sein Studium, ausgestattet mit einem Stipendium, an der Indiana University in Bloomington fort. Für eine Arbeit über den Effekt von Röntgenstrahlung auf die Vermehrung von Viren wurde ihm 1950 die Doktorwürde verliehen.
WATSON ging 1950 für ein Jahr nach Stockholm, wo er die DNA (Desoxiribonukleinsäure) von infektiösen Viren untersuchte. Er forschte somit auf dem Feld der Biochemie, obgleich er ihr im Rahmen seines Studiums wenig Beachtung geschenkt hatte.
Während einer Tagung lernte er den Biochemiker MAURICE WILKINS (1916-2004) kennen, welcher Röntgenbeugungsaufnahmen von kristalliner DNA vorführte. WATSON wollte nun auch die Struktur, also den molekularen Feinbau, der DNA näher erforschen und wechselte dazu 1951 an das Cavendish Laboratory in Cambridge/England. Dort fand er in den Biophysiker FRANCIS H. C. CRICK einen ehrgeizigen Mitstreiter. Mit einem experimentellen Ansatz und viel Kreativität gelang es den beiden Forschern 1953, ein räumliches Modell der DNA zu präsentieren, das WATSON-CRICK-Modell.
Demnach hat die DNA die Gestalt einer Doppelhelix (Doppelwendel), vergleichbar mit einer spiralförmig verdrehten Leiter. Dabei bestehen die Sprossen der Leiter aus den Basenpaaren Adenin/Thymin und Cytosin/Guanin.
Das paarweise Auftreten der Basen bestätigt die CHARGAFF-Regel. Das WATSON-CRICK-Modell erklärt zudem den Mechanismus der Replikation (Verdopplung) des genetischen Materials. Bei der Entwicklung ihres Modells hatten sich WATSON und CRICK auf DNA-Röntgenbeugungsmuster gestützt, die ROSALIND FRANKLIN, die Assistentin von WILKINS, aufgenommen hatte.
Für ihre Arbeit zur Klärung der DNA-Struktur erhielten WATSON, CRICK und WILKINS 1962 den Nobelpreis für Medizin/Physiologie FRANKLIN war wenige Jahre zuvor verstorben.
Von 1953 bis 1955 war WATSON am California Institut of Technology, wo er die Methode der Röntgenstrukturanalyse auf Ribonukleinsäure (RNA) anwendete. Im Folgejahr kehrte er zu dem Cavendish Labor zurück und publizierte mit CRICK verschiedene Artikel über den Aufbau von Viren. Noch 1956 erhielt WATSON einen Ruf von dem Harvard Biology Department in Cambridge (Mass.)/USA wo er 1961 nach einer Assistenzprofessur zum ordentlichen Professor ernannt wurde. Sein Forschungsschwerpunkt war die Rolle der RNA bei der Proteinsynthese. In dieser Zeit entstand sein Buch „Molekularbiologie der Gene“ (1965). Ab 1968 wurde er Direktor des Cold Spring Harbor Laboratory in New York; im gleichen Jahr erschien sein populäres Buch „DNA-Story“ (deutscher Titel: „Die Doppel-Helix“). Ein weiteres Hauptwerk seiner Schaffenskraft ist das Buch „Recombinant DNA“ (1985).
Im Jahr 1990 übernahm WATSON die Leitung des neu gegründeten internationalen Forschungsprojektes „Human Genom Project“. Er befasst sich gegenwärtig vor allem mit ethischen Fragen der Genforschung. WATSON ist ledig und hat keine Kinder. In seiner Freizeit beobachtet er gerne Vögel, was er schon als Junge gerne tat.
Der Chemiker ERWIN CHARGAFF hatte WATSON und CRICK, die mit selbstgebastelten Modellen aus Holz und Papier versuchten, die Struktur der DNA zu ergründen, in ihrem Labor besucht. Von CHARGAFF ist das folgende Zitat überliefert: „Soweit ich es verstehen konnte, wollten die beiden, von keinerlei Kenntnis der einschlägigen Chemie beschwert, DNA irgendwie als Helix formulieren.“
Watson-Crick-Modell der DNA
Stand: 2010
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