Henri Ferdinand Frederic Moissan

1. Die Zeit in der er lebte

HENRI FERDINAND FREDERIC MOISSAN lebte im Frankreich des 19. Jahrhunderts. Industrie und Wissenschaft entwickelten sich rasend schnell. Viele neue Wissenschaftszweige entstanden. Auch in der Chemie entdeckte man zunehmend neue Gesetzmäßigkeiten, Zusammenhänge, die Erforschung des Atombaus und die Systematisierung der bekannten Elemente begann.

Die industrielle Revolution, die schon in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts in England begonnen hatte, wurde auch in Frankreich spürbar. Als neuer Industriezweig entstand der Maschinenbau, welcher Drehbänke, Bohrmaschinen und Pressen herstellte. Die Zahl der Kokshochöfen wuchs und neue Verfahren wurden entwickelt. Großstädte und Industriezentren mit Großbetrieben entstanden.
Das BESSEMER Verfahren von 1861, das SIEMENS-MARTIN-Verfahren von 1869 sowie das 1878 eingeführte THOMAS-Verfahren bewirkten große Veränderungen in der Eisenindustrie und ermöglichten die Herstellung neuer und besserer Maschinen.
1866 entwickelte WERNER SIEMENS das elektrodynamische Prinzip. Dieses ermöglichte ab 1882 elektrischen Strom durch Hochspannungsleitungen zu führen.
Ein neuer Industriezweig, die Elektroindustrie entstand, welche Elektromotoren, Dynamomaschinen, Kabel, Schaltanlagen, Glühlampen u. a. herstellte.

2. Lebenslauf

HENRI FERDINAND FREDERIC MOISSAN wurde am 28.09.1852 in Paris geboren. Nach der Schulzeit begann er eine Ausbildung am „Collège de Meaux“ und wechselte von dort zum Labor EDMOND FRÉMÝs am „d'Histoire Naturelle Musée“. Dort hörte er Vorträge von E.H. SAINTE-CLAIRE DEVILLE und HENRI DEBRAY.

Ein Jahr später eröffnete MOISSAN ein eigenes kleines chemisches Laboratorium. Vor allem aus finanziellen Gründen wurde er dann jedoch Mitarbeiter von DEBRAY und TROOST in den Labors der Pariser Universität, der Sorbonne.

1879 erhielt er eine feste Anstellung als Juniorpartner am landwirtschaftlichen Institut und promovierte 1880 mit einer Arbeit über Cyanverbindungen.
MOISSAN begann Lehrveranstaltungen durchzuführen und wurde 1886 zum Professor mit der Fachrichtung Toxikologie ernannt.

1899 nahm er ein Lehramt (einen Lehrstuhl) für anorganische Chemie an der Sorbonne an und wurde 1900 zum stellvertretenden Direktor dieser Universität ernannt.

Die ersten Forschungsarbeiten von HENRI MOISSAN befassten sich mit eher biologischen Themen, dem Gasaustausch (Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid).
Schon bald jedoch wendete er sich der anorganischen Chemie zu.
Anfangs erforschte der junge Wissenschaftler die Oxide des Eisens und den Gruppenmetallen der Eisengruppe, bald darauf die Oxide des Chroms und die Chromsalze.

Ab 1884 beschäftigt sich MOISSAN mit der Fluorchemie und entdeckte dabei, dass Lösungen von Kaliumfluorid in Wasserstofffluorid elektrolytisch bei Temperaturen unter Null leitfähig waren.
Schon ein Jahr später unterzog er diese Lösungen der Elektrolyse und es gelang ihm 1886, das Element Fluor daraus herzustellen.

1893 war MOISSAN in der Lage, auch elementares Chrom durch Reduktion mit Koks im Elektroofen herzustellen. Mithilfe des von ihm entwickelten Lichtbogenofen s, einem Elektroofen, in dem Temperaturen bis zu 3500°C erzeugt werden können, synthetisierte er Carbide, z. B. Calciumcarbid aus Kohle und Kalk, aber auch Hydride, Silicide oder Boride.
Siliciumcarbid, ein Mineral, das in Meteoriten aber auch in Kimberlit und Vulkangestein gefunden wird, ist nach MOISSAN mit „Moissanit“ benannt.

Ebenfalls im Jahre 1893 stellte HENRI MOISSAN die These auf, dass man Diamanten auf synthetischem Weg aus Kohlenstoff unter Anwendung von hohem Druck und hohen Temperaturen herstellen könne. Mit dem Elektroofen gelang es ihm dann auch, diese These zu beweisen. Er stellte als Erster synthetische Diamanten her, die allerdings noch mikroskopisch klein waren.

Durch die hohen Temperaturen in dem Lichtbogenofen konnte MOISSAN auch Stoffe verdampfen, die bis dahin als unschmelzbar gegolten hatten. 1898 konnte er dadurch reines Bor und reines Calcium darstellen.

1906 erhielt HENRI FERDINAND FREDERIC MOISSAN den Nobelpreis für Chemie in Anerkennung seiner Konstruktion des Elektroofens und die Isolierung elementaren Fluors.

MOISSAN hat über 300 Publikationen veröffentlicht, darunter „Über den Lichtbogenofen“ (1897), „Fluor und seine Verbindungen“ (1900) und „Abhandlung über anorganische Minerale“ in fünf Bänden (1904-1906).

HENRI FERDINAND FREDERIC MOISSAN starb sehr plötzlich am 20.02.1907 in Paris.

3. Bedeutende Leistungen

  • Synthese von elementarem Fluor
  • Konstruktion des Lichtbogenofens, eines Elektroofens, in dem bis 3500°C erzeugt werden können
  • Herstellung von (mikroskopisch kleinen) synthetischen Diamanten
  • Herstellung von reinem Calcium und Bor
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