In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden in Europa und den USA bedeutende politische und wirtschaftliche Entwicklungen statt. Die industrielle Revolution griff von England auf ganz Europa über. Besonders Frankreich und Deutschland durchlebten stürmische Zeiten. Aus Protest gegen die korrupte Herrschaft ihres Königs LOUIS PHILIPPE kam es im Februar 1848 zur sogenannten Februarrevolution. Der König wurde zur Abdankung gezwungen und die zweite französische Republik ausgerufen. Trotz vieler Zugeständnisse der Republikaner an das Volk erhoben sich die Pariser Arbeiter wegen ihrer schlechten wirtschaftlichen Lage jedoch im Juni 1848. Der Juniaufstand wurde jedoch brutal niedergeschlagen und kurzzeitig eine Militärdiktatur errichtet.
Bei den Präsidentschaftswahlen im gleichen Jahr wurde LOUIS-NAPOLEON BONAPARTE, Neffe des ersten Kaisers NAPOLEON BONAPARTE, zum Präsidenten gewählt. Dieser löste 1851 die Nationalversammlung wieder auf und verfolgte seine demokratisch gesinnten Gegner erbarmungslos. Nachdem der oppositionelle Widerstand gebrochen war, ließ sich der Neffe BONAPARTEs nach dem Vorbild seines Onkels am 2. Dezember 1852 zum Kaiser NAPOLEON III. krönen.
Im zweiten Kaiserreich entwickelte sich Frankreich vor allem wirtschaftlich zu einer Industrienation. NAPOLEON III. förderte die Wissenschaften und die Kultur. Aufgrund außenpolitischer Niederlagen (mexikanischer Krieg und deutsch-österreichischer Krieg 1866) und einer weltweiten Wirtschaftskrise schwand jedoch die Macht des Kaisers. Er ließ sich auf den Deutsch-Französischen Krieg mit Preußen ein, und erlitt 1870 bei Sedan eine vernichtende Niederlage.
Daraufhin kam es erneut zu einem Arbeiteraufstand in Paris, der zur Abdankung des Kaisers und zur Ausrufung der dritten französischen Republik führte. Diese führte den Krieg mit Preußen weiter und gab sich erst 1871 geschlagen. Es folgten erneute Unruhen in Paris und es kam zur Ausrufung der Pariser Kommune, die jedoch nach wenigen Wochen mit Unterstützung Preußens niedergeschlagen wurde. Erst danach entwickelte sich die 3. Republik zur dauerhaften Regierungsform in Frankreich.
Es ist aus heutiger Sicht mehr als erstaunlich, zu welchen Leistungen die Wissenschaft und die Industrie in diesen politisch stürmischen Zeiten fähig waren. Doch fundamentale naturwissenschaftliche Entdeckungen führten unter anderem dazu, dass großtechnische Prozesse immer besser beherrscht wurden und riesige Gewinne abwarfen. Die Verfahren zur Herstellung von Stahl und Schwefelsäure wurden revolutioniert.
Eine besondere Entwicklung nahm die industrielle Synthesechemie durch die erfolgreiche technische Realisierung der Herstellung von Soda (SOLVAY-Verfahren) oder Farbstoffen wie Indigo. Auch die Nachrichtenübermittlung durch Telegrafie gewann zunehmend an Bedeutung. Die Industrie hatte einen hohen Bedarf an Elektroenergie, wobei Telegrafen und Telefone hauptsächlich kleine transportable Energiequellen benötigten. Diese lieferte der Franzose GEORGES LECLANCHÉ in Form der von ihm entwickelten Zink-Kohle-Batterien.
GEORGES LECLANCHE wurde im Jahr 1839 in Parmain (Frankreich) als Sohn von LEOPOLD und EUGENIE LECLANCHÉ geboren. Sein Vater war Rechtsanwalt und Kommissar der zweiten französischen Republik. Während des Juniaufstands 1848 wurde der Vater verhaftet. Dabei wurde LECLANCHEs Mutter EUGENIE von den Polizisten misshandelt und starb an den Folgen der Verletzungen bei der Geburt ihres zweiten Kindes im Oktober 1848.
Da unter der Herrschaft BONAPARTEs die Familie LECLANCHÉ in der Opposition und damit ständigen Gefahren ausgesetzt war, wurde GEORGES LECLANCHÉ in England erzogen.
Erst 1855 kehrte er nach Frankreich zurück, um in der Schule „Ecole Centrale des Arts et Manufactures“ seine Ausbildung abzuschließen. Nach seiner Promotion im Jahr 1860 trat er in die Firma „Compagnie des Chemins de Fer de l`Est“ ein, wo er an der Weiterentwicklung von Telegrafen arbeitete.
Dabei interessierte er sich besonders für die damals verwendeten Batterien, die zur Stromversorgung der Telegrafen benutzt wurden. Um die Leistungsfähigkeit dieser Energiespeicher zu verbessern, untersuchte er eine neue Kupfercarbonat-Batterie und stellte weitere elektrochemische Forschungen an.
Aufgrund erneuter politischer Unruhen ging LECLANCHÉ 1863 nach Belgien ins Exil. Dort wuirde er von Freunden unterstützt und ermutigt, sein erstes eigenes Labor in einem kleinen Schuppen aufzubauen. Hier vervollkommnete er die Kupfercarbonat-Batterie und meldete sie zum Patent an.
Im Jahr 1867 entwickelte LECLANCHÉ die Zink-Kohle-Batterie, die später ihm zu Ehren auch als LECLANCHÉ-Element bezeichnet wurde. Dieses Primärelement war den damaligen Batterien weit überlegen. Das neue Element lieferte über lange Zeit einen für damalige Verhältnisse relativ konstanten, hohen Entladestrom. Dazu kam, dass die Herstellung der zuverlässigen Zink-Kohle-Batterie nicht sonderlich teuer war.
Die ersten LECLANCHÉ-Elemente bestanden aus einer dünnen Kohleplatte, auf deren Seiten ein Gemisch aus Manganoxid und Zinkpulver aufgebracht wurde. Diese Anordnung wurde in Pech eingegossen und stellte den Pluspol der Batterie dar. Als Minuspol diente ein Zinkstift, der in einem Glasbehälter mit Ammoniumchlorid (Salmiak) als Elektrolyt steckte (Bild 2).
Auch wenn diese Anordnung im Laufe der Jahre mehrfach verbessert wurde, nutzte man das von LECLANCHÉ entwickelte Grundprinzip über mehr als 100 Jahre zur Produktion von Primärelementen zur Speicherung elektrischer Energie in Form von chemischer Energie. Erst ca. 100 Jahre später wurde mit der Alkali-Mangan-Batterie ein leistungsfähigeres Primärelement entwickelt.
Die Zink-Kohle-Batterie war den herkömmlichen so überlegen, dass sie umgehend in der belgischen Telegrafenverwaltung und in anderen großen Firmen eingesetzt wurde. Zusammen mit seinem Freund MOURLON gründete LECLANCHÉ in Brüssel eine Fabrik und produzierte in kurzer Zeit mit 5 Angestellten 80 000 der neuen Batterien.
Im Jahr 1873 heiratete LECLANCHÉ seine Geliebte GABRIELLE LARMES und hatte mit ihr zwei Kinder.
Nach der Wiederherstellung der französischen Republik kehrte er mit seiner Familie nach Frankreich zurück und eröffnete mit seinem neuen Partner BARBIER eine Batteriefabrik in Paris. Aufgrund der Entwicklung des Telefons war die Nachfrage nach leistungsfähigen Batterien enorm groß. LECLANCHÉ arbeitete an der weiteren Verbesserung seiner Primärelemente und erwarb mit seiner Firma das Monopol der Batterieherstellung in Frankreich.
Der finanzielle Erfolg der Firma ließ ihre Besitzer reich werden. Leider verschlechterte sich der Gesundheitszustand LECLANCHÉs und er musste die Leitung der Firma seinem Partner übertragen. Er selbst ging auf Reisen durch Europa sowie nach Nordafrika und begann Gemälde und Kunstgegenstände zu sammeln.
Im Alter von nur 43 Jahren starb GEORGES LECLANCHE an den Folgen seiner schweren Krankheit am 14. September 1882 in Paris. Seine Erfindungen und seine Kunstsammlung blieben der Nachwelt noch bis in die heutige Zeit erhalten. Unter dem Namen LECLANCHÉ produziert eine Schweizer Firma noch heute Millionen von Trockenbatterien.
Noch heute basieren Zink-Kohle-Batterien auf dem Grundprinzip des LECLANCHE-Elements.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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