Der Aufbau der klassischen Chemie (1800-1850)

1800
Der Astronom FRIEDRICH WILHELM HERSCHEL (1738-1822) entdeckte die Infrarotstrahlung der Sonne.

1800 bis 1803
JOHANN WILHELM RITTER (1776-1810) fand im Sonnenlicht das ultraviolette Licht. Er erkannte beim Experimentieren mit der voltaschen Säule, dass man Wasser zersetzen kann und entdeckte so die Elektrolyse wässriger Lösungen. 1803 konstruierte RITTER den ersten brauchbaren Akkumulator.

1800 bis 1808
In mehrjähriger Forschungsarbeit entwickelte JOHN DALTON (1766-1844) eine völlig neue Atomtheorie. Er erkannte, dass Elemente aus identischen Atomen gleicher Masse bestehen. Verbindungen hingegen bestehen aus unterschiedlichen Atomen mehrerer Elemente, die im Verhältnis kleiner ganzer Zahlen miteinander reagieren (Gesetz der multiplen Proportionen). DALTON ersetzte die alchemistischen Symbole der chemischen Elemente durch neue, von ihm selbst entwickelte Elementsymbole.

1802
In Wien erfanden die Chemiker HELLWIG, TIHAVSKY und LEYTENY das Kohle-Zink-Element, eine Form der Batterie, die als Energiequelle bis heute genutzt wird, beispielsweise in Form von Monozellen und Taschenlampenbatterien.

1805
Der Apotheker FRIEDRICH SERTÜRNER (1783-1841) isolierte aus Opium das Alkaloid Morphin. Dieses natürliche Analgetikum konnte erst mehr als 150 Jahre später durch synthetische Schmerzmittel ersetzt werden.

1806
Die französischen Mathematiker PIERRE FRANCOIS ANDRE MECHAIN und JEAN-BAPTISTE JOSEPH DELAMBRE erarbeiteten eine wissenschaftliche Grundlage für das metrische Maßsystem. Die Wissenschaftler gingen von dem in Paris hinterlegten Urmeter aus. Für Vielfache und Teile benutzten die Mathematiker das Dezimalsystem und führten die Vorsilben Kilo-, Dezi-, Zenti- und Milli- ein. Vom Meter wurde die Volumeneinheit Kubikdezimeter abgeleitet, die sie Liter nannten. Davon wiederum leiteten sie die Masseeinheit Kilogramm her: 1 kg ist die Masse von 1 dm³ Wasser bei 4 °C. Als Zeiteinheit fügten sie die Sekunde als 86 400sten Teil eines mittleren Sonnentags hinzu.

1806 bis 1810
Durch Elektrolyse von geschmolzenen Hydroxiden stellte HUMPHRY DAVY (1778-1829) die Alkalimetalle Natrium und Kalium her. Aus Salzschmelzen erhielt er später auch die Erdalkalimetalle Magnesium, Calcium und Strontium. Im Jahr 1810 wies er nach, dass es sich bei dem von SCHEELE gefundenen Chlor ebenfalls um ein Element und nicht um eine Sauerstoffverbindung handelt.

1808 bis 1814
Auch der Schwede JÖNS JACOB BERZELIUS (1779-1848) beschäftigte sich schon seit längerem mit der Elektrolyse. Er war einer der geschicktesten Experimentalwissenschaftler seiner Zeit und fand eine Reihe neuer Elemente und Verbindungen. Außerdem formulierte BERZELIUS als Erster die Hypothese, dass chemische Verbindungen aus elektrisch entgegengesetzten Teilchen zusammengesetzt sind. 1814 erneuerte er die chemische Zeichensprache von Grund auf und führte das Buchstaben-Ziffern-System ein, das im Wesentlichen heute noch gebräuchlich ist.
Später entdeckte BERZELIUS die Elemente Cer, Selen und Lithium, stellte Silicium, Zirkon und Tantal als Erster rein dar und bestimmte viele Atomgewichte mit großer Genauigkeit.

um 1809
Der französische Naturforscher J. B. LAMARCK (1744-1829) führte das Wort „Biologie“ in die Naturwissenschaft ein. Er vertrat die Hypothese, dass die jetzt lebenden Organismen sich im Verlauf langer Zeiträume aus einfachsten Organismen entwickelt haben.

1810
In Berlin wurde auf Betreiben von WILHELM VON HUMBOLDT die Berliner Universität gegründet. Der britische Naturforscher WILLIAM HYDE WOLLASTON (1766-1828) isolierte die erste natürliche Aminosäure, das Cystein.

1811 bis 1814
Der italienische Chemiker AMADEO AVOGADRO (1776-1856) entwickelte die lange Zeit unbeachtete Molekulartheorie. Er führte den Begriff „Molekül“ in die Fachwelt ein und berechnete Molekülmassen von Gasen. Er stellt die Summenformeln für eine Reihe von Verbindungen (z. B. Schwefelwasserstoff, Ethanol) auf und erarbeitete eine Tabelle mit deren molekularen Massen.

1816
JOHANN WOLFGANG VON DÖBEREINER (1780-1849) versuchte mit den Triaden Ca-Sr-Ba und Cl-Br-I erstmals, die Elemente nach dem Prinzip ihrer Atommassen zu ordnen. Im Jahr 1829 veröffentlichte er dazu die sogenannte Triadenlehre.

JOSEPH LOUIS GAY-LUSSAC (1778-1850) formulierte die allgemeine Zustandsgleichung des idealen Gases und leistete damit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Thermodynamik. AUGUSTIN JEAN FRESNEL (1788-1827) wies experimentell die Wellennatur das Lichts nach. Er nutzte dazu die Interferenz, die eine wellentypische Erscheinung ist.

1817
Der Physiker JOSEPH FRAUNHOFER maß und katalogisierte die bereits 1802 von WOLLASTON beobachteten Linien im Sonnenspektrum, ohne deren Ursache zu kennen.

1824
NICOLAS LEONARD SADI CARNOT (1796-1832) untersuchte die ideale Wärmekraftmaschine anhand eines Kreisprozesses, der heute in der Fachliteratur als carnotscher Kreisprozess bezeichnet wird.

1825
MICHAEL FARADAY, EILHARD MITSCHERLICH und A. W. HOFMANN stellten unabhängig voneinander Benzen her, den ersten und einfachsten Vertreter der aromatischen Kohlenwasserstoffe.

1826
An der Universität Gießen begann der 23-jährige Professor JUSTUS VON LIEBIG (1803-1873) eine neue Art der Chemieausbildung für Studenten, indem erstmals Vorlesungen und Praktika miteinander kombiniert wurden. Aus dieser Ausbildungsstätte ging eine ganze Generation berühmter europäischer Chemiker (z. B. DUMAS, FRESENIUS und KEKULÉ) hervor.

Der Franzose JOSEPH NICEPHORE NIEPCE fertigte die erste fotografische Aufnahme an, die bis heute erhalten ist. Die Belichtungszeit betrug 8 Stunden.

um 1828
Dem deutschen Chemiker FRIEDRICH WÖHLER (1800-1882) gelang es, Oxalsäure und Harnstoff im Labor herzustellen. Diese Synthese der Stoffwechselprodukte von Tieren und Pflanzen widerlegten die These von der Lebenskraft (vis vitalis), die in den natürlich vorkommenden Stoffen enthalten sein sollte. Mit dieser Entdeckung legte WÖHLER den Grundstein für die synthetische organische Chemie, die sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts rasant entwickelte.

1830
Der unglaublich vielseitige Chemiker BERZELIUS prägte den Begriff der Isomerie, obwohl zu jener Zeit nur wenige Verbindungen mit gleicher Summenformel aber unterschiedlichen Eigenschaften bekannt waren.

1831 bis 1832
LIEBIG und DUMAS verbesserten die Technik der organischen Elementaranalyse. Die von ihnen entwickelte Methode wurde bis ins 21. Jahrhundert nahezu unverändert zur Ermittlung der Verhältnisformel organischer Verbindungen benutzt. Außerdem formulierten sie gemeinsam mit WÖHLER die Radikaltheorie zur Deutung der Vorgänge bei organischen Reaktionen und stellten das Lösungsmittel Aceton her.

1832 bis 1834
MICHAEL FARADAY (1791-1867) entdeckte nicht nur die elektromagnetische Induktion, sondern formulierte auch die später nach ihm benannten Gesetze der Elektrolyse. Die faradayschen Gesetze stelleen den quantitativen Zusammenhang zwischen der elektrischen Ladung und dem Stoffumsatz her. Sie wirken unabhängig von der Art des elektrolytisch abgeschiedenen Stoffs. Er definierte die Begriffe Elektrolyse, Elektrolyt, Elektrode, Anode, Katode, Ion.

1836
Wiederum BERZELIUS prägte den Begriff Katalyse für Reaktionen, die durch einen dritten – scheinbar nicht an der Reaktion beteiligten – Stoff ausgelöst werden.

1839
Durch Belichtung von Silberjodid auf einer Kupferplatte und Fixierung des Bilds mit Kochsalz- bzw. später mit Thiosulfatlösung, gelang es dem Franzosen LOUIS JACHES MANDE DAGUERRE (1789-1851), schwarz-weiße Bilder zu erzeugen. Im gleichen Jahr entdeckte WILLIAM HENRY FOX TALBOT, dass Silberbromid eine höhere Lichtempfindlichkeit als Silberchlorid hat. Das Jahr 1839 gilt deshalb als Geburtsdatum der Fotografie.

Der englische Gelehrte WILLIAM ROBERT GROVE demonstrierte im Labor die prinzipielle Arbeitsweise einer Brennstoffzelle, bei der chemische Energie auf direktem Weg in elektrische Energie umgewandelt wird. Sie geriet später in Vergessenheit. Mit der Entwicklung der Raumfahrt ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurde auch die Brennstoffzelle als Energiequelle wiederentdeckt. Gegenwärtig wird intensiv an ihrer Weiterentwicklung und Markteinführung gearbeitet.

CHARLES GOODYEAR (1800-1860), ein Chemiker und Techniker aus den USA, entdeckte das Vulkanisieren von Kautschuk durch Imprägnieren mit Schwefel und anschließendem Erhitzen. Erst 1844 erhielt er darauf ein Patent. 1852 entwickelte er die Herstellung von Hartgummi.

1840
Zwei Jahre vor der allgemeinen Formulierung des 1. Hauptsatzes der Thermodynamik begründete der in Russland lebende Chemiker HERMANN HEINRICH HESS (1802-1850) die Thermochemie. Mit dem nach ihm benannten Gesetz der konstanten Wärmesummen ermöglichte er die theoretische Berechnung von Reaktionswärmen, die experimentell nicht bestimmt werden konnten.

Der deutsche Chemiker ROBERT WILHELM BUNSEN (1811-1899) entwickelte eine Batterie mit Zink-und Kohleelektroden. Die Kombination Zink-Kohle wird auch heute noch bei galvanischen Elementen zur Stromerzeugung verwendet.

um 1840
JUSTUS VON LIEBIG (1803-1873) entwickelte seine Theorie über die Pflanzenernährung durch Mineralstoffe. Bis zur erfolgreichen praktischen Umsetzung vergingen allerdings noch Jahre, da LIEBIG erst 1857 erkannte, dass die Bestandteile des Mineraldüngers wasserlöslich sein müssen. Nur dann können die Nährstoffe von den Pflanzen aufgenommen und verstoffwechselt werden.

1841
Mit seinem Buch „Anleitung zur qualitativen chemischen Analyse“ beschrieb C. R. FRESENIUS die Trennung von Stoffgemischen und die Identifizierung der darin enthaltenen anorganischen Stoffe. Der sogenannte Kationentrennungsgang wird mit geringfügigen Änderungen noch heute an den Universitäten gelehrt.

1842 bis 1847
Der Mediziner JULIUS ROBERT MAYER (1814-1878), der als Arzt und Physiker tätig war, gab 1842 eine erste Formulierung des Energieerhaltungssatzes an. Daraus wurde der 1. Hauptsatz der Thermodynamik abgeleitet: „Die Zunahme der inneren Energie eines Systems ist gleich der Summe der aufgenommenen Arbeit und der zugeführten Wärmemenge.“ 1847 formulierten HERMANN VON HELMHOLTZ (1821-1894) und MAYER den Energieerhaltungssatz in der heute bekannten Form unter Einbeziehung der verschiedenen Energieformen. Viele Jahre lang gab es einen Streit über die Urheberschaft dieses Naturgesetzes, sodass MAYER erst gegen Ende seines Lebens die verdiente Anerkennung fand.

1848
Der französische Naturwissenschaftler LOUIS PASTEUR (1822-1895) isolierte die beiden stereoisomeren Formen der Weinsäure und nannte sie D- und L-Weinsäure. Er entwickelte mehrere Methoden zur Racemattrennung, also zur Zerlegung eines Enantiomerengemischs (Racemat) in seine optisch aktiven Komponenten.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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