Im 16. Jahrhundert entdeckte man, dass nicht nur das Zuckerrohr, sondern auch eine Rübenart zur Zuckergewinnung genutzt werden kann. Sie gehört inzwischen zu den einheimischen Nutzpflanzen. Die Zuckerrüben enthalten heute ungefähr einen Anteil von 16 -18 % Zucker.
Die Zuckerrübe gehört zur Familie der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae). Sie ist eine zweijährige Pflanze, die im ersten Jahr in der Wurzel Zucker als Reserve einlagert und im Folgejahr Samenanlagen bildet. Für die Zuckerproduktion erntet man die Zuckerrübe im ersten Jahr, für die Samenproduktion im zweiten Jahr.
Die Zuckerrübe gedeiht bis auf 700 m über dem Meeresspiegel. Sie bevorzugt mit ihrer Pfahlwurzel tiefgründige, tonreiche und lehmige Böden. Sie verträgt keine schlechten Bodenstrukturen, Staunässe und Verdichtungen.
Zucker wird in Zuckerfabriken produziert. Die Grafik gibt einen Überblick über die einzelnen Stufen der Zuckerproduktion.
Während der Rübenverarbeitung, der sogenannten „Kampagne“, die von Ende September bis Weihnachten dauert, wird in der Zuckerfabrik durchgehend gearbeitet. Grund dafür ist, dass die Zuckerrübe sehr rasch verarbeitet werden muss, weil sie frostanfällig und dadurch beschränkt lagerfähig ist. Die Anlieferung der Rüben erfolgt während der Ernte durchgehend außer Sonntag.
Jeder Lieferung wird eine Probe entnommen, um Zuckergehalt, Qualität und Erdbehang zu ermitteln. Das ist die Grundlage für die Bezahlung der Zuckerrüben.
Zuckerfabrik
Überblick über den Ablauf der Zuckergewinnung in einer Zuckerfabrik
Die Rüben werden mithilfe von Wasserkanonen entladen und in einer Waschtrommel gewaschen. In Klär- und Biogasanlagen wird das Abwasser gereinigt und in die Waschanlage zurückgeführt. Das entstehende Biogas wird als Energiequelle für die Fabrikation genutzt.
Die nächste Station ist die Schneidestation. Dorthin gelangen die Rüben auf Transportbändern. In Schneidemaschinen werden sie zu Schnitzeln zerkleinert und anschließend mit warmem Wasser überbrüht. Den Schnitzeln wird mit warmem Wasser in der Extraktion der Zucker entzogen. Dabei entsteht der sogenannte Rohsaft. Diesem wird anschließend aus Jurakalksteinen gewonnene Kalkmilch und Kohlesäuregas zugesetzt; damit werden unerwünschte Substanzen gebunden und ausgefällt. Der heiße Schlammsaft wird filtriert, abgepresst und der Rückstand als streufähiger Düngekalk vermarktet.
Rüben werden verladen.
Der gereinigte Saft wird in großen Verdampfern zunächst eingedickt. Später wird der Saft im Zuckerhaus weiter eingedickt; es wachsen Zuckerkristalle – der Kristallzucker entsteht. Die Zuckerkristalle werden in Zentrifugen vom Sirup getrennt.
Der Rückstand, Melasse genannt, enthält 50 % Zucker, der sich jedoch nicht mehr kristallisieren lässt. Er wird als Viehfutter und als Nährstoff für die Herstellung von Backhefe genutzt. In einer Trommel wird der noch feuchte Weißzucker getrocknet und gekühlt. Über eine Siebanlage gelangt er schließlich in die Zuckersilos.
Zuckerprodukte, die man aus der Zuckerrübenverarbeitung gewinnen kann, sind z. B.
Als Futtermittel für Vieh fallen neben der Melasse auch noch Pressschnitzel und Trockenschnitzel an.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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