Trichinose

Was ist eine Trichine und wie pflanzt sie sich fort?

Die Trichine gehört zu den parasitär lebenden Rundwürmern. Ihre Entwicklung erfolgt über einen Wirts- und Organwechsel. Die Männchen sind ca. 2 mm und die Weibchen ca. 3,5 mm groß. Sie sind u. a. als Muskeltrichinen in der Muskulatur von Hausschwein, Wildschwein, Dachs, Ratte, Maus, Hund, Katze, Fuchs, Bär und Marder in eingekapseltem Zustand (Kalkkapsel) zu finden. Isst der Mensch oder ein anderes Tier solches Fleisch, gelangen die sogenannten Kalktrichinen in Magen und Darm des Menschen oder eines anderen Wirts. Dort werden sie durch den Magensaft des Wirts von ihrer Kapsel befreit und entwickeln sich zu geschlechtsreifen Darmtrichinen.

Nach der Begattung stirbt das Männchen. Das Weibchen bohrt sein Hinterende durch die Darmwand und setzt dort 1 000 – 1 500 lebende Larven in den Blut- und Lymphkreislauf ab. Diese gelangen schließlich in die Muskeln (überwiegend in der Zwischenrippenmuskulatur, im Zwerchfell, in der Zunge und den Augenlidern). Der in der Muskelfaser befindliche Parasit wird nun von einer sich bildenden zitronenförmigen Kapsel umgeben, die den Parasiten dazu veranlasst, sich spiralig aufzurollen. Eine solche verkalkte Kapsel kann im Menschen 30 Jahre und im Schwein bis zu 11 Jahre überdauern. Der nächste Wirt infiziert sich über den Verzehr befallenen Muskelfleischs.

Symptome für den Befall mit Trichinen sind Schmerzen und Schwellungen der befallenen Muskulatur, Benommenheit, Fieber, Schweißausbruch. Außerdem kommt es zu Kreislaufstörungen, manchmal auch zu Bronchitis und Lungenentzündung.

Vorbeugung

In der Regel werden Menschen durch den Genuss von nicht ausreichend erhitztem Schweinefleisch, oder durch das Essen von Schinken oder Salami infiziert. Als vorbeugende Maßnahme muss alles vom Menschen zu genießende Fleisch vom Fleischbeschauer auf Trichinen untersucht werden (Trichinenbeschau). Erhitzen auf über 66 °C tötet die Trichinen ab. Auch eine Abkühlung auf unter 15 °C über einen Zeitraum von 20 Tagen tötet die Muskeltrichine ab.

Seit 1937 sind in ganz Deutschland Trichinenuntersuchungen (Fleischbeschau) bei den als Infektionsquelle für den Menschen in Frage kommenden Haus- und Wildtierarten verpflichtend. Der Fleischbeschauer besitzt für diesen Zweck einen besonderes Trichinenmikroskop. In der Regel handelt es sich dabei um Tierärzte, in den ländlichen Gegenden, wo viele Hausschlachtungen durchgeführt werden, gibt es aber auch die nebenerwerbliche Beschäftigung des Fleischbeschauers. Dabei handelt es sich um Menschen, die speziell nur für diesen Job angelernt wurden. Dieses Phänomen gehört aber immer mehr der Vergangenheit an. Heute werden diese Aufgaben fast ausschließlich von Tierärzten übernommen. Der Fleischbeschauer entnimmt also von jedem geschlachteten Schwein je 7 haselnuss-große Fleischproben aus jedem der beiden Schenkel des Zwerchfells (die Zwerchfellpfeiler), dem bevorzugten Aufenthaltsort der spiralig zusammengerollten, eingekapselten Muskeltrichine. Diese Fleischproben werden zwischen zwei dicke Glasplatten, auch Quetschglas oder Trichinenkompressorium genannt, gepresst, bis sie ganz dünn geworden sind. Eine 40-fache lineare Vergrößerung reicht aus, um die eingekapselten Trichinen zu erkennen. Als Folge dieser strengen Kontrolle ist die Krankheit in Deutschland sehr selten geworden. Mittlerweile gilt die Gesetzgebung der Trichinenkontrolle für alle Mitglieder der EU.

Trichinose (Trichinellose)

Die Trichinose oder Trichinellose ist eine Krankheit, die weltweit vorkommt und durch eine lebensmittelbedingte Infektion mit Rundwürmern (Fadenwürmern) der Gattung Trichinella hervorgerufen wird. Typisch für diese Krankheit ist das plötzliche und unerwartete Auftreten von Epidemien. Dabei werden teilweise über 1 000 Personen befallen. Das Schwein stellt für den Menschen die Hauptinfektionsquelle dar. Es reichen bereits die Aufnahme von 50 – 100 eingekapselten Larven, um die Erkrankung auszulösen, bei 1 200 und mehr zu sich genommenen Larven kann unbehandelt der Tod eintreten, sogar bereits bis zu 24 – 48 Stunden nach Verzehr des infizierten Fleischs.

Meldepflicht

Nach §7 Infektionsschutzgesetz sind direkte oder indirekte Erregernachweise bei Trichinellose durch das untersuchende Laboratorium namentlich an das Robert-Koch-Institut zu melden.

Vorkommen der Trichinose

Die Trichinose (Trichinellose) kommt bei Fleischfressern weltweit vor. In Europa ist Trichinella spiralis die wichtigste Art, daneben treten auch Trichinella nativa , Trichinella britovi, Trichinella nelsoni und Trichinella pseudospiralis beim Menschen auf.

Hauptsächlich werden Fleischfresser und Allesfresser (Schwein, Wildschwein, Bär sowie der Mensch) befallen.

Bei Trichinen gibt es u. a. einen Kreislauf, der auch Haustiere beinhaltet. Hierbei befinden sich die Trichinen im Hausschwein und in Ratten, die als Sammelbecken (Reservoir) dienen. Und das kann Ausgangspunkt für die Infektion des Menschen sein. Entscheidend dafür, ob sich die Menschen infizieren, sind u. a. auch die Essgewohnheiten. Isst man z. B. viel rohes Fleisch, ist die Gefahr für diese Krankheit größer als beim Verzehr von nur gebratenem oder gekochtem Fleisch. Schweine, Wildschweine, Pferde, Bären (Bärenschinken) und Robben kommen als mögliche infizierte Wirtsträger infrage.

Herkunft und Verbreitung der Erreger

Man vermutet, dass Trichinen erst am Anfang des 19. Jahrhunderts über Zuchtschweine aus China nach Europa eingeschleppt wurden. In Deutschland sind Trichinen sehr selten. Im Haustier (Schwein, Pferd) werden sie seit vielen Jahren kaum noch gefunden. Bei Wildtieren sind sie auch relativ selten (z. B. Wildschwein bis zu 0,01 %, Fuchs bis zu 0,1 %). In Deutschland ist die Trichinellose deswegen seit Jahrzehnten überwiegend eine Importkrankheit, die im Ausland erworben wird oder durch Fleisch- oder Fleischwarenimporte hervorgerufen wird.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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