Viele Tierkrankheiten werden von Viren oder Bakterien hervorgerufen. Während Bakterien einzellige Lebewesen sind, gelten Viren nicht als eigenständige Lebewesen, da sie keinen eigenen Stoffwechsel betreiben und deshalb in die Zellen der Lebewesen eindringen müssen. BSE-Erreger bilden da allerdings eine Ausnahme: Hierbei handelt es sich um Eiweiße, sogenannte Prionen, die im Gehirn unlösliche Verbindungen bilden und somit die Nerventätigkeiten behindern.
Die Tollwut oder Hundswut ist eine ansteckende, meist tödlich verlaufende Viruserkrankung. Ihr Erreger ist das stäbchenförmige Tollwutvirus (Rabies-Virus). Fast alle Warmblütler (gleichwarme Lebewesen) können an der Tollwut erkranken, so z. B. auch Vögel und Menschen. Die Krankheit ist weltweit beheimatet. Nur wenige Inselländer wie z. B. England, Irland und Skandinavien sind bislang von ihr verschont geblieben. Hauptüberträger des Virus sind fleischfressende Wildtiere. In Afrika sind es verwilderte Hunde und Katzen, in Südamerika Fledermäuse und in unseren Breiten ist es der Rotfuchs. In Europa können fast alle bekannten Haus-, Nutz-, Zoo- und Wildtiere Infektionsquellen für Tier und Mensch sein.
Die Ansteckung erfolgt in erster Linie durch Bisswunden. An der entsprechenden Wunde liegen die Nervenenden frei, sodass der virushaltige Speichel des erkrankten Tieres eindringen kann. Von dort wandert das Virus über das Rückenmark ins Gehirn; hier vermehrt es sich. Nun kann es zu sämtlichen Organen weiterwandern, u. a. in die Speicheldrüsen. Von ihnen bzw. über den Speichel wird das Virus erneut übertragen. Gesunde Haut vermag es nicht zu durchdringen, deswegen reicht der bloße Kontakt mit erregerhaltigem Speichel nicht aus, um eine Erkrankung hervorzurufen. Die Inkubationszeit, d. h. die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit, liegt bei 30 bis 60 Tagen. Sie kann aber auch bis zu einem Jahr betragen, je nachdem, wo der Erreger in das Lebewesen eingetreten ist.
Sichere Anzeichen (Symptome) sind Speichelfluss, Schlingkrämpfe, Verhaltens- und Bewegungsstörungen, Sehstörungen sowie Lähmungserscheinungen. Manche Tiere weisen das typisch schäumende Maul vor, was mit einer erhöhten Speichelbildung in Verbindung steht. Der Tod tritt meist innerhalb einer Woche nach Auftreten der ersten Krankheitserscheinungen infolge von Atem- und Herzlähmung ein.
Um die Tollwut in unseren Breiten zu bekämpfen, bzw. die Ausbreitung einzudämmen, sind folgende Bekämpfungsmaßnahmen bekannt: Reduzierung der Füchse (Fuchsbaubegasung), Katzen- und Hundesperren, Impfungen, seuchenhygienische Maßnahmen.
Die Maul- und Klauenseuche ist eine fieberhafte Viruserkrankung der Klauentiere (Rind, Schaf, Ziege, Büffel, Rehe und Schwein). Sie ist hochansteckend, verläuft jedoch bei erwachsenen Tieren meist nicht tödlich. Die Übertragung erfolgt in erster Linie durch Kontakt mit kranken Tieren, infizierten Gegenständen, Futter und Personen oder aber sogar über den Wind. Noch symptomlose Tiere können bereits große Mengen an Viren übertragen. MKS führt zur Bildung von Bläschen (Aphthen) an Schleimhäuten und unbehaarten Teilen der Haut, insbesondere im Bereich des Mauls, des Euters und der Klauen. Erkrankte Rinder zeigen neben den bereits genannten Symptomen Fieber, Futterverweigerung und Speichelfluss. Nach der Abheilung kommt es bei ihnen zu einem erheblichen Leistugsabfall, z. B. kann die Milchleistung sinken. Verluste entstehen bei Jungtieren durch Schädigung des Herzmuskels. Bei Schweinen steht, neben den typischen Blasen im Bereich der Klauen, Lahmheit im Vordergrund.
Bis zum Ausbruch der Krankheit vergehen meist 24 Stunden bis mehrere Tage. MKS kommt fast überall auf der Erde vor, doch nur wenige Länder sind nicht ständig von ihr bedroht. Diese Erkrankung gilt als wirtschaftlich wichtigste Tierseuche und ist anzeigepflichtig. Zur Verhütung der Ausbreitung werden Isolierungsmaßnahmen, Sperrmaßnahmen der engen und weiteren Umgebung und Desinfektionsverfahren eingeleitet. Eine vorbeugende Maßnahme um die Einschleppung von Maul- und Klauenseuche-Erregern zu verhindern, ist eine systematische MKS-Impfung.
Diese infektiöse Krankheit geht mit Fieber, Schüttelfrost, Koliken (heftige krampfartige Bauchschmerzen) und Atemnot einher. Der Tod erfolgt plötzlich nach wenigen Stunden oder Tagen. Erreger ist der Milzbrandbazillus (Bazillus anthracis). Es wird zwischen drei verschiedenen Formen unterschieden:
Beim Darmmilzbrand vergrößert sich die Milz und färbt sich schwarzrot. Der durch direkten Kontakt hervorgerufene Hautmilzbrand äußert sich in Form schmerzhaft entzündeter Eiterblasen. Die Inkubationszeit beträgt einige Stunden bis mehrere Tage. Die Sporen (in Ruhe verharrende Zellen) können jahrzehntelang an Tierhäuten und -borsten hängenbleiben. Dadurch kann es zu einer weitläufigen Übertragung kommen. Werden sie eingeatmet, können die Erreger wieder aktiv werden. Es kommt zum seltenen Lungenmilzbrand.
Wie gefährlich Milzbrand (Anthrax) für den Menschen ist, zeigt die Tatsache, dass schon frühzeitig von den Militärs mit Milzbrand als biologischer Waffe experimentiert wurde. So ist noch heute die schottische Insel Gruinard mit dem Erreger so verseucht, dass auch nach über 50 Jahren das Betreten lebensgefährlich und daher strikt verboten war. Erst 1986 wurde die Insel wieder freigegeben. Hier wurden im 2. Weltkrieg von den Briten entsprechende Versuche mit dem Milzbranderreger vorgenommen. Heutzutage besitzen eine Reihe von Staaten Milzbranderreger als Kampfmittel, die z. B. mit Granaten verschossen oder mit Raketen über große Entfernungen an ihr Ziel gebracht werden können. Auch terroristische Anschläge, z. B. über das Trinkwassersystem einer Großstadt, über Klimaanlagen oder, wie nach dem 11.September 2001 in den USA begonnen, mithilfe von kontaminierten Briefen, sind vorstellbar und möglich. Eine großflächige Verseuchung z. B. mittels Flugzeugen ist zwar vorstellbar, gilt aber als außerordentlich schwierig, da die Erreger speziell aufbereitet werden müssen. Nur wenige spezielle Labors verfügen über die nötige Ausstattung dazu. Die Aktualität dieser Gefahr haben insbesondere die USA schon seit Längerem erkannt und damit begonnen, besonders gefährdete Soldaten gegen Milzbrand zu impfen.
Diese selten gewordene, hochansteckende Infektionskrankheit betrifft v. a. Hunde. Deswegen wird sie auch Hundeseuche genannt. Doch auch Marder können von ihr betroffen sein. Staupe wird durch einen Virus verursacht, wobei die Übertragung durch Ausscheidungen infizierter Tiere erfolgt. Nach 3 bis 7 Tagen leidet das Tier unter fieberhaften Störungen, die mit Benommenheit, Appetitlosigkeit, Bindehautentzündung, Husten, Erbrechen, Durchfall und Schüttelfrost einhergehen. Nach mehreren symptomlosen Tagen folgen Erkrankungen an den Organen, wie Lungen-, Magen- und Darmstaupe. Gefahren birgt auch die Zweitinfektion (Sekundärinfektion) durch Bakterien. Der bestehende Infekt der Viren begünstigt die Lebensbedingungen für die krankmachenden Bakterien.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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