Stress-Situationen

Stress, ein Phänomen unter dem heute immer mehr Menschen leiden. Selbst Schüler bleiben davon nicht verschont. Man unterscheidet zunächst zwischen exogenem und endogenem Stress. Exogener Stress umfasst Faktoren, die von außen auf uns wirken, während endogener Stress in unserem Inneren entsteht.

Prinzipiell wird jede Situation von verschiedenen Personen unterschiedlich wahrgenommen und empfunden. Ob man eine Situation als Stress erlebt, hängt von drei Faktoren ab: Persönlichkeit, Lebensstil und Umwelt. Ihr Zusammenspiel ergibt, ob wir eine Situation als stressig einschätzen oder nicht.

Stress und Persönlichkeit

Von unserer Persönlichkeit hängt es ganz wesentlich ab, wie wir eine Situation einschätzen und wie wir reagieren. Die Werte und Einstellungen sowie die Verhaltensmuster, die sich im Laufe unserer Entwicklung ausgeprägt haben, beeinflussen ganz entscheidend wie stressanfällig wir sind. Von großer Bedeutung ist dabei unser Wertesystem. Es ist tief in unserem Innern verwurzelt und zeigt, wie wir uns selbst gegenüber anderen sehen, wie groß unser Selbstbewusstsein ist. Werte und Einstellungen prägen unser ganzes Leben und werden von uns schon früh übernommen.

Die Ausbildung des Wertesystems beginnt bereits in der frühen Kindheit, wenn wir erste Erfahrungen mit Ver- und Geboten machen, spüren, dass wir von unseren Eltern geliebt werden, Lob oder Tadel erhalten. All diese Erfahrungen zusammen tragen zu unserem Wertesystem bei. Ein Mensch, der beispielsweise schon in der Kindheit erfahren hat, dass er scheinbar nie etwas richtig machen kann, wird sehr schüchtern sein und alle Arten von Anforderungen bedeuten Stress aus Angst, schon wieder zu versagen. Sein Selbstbewusstsein ist kaum ausgebildet oder fehlt ganz. Hier wird deutlich, dass Stress aus der Art entsteht, wie wir etwas wahrnehmen.

Ein Beispiel: Ein Kind, dessen Eltern erwarten, dass es einfach sein Bestes gibt und dann auch akzeptieren, wenn mal was nicht gelingt, wird auf neue Anforderung mit viel mehr Gelassenheit reagieren als ein Kind, dessen Eltern auf jeden Misserfolg gleich eine Strafpredigt folgen lassen. Ein schwaches Selbstbewusstsein bringt eine Reihe von Problemen mit sich, die Stress auslösen können. Hierzu zählen die Unfähigkeit sich anzupassen, Selbstüberforderung sowie mangelndes Selbstvertrauen.

Das kann dazu führen, dass Gefühle wie Wut, Angst und Aggressionen unterdrückt werden. Das heißt, diese Gefühle werden förmlich in sich hineingefressen, können nicht oder nur ungenügend zum Ausdruck gebracht werden. Solche unterdrückten Empfindungen bewirken Stress in unserem Innern, weil Konfliktsituationen nicht geklärt werden. Jedes Mal, wenn die betreffende Person in eine ähnliche Situation gerät oder sie erwartet, bedeutet das erneute Wut, Angst oder Aggression, die sie versucht zu unterdrücken. Und jeder, der schon mal von der Freundin oder vom Freund verletzt wurde, das aber nicht zeigen wollte, weiß, wie schwer es ist, seine Gefühle zu verbergen und das es einem da auch körperlich manchmal richtig schlecht geht.

Psychologen haben die Menschen in zwei Persönlichkeitstypen unterteilt. Der Mensch vom Typ A leidet ständig unter Stress, ist also notorisch stressgeplagt. Er versetzt sich mit seinem typischen Verhalten sowie seiner Lebensweise ständig in körperliche Erregung. Er ist ungeduldig, ehrgeizig und sucht ständig die Konkurrenz, von seiner Arbeit ist er regelrecht besessen und reagiert auf Kleinigkeiten aggressiv. Die Anforderungen an sich selbst sind bei diesen Menschen extrem hoch, worunter auch die Mitmenschen zu leiden haben. Denn die Anforderungen an sie sind ebenso hoch. Gleichzeitig haben sie ständig Angst zu versagen, sind also sehr empfänglich für Erwartungshaltungen, die Stress auslösen.

Für den Typ B - Mensch gelten genau die entgegengesetzten Merkmale. Sie sind ruhig, ausgeglichen und entspannt. Auch ihr Ehrgeiz hält sich in gesunden Grenzen. Auf Grund ihrer Eigenschaften sind sie weitaus weniger stressanfällig als Typ A - Menschen und somit auch weitaus weniger Herzinfarkt gefährdet.

Jeder Mensch besitzt Eigenschaften beider Persönlichkeitstypen, wobei die Eigenschaften eines Typs aber deutlicher hervortreten. Nur selten trifft man auf Menschen, die reine Typ A - oder Typ B - Menschen sind. Ebenso selten sind Menschen, bei denen die Merkmale beider Typen ausgeglichen sind.

Prinzipiell ist es wichtig, dass jeder für sich selbst erkennt, welche Situationen bei ihm Stress auslösen. Erst dann kann man beginnen, diesen Stress zu vermeiden, entweder, indem man seine Einstellung zu dem Problem überdenkt und gegebenenfalls ändert oder aber diese Situationen meidet. Letzteres wird aber vermutlich nicht immer durchführbar sein.

Stress und Lebensstil

Jede Situation, die wir erleben, kann Stress auslösen. Ob wir die jeweilige Situation als stressig empfinden, hängt, wie schon erwähnt, zu einem großen Teil davon ab, wie wir sie einschätzen und wie weit wir sie kontrollieren können.

Manche Situationen, die bei uns Stress erzeugen, können wir vermeiden, den meisten müssen wir uns jedoch stellen. Denn wohl jeder wird irgendwann in seinem Leben mit Tod, Trennung, familiären Streitigkeiten, finanziellen Problemen und Prüfungen konfrontiert. Wie wir mit solchen Lebenskrisen umgehen, hängt nun von unserer Persönlichkeit ab, wird aber auch nachhaltig von unserem Lebensstil beeinflusst. Der enthält oft Stressquellen, die wir kaum bewusst wahrnehmen. Doch weil sie allgegenwärtig sind, können sie von großer und ausdauernder Wirkung sein. Solche Stressquellen finden sich zum Beispiel in Großstädten, wo man ständig von Lärm und Abgasen umgeben ist und mit den Strapazen des Pendelverkehrs zu tun hat. Diese Faktoren fallen bei einem Menschen der auf dem Land oder zumindest in der Vorstadt lebt weitestgehend weg.

Diese Stressquellen beeinflussen unmerklich unser Wohlbefinden und unser Empfinden, ob wir in unserer Lebenssituation glücklich und zufrieden sind oder nicht. Fühlen wir uns zum Beispiel in unserer kleinen Stadtwohnung an der Hauptstraße nicht wohl, ein Umzug ist aber nicht möglich, so kann leicht ein Gefühl des eingesperrt seins entstehen. Gleiches gilt, wenn man seine Lebensweise nicht mehr selbst bestimmt, sondern äußere Umstände die Herrschaft über das eigene Leben übernehmen. Persönliche Bedürfnisse kommen dann meist zu kurz, was zu Unzufriedenheit und Frustration führt.

Wichtige Stressmomente in unserem Leben

Im Folgenden werden bestimmte Bereiche unseres Lebens benannt, in denen Stress häufig ein besonderes Problem darstellt:

Lebensveränderungen: Es kommt immer wieder vor, dass man sein Leben verändern muss, etwa durch Umzug, Arbeitsplatzwechsel usw. Hat man nun sehr starre Einstellungen, hält an Meinungen und Gewohnheiten fest und hat zudem noch Angst vor allem Neuen, so können solche Veränderungen Stress auslösen und dies umso mehr, wenn Risiken eingegangen werden müssen.

Leistungsdruck: Werden wir körperlich oder geistig stark beansprucht, so können wir über uns selbst hinaus wachsen, zum Beispiel bei der Übernahme einer interessanten Aufgabe, die uns sehr reizt. Hier handelt es sich um positiven Stress, der weder schadet und krank macht, noch belastet. Das gilt jedoch nur so lange, wie wir zuversichtlich bleiben und die Energien der neuen Anforderung positiv nutzen können. Etwas anderes ist es, wenn wir uns von der übertragenen Aufgabe überfordert fühlen oder ständig Angst haben zu versagen. Dann handelt es sich um Stress, der eher hemmt und der belastet.

Angst und Furcht: Manchmal hat man schon so eine Ahnung, dass etwas schief geht. Man geht dann schon mit einem unguten Gefühl aus dem Haus oder an eine Sache heran. Diese Vorahnung kann recht hilfreich sein, da sie uns vor unüberlegten Handlungen warnt. Die Vorahnung kann aber auch die Angst vor etwas, zum Beispiel der nächsten Mathearbeit, noch verstärken, man steigert sich gar in sie hinein. Die Angst kann dann so stark werden, dass man sich auch körperlich nicht mehr wohlfühlt, zum Beispiel Magen- oder Kopfschmerzen bekommt. Andererseits kann solch psychischer Stress auch dazu beitragen, dass wir über uns hinaus wachsen, etwa wenn wir angegriffen werden. Plötzlich entwickeln wir nie geahnte Kräfte, die es uns ermöglichen, uns zu verteidigen oder aber davon zu laufen.

Langeweile: Erledigt man die Aufgaben nur noch automatisch, weil neue Anforderungen fehlen, so kann einem das schon ziemlich auf den Geist gehen. Man verliert die Lust an der Arbeit. Ebenso können Arbeitslosigkeit und Pensionierung dazu führen, dass sich der Betroffene überflüssig fühlt. Auch das kann Stress auslösen, Depressionen und Apathie können die Folge sein. Zudem leidet sehr oft das Selbstwertgefühl darunter. Denn wer scheinbar nicht gebraucht wird, fühlt sich wertlos, eine Tatsache die den meisten Arbeitslosen, insbesondere den Langzeitarbeitslosen arg zu schaffen macht.

Kummer: Wer schon mal einen lieben Menschen verloren hat, weiß, wie man sich dann fühlt. Man fällt förmlich in ein Loch, fühlt sich allein. Wer sich aber dann nicht mit dem Verlust auseinandersetzt, sondern ihn unterdrückt oder ihn sogar so weit verdrängt, dass der eigentliche Grund für den Kummer unerkannt bleibt, sorgt dadurch für einen enormen Stressfaktor. Irgendwann ist der Körper nicht mehr in der Lage, diesen Stress zu kompensieren und es kommt unweigerlich zum körperlichen oder seelischen Zusammenbruch.

Umweltbedingte Ursachen

Die Hauptursachen für umweltbedingten Stress liegen in beengten und zu kleinen Wohnungen, Lärm, Gewalt, Menschenmassen und Luftverschmutzung. Diese Belästigung ist umso beherrschender und unkontrollierbarer, je größer die Stadt ist. Damit steigt auch der Druck, dem die Menschen ausgesetzt sind. Die Menge und die Intensität der Stressfaktoren hängt davon ab, in welcher Umgebung man lebt und arbeitet. Auch die Art der Verkehrsmittel, die man regelmäßig benutzt und ob man von Zeit zu Zeit der gewohnten Umgebung den Rücken kehren kann, wirken sich darauf aus, wie wir mit den Stressfaktoren klar kommen. Oft entscheidet die individuelle Persönlichkeitsstruktur darüber, wie wir mit all dem Druck, dem wir von außen ausgesetzt sind, zurecht kommen. Konkurrenzfreudige und ehrgeizige Menschen werden sich in der Hektik der Großstadt wohler fühlen als auf dem Land. Hingegen fühlen sich gelassenere Personen, für die Ausgeglichenheit und Ruhe zählen, in der Stadt äußerst unwohl. Ein jeder wird versuchen, in der Umgebung zu leben und zu arbeiten, in der er sich am wohlsten fühlt.

Die Unannehmlichkeiten des Lebens

Wer in der Stadt wohnt, wird ständig von einer Unmenge an Reizen überflutet. Häufige Ursachen für häuslichen Stress sowie psychische Erkrankungen liegen in beengten Lebensbedingungen. Sie machen ein Privatleben oft unmöglich. Hinzu kommen noch hässliche und unpersönliche Wohnblöcke. Sie verursachen Isolation und Einsamkeit. All das sind Stressfaktoren, die wir kaum umgehen können.

Doch es gibt auch Dinge, die ebenso Stress auslösen, aber relativ leicht zu umgehen sind. Hierzu zählen Schmutz, üble Gerüche, Luftverschmutzung durch Autoabgase und Zigarettenrauch.

Auch das Gedränge in Einkaufszentren und Verkehrsmitteln ist manchmal ganz schön nervenaufreibend. Wem es dann nicht gelingt, sich in solchen Situationen zu entspannen, hat es mit einem echten, belastenden Stressfaktor zu tun.

Ein weiterer Stressfaktor ist der Lärm. Er ist wohl der Schlimmste von allen. Und selbst wenn wir ihn ignorieren, so reagiert unser Körper doch darauf und löst durch das vegetative Nervensystem Stressreaktionen aus. Lang andauernder Lärm, selbst wenn er relativ leise ist, beeinträchtigt die Konzentration und auch die Lernfähigkeit wird beeinflusst.

Nicht immer ist es möglich, die Stressfaktoren zu umgehen. Dann ist es wichtig, einen Ausgleich dafür zu schaffen. Dass müssen nicht unbedingt Entspannungsübungen oder Yoga sein. Oft tun es auch regelmäßige Spaziergänge durch die Natur, weitab vom Großstadtlärm.

Chemische Ursachen für Stress

Stress bezeichnet nicht nur den Stress, den wir direkt empfinden. Auch unser Körper empfindet Stress, ohne dass wir das direkt wahrnehmen. Chemische Stoffe in der Luft belasten unseren Körper, was wir lange Zeit gar nicht merken. Auch chemische Zusatzstoffe in Lebensmitteln, Getränken und Arzneimitteln wirken stressauslösend auf unseren Körper. Leider haben wir hier oft nur wenige Einflussmöglichkeiten.

Ganz anders sieht das bei den sogenannten Genussgiften aus. Aufputschmittel wie Koffein und Teein, wie sie in Kaffee, Tee und Cola enthalten sind, regen die Produktion von Stresshormonen an. Zwar werden wir davon erst mal so richtig wach. Doch nehmen wir zu viel davon auf, reagieren wir gereizt und können nur noch schlecht ein- und durchschlafen. Zu viel Zucker kann zu einem zu niedrigen Blutzuckerspiegel führen, auch hier sind Müdigkeit und leichte Erregbarkeit die Folge. Auch das Salz ist ein Stressfaktor für unseren Körper, denn es bindet Wasser in unserem Körper. Darauf reagiert der Körper irgendwann mit Bluthochdruck.

Nikotin verursacht eine vollständige Stressreaktion, weil es direkt die Adrenalindrüse (bildet das Stresshormon Adrenalin) anregt. Auch Alkohol wird zum Stressfaktor für unseren Körper, wenn wir zu viel davon aufnehmen. Depressionen, Leberschäden und Beeinträchtigung von Gehirn und Sinnesorganen sind die Folge. In geringen Mengen hingegen wirkt Alkohol jedoch durchaus entspannend. Die Menge bestimmt also, ob er zum Stressfaktor wird oder nicht.

Es kann also alles in unserem Leben ein Stressfaktor sein. Ob wir einen Einfluss auch so empfinden, hängt von uns selbst ab. Den Umgang mit Stress kann man lernen. Wichtig ist immer, dass man für einen Ausgleich sorgt, sich Zeit und Raum schafft, um sich zu entspannen und zu erholen. Ein gewisses Maß an Stress ist sogar sehr gesund, weil es uns zu Höchstleistungen anregt. Man spricht dann von positivem Stress. Auch die Aufregung und Vorfreude auf ein schönes Ereignis bedeutet für unseren Körper Stress, aber ebenfalls im positiven Sinne.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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