- Lexikon
- Biologie
- 2 Äußerer und innerer Bau von Organismen
- 2.7 Samenpflanzen (Blütenpflanzen)
- 2.7.2 Organe der Samenpflanzen
- Pflanzen, Insekten fressende
Fleisch fressende Pflanzen sind Pflanzen, die sich unterschiedlichen Lebensräumen und unterschiedlichen Klimazonen angepasst haben, allerdings werden ihre Lebensräume, wie Sümpfe, Moore und tropische Regenwälder, immer schneller vernichtet und damit auch alle Tiere, die an diese extremen Standorte angepasst sind. Daher unterliegen viele dieser Pflanzen dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen oder sind durch gesetzliche Regelungen der Länder geschützt.
Vertreter dieser Pflanzengruppe sind Sonnentau, Kannenpflanze und Venusfliegenfalle.
Rundblättriger Sonnentau
Der Sonnentau ist eine Insekten fressende Pflanze. Sie wurde bereits im Jahr 1544 als eine solche Pflanze erkannt und ist damit die erste Pflanze in der Geschichte, die als Fleisch fressend beschrieben wurde.
Der rundblättrige Sonnentau gehört zu den wenigen Fleisch fressenden Pflanzen, die in Deutschland wachsen. Er ist eine kleine, eher unscheinbare Pflanze, die in unseren Breiten sehr selten geworden ist. Die Pflanze wächst in Mooren und Feuchtgebieten. Da diese heute oft trockengelegt werden, ist der Lebensraum der Pflanze stark gefährdet und sie steht auf der Roten Liste, für vom Aussterben bedrohte Pflanzen. Den rundblättrigen Sonnentau findet man auf Torfmoos. Die Pflanze bevorzugt den typisch sauren Moorboden und die pralle Sonne. Wenn im Winter die Beleuchtungsdauer und Beleuchtungsstärke sinken, sterben die äußeren Blätter ab. Nur der innere Teil bleibt grün. Aus ihm entwickeln sich im Frühjahr wieder neue Blätter.
Der Sonnentau gehört zu den pfiffigsten Fallenstellern. Die Fangarme des Sonnentaus sind mit vielen Drüsen besetzt, die gestielt und ungestielt sind. Die Drüsen produzieren Schleim sowie Enzyme zur Verdauung. Die Fangarme üben dabei viele Funktionen gleichzeitig aus: Sie sind Lockmittel, ersticken die Beute und verzehren das Opfer anschließend. Die Beute des Sonnentaus sind Insekten. Sie werden durch die in der Sonne glänzenden Tröpfchen angelockt und bleiben am zähen Schleim kleben, wenn sie sich auf dem Blatt niederlassen. Das Hin- und Herzappeln bei Befreiungsversuchen veranlasst benachbarte Tentakel der Fangarme, sich in Richtung Beute zu biegen. Bei einigen anderen Sonnentau-Arten klappt das gesamte Blatt ein. So können die Insekten noch schneller verdaut werden.
Die Venusfliegenfalle ist wohl die bekannteste Fleisch fressende Pflanze. Sie hat eine ganz faszinierende Fangmethode entwickelt – mit zwei blitzschnell zusammenschlagenden Blatthälften fängt sie die Tiere ein.
Im Jahr 1769 wurde die Venusfliegenfalle von JOHN ELLIS (1710-1776) entdeckt. Man glaubte zunächst nicht, dass diese Pflanze die Tiere zu ihrem eigenen Nutzen verzehrt. Heute steht fest: Sie frisst tatsächlich Fleisch! Denn man findet nach der Verdauung nur noch Hartteile der Insekten in der Pflanze vor, das Fleisch wurde von Enzymen gespalten. Die Venusfliegenfalle resorbiert die Nährstoffe.
Die Venusfliegenfalle wächst ausschließlich in den Feuchtgebieten von North- und South-Carolina in den USA. Sie blüht im Frühjahr, und zwar bringt sie eine weiße Blüte hervor.
Man spricht beim Fangen und Verdauen der Beute zunächst einmal von 4 Stadien der Falle:
Die Falle ist offen. Die Pflanze „wartet auf Beute“. Mit den Fühlhaaren auf jeder Blatthälfte erfühlt die Pflanze die Beute. Aber sie schnappt nicht sofort zu, wenn die erste Berührung erfolgt. Sie wartet. Erst wenn in den nächsten 20 Sekunden dasselbe Fühlhaar oder ein anderes berührt wird, schnappt die „Falle“ endgültig zu.
Ist die Falle nach dem Beutefang geschlossen, ist das zweite Stadium erreicht. Jede Blatthälfte besitzt 14 bis 20 Zähne, die ineinandergreifen und so den Fluchtweg der Beute versperren. Beim Zappeln berührt das gefangene Insekt weitere Auslöseborsten. Dadurch wird die Falle immer enger zusammengepresst, das Beutetier wird eingequetscht. Hat die Falle das Insekt oder eine andere Beute eventuell verfehlt, oder das Tier konnte sich aus der Falle befreien, öffnet sich die Falle nach 1-2 Tagen wieder. Nur mechanische und chemische Reize lösen dann den Verdauungsvorgang aus.
Das ist das Stadium, in dem die Falle verschlossen bleibt und die Nahrung verdaut wird. Der Verdauungsvorgang dauert ca. 1 bis 2, manchmal auch 3 Wochen.
Ist der Verdauungsvorgang abgeschlossen, dann öffnet sich die Falle. Jetzt kann die Pflanze erneut Beute fangen, oder aber sie stirbt ab. Jede Falle stirbt nach ca. drei Verdauungsvorgängen oder nach etwa sieben Schließvorgängen. Da die Pflanze aus der verdauten Beute neue Nährstoffe gewinnt, ist sie in der Lage neue Fangblätter zu bilden.
Die Kannenpflanze ist in den tropischen Zonen unserer Erde beheimatet. Die exotischen Fangbehälter, die Kannen, gaben Anlass zu den tollsten Vermutungen. Man sagt, dass in den Kannen schon kleine Affen und kleinere Nagetieren gefangen wurden. Der große Schlund der Kanne scheint diese Vermutungen auch zu forcieren.
Die Kannenpflanzen sind Kletterpflanzen. Bis über 15 m klettern sie hoch hinaus. Übrigens war es CARL VON LINNÉ, der 1753 der Kannenpflanze ihren heute wissenschaftlichen Namen (Nepenthes) gegeben hat.
Die Kannenpflanzen locken ihre Opfer durch Nektargeruch, auffällige Farbkontraste, blütenähnliche Farben u. Ä. in das Falleninnere. Ist die Beute erst einmal im Inneren der Kanne, gibt es kein Entrinnen mehr: die Wände sind glatt und auf dem Grund der Kanne befindet sich eine Flüssigkeit, die die Beute verdaut.
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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