Orientierungsverhalten

Lebewesen orientieren sich in Zeit und Raum. Dabei müssen ihre Verhaltensweisen auf bestimmte Umweltreize ausgerichtet werden, damit sie ihr Ziel erreichen. Man unterscheidet zwischen räumlicher und zeitlicher Orientierung.

Die räumliche Orientierung

Die einzelnen Tierarten sind an verschiedene Umweltbedingungen angepasst. Sie haben dadurch Verhaltensweisen entwickelt, die es ihnen ermöglichen, meist zu einer bestimmten Jahreszeit, in die entsprechende Umwelt (räumliche Orientierung) zu gelangen. Verhaltensweisen sind u. a. Pilotieren, Kompassorientierung und Navigation.
Pilotieren bedeutet, dass Tiere von einer vertrauten Stelle zur nächsten wandern.
Orientieren sich Lebewesen mithilfe der Kompassorientierung, nehmen sie die Himmelsrichtung wahr und bewegen sich geradlinig zum Ziel.
Bei der Navigation bestimmen die Tiere zur Himmelsrichtung noch den eigenen Standort.

Viele Tiere nutzen neben dem Sonnenstand auch das Magnetfeld der Erde. Tauben messen die Intensität des Feldes mithilfe von kleinen Eisenoxidmolekülen in ihrem Schnabel und können so jederzeit die Richtung festlegen, in die sie fliegen müssen. Zusätzlich orientieren sie sich an auffälligen Landschaftsmerkmalen.

Viele einheimische Vögel verlassen als Schwarm im Herbst ihre Brutgebiete. Den Weg in ihre Überwinterungsgebiete in Afrika finden sie mithilfe der Kompassorientierung und der Navigation. Dort ist es warm und sie finden genügend Nahrung. Die Vögel, die Wanderungen in andere Brutgebiete, südlichere Ländern oder Kontinente zurücklegen, nennt man Zugvögel. Der Rückflug erfolgt im Frühjahr. Bachstelzen (rote Linie) überwintern beispielsweise in Nordafrika und der Kuckuck (grüne Linie) in Mittelafrika. Die Rauchschwalbe fliegt bis nach Südafrika und fliegt einen anderen, kürzeren Rückweg.

Als Zugverhalten bezeichnet man die regelmäßigen Wanderungen von Tieren über sehr große Entfernungen.
Beispiele dafür sind die alljährlichen Vogelzüge bzw. Wanderungen der Wale.
In den Vogelschutzwarten vieler Länder werden Vögel beobachtet, gefangen und beringt. Vogelringe geben Auskunft über Ort und Zeit der Beringung, nachdem der Vogel wieder freigelassen wurde. Wird ein solcher beringter Vogel gefunden, kann man durch den Vergleich des Fundortes mit den Ringinformationen den Wanderweg bestimmen. Große Vogelschutzwarten gibt es in Deutschland z. B. auf Hiddensee, Helgoland und am Bodensee.

Die zeitliche Orientierung

Die zeitliche Orientierung ist vor allem bestimmt durch den Wechsel von Tag und Nacht, damit verbunden ist der Wechsel von Licht und Dunkelheit. Dieser Faktor beeinflusst die Aktivität bzw. die Ruhe von Lebewesen. Nach dem Wechsel von Licht und Dunkelheit kann man Lebewesen in drei Gruppen einteilen, nämlich in tagaktive, nachtaktive und dämmerungsaktive Lebewesen.
Ein Vorteil der zeitlichen Orientierung ist z. B. der konkurrenzlose Futtererwerb. Denn damit können verschiedene Tierarten zu unterschiedlichen Zeiten dieselbe Nahrung fressen.

Ein Beispiel für die zeitliche Orientierung ist der Gesang der Vögel. Er wird im Frühling durch die Tageszeit bestimmt. Wann dabei eine Vogelart zu singen beginnt, hängt u. a. von der Witterung ab. Die Reihenfolge ist aber beständig. Deshalb spricht man im Volksmund auch von einer „Vogeluhr“. Der Gartenrotschwanz beginnt mit seinem Gesang sehr früh, dann folgen Amsel, Rotkehlchen, Kohlmeise, Zaunkönig, Buchfink und Grünfink. Der Langschläfer unter den einheimischen Vögeln ist der Star.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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