IQ, Intelligenzquotient

Zur Messung intellektueller Begabung wurde 1912 von WILLIAM STERN der Begriff Intelligenzquotient (IQ) eingeführt. Er ist damit eines der ältesten Maße für intellektuelle Begabung.
WILLIAM STERN testete Schüler verschiedener Altersstufen. Er verwendete in seinem Intelligenztest für jede Altersstufe Aufgaben, die Schüler des entsprechenden Alters im Allgemeinen lösen konnten. In dem Test begannen die Schüler zunächst mit den Aufgaben der untersten Altersstufe und arbeiteten sich so lange hoch, bis sie die Aufgaben nicht mehr lösen konnten. Kam dabei beispielsweise ein 18-Jähriger nur bis zu den Aufgaben der 16-Jährigen, war er für sein Alter unterdurchschnittlich intelligent. Kam er aber bis zu den Aufgaben, die eigentlich für 21-Jährige bestimmt waren, war er überdurchschnittlich intelligent.
Um die Ergebnisse berechenbarer zu machen, bildete STERN den Intelligenzquotienten: Er teilte das den gelösten Aufgaben entsprechende Intelligenzalter (IA) durch das tatsächliche Lebensalter (LA) der getesteten Person. Um Nachkommastellen zu vermeiden, wurde das Ergebnis später mit 100 multipliziert.

Entwicklungsetappen und Probleme

Im Laufe der Zeit wurden die Probleme mit dieser Berechnungsgröße immer deutlicher. Deshalb ging man dazu über, den IQ als Abweichung einer Person vom Mittelwert ihrer Altersgruppe zu definieren. Dabei vermied man dann aber das Intelligenzalter. Allerdings blieb der Begriff IQ bis heute erhalten.
Ein neues Problem trat bei dieser Betrachtungsweise des IQ auf: Man kann Abweichungen von einem Mittelwert in der Statistik vielfältig ausdrücken. Die meisten IQ-Skalen haben ihren Mittelwert bei 100, aber sie sind verschieden gestreckt.
Beispiel: Ein IQ von 130 markiert in einer Skala vielleicht die Grenze zu den oberen 2 %, in einer anderen liegen unter Umständen 10 % der Bevölkerung noch darüber. Deshalb sagt die Nennung eines IQ-Werts allein überhaupt nichts aus. In den Vereinigten Staaten werden z. B. Tests eingesetzt, deren Skalen bis weit über 200 hinausgehen: Boulevardmeldungen von Rekord-IQs sind daher mit Vorsicht zu genießen.

Intelligenztests – ihre Anwendungen und ihre Grenzen

Intelligenz wird in der Regel mithilfe von Intelligenztests gemessen. Intelligenztests sind meistens so angelegt, dass einzelne Intelligenzfaktoren durch eine Reihe von Aufgaben verschiedener Schwierigkeitsgrade gemessen werden. Intelligenzfaktoren sind z. B. Wahrnehmungsgeschwindigkeit, Raumvorstellung, Sprachverständnis, logisches Denken, Rechenfähigkeit und Gedächtnisleistungen. Je mehr Aufgaben innerhalb einer festgelegten Zeit gelöst werden, desto höher ist die Ausprägung des betreffenden Intelligenzfaktors. Man kann auf diese Art zwei Dinge erkennen:

  1. den Gesamtintelligenzquotienten (IQ); er gibt an, welchen Rangplatz die Person innerhalb der Vergleichsgruppe einnimmt;
  2. das Intelligenzprofil; daran kann man einzelne Stärken und Schwächen der Intelligenz erkennen.

Intelligenztests werden in fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens eingesetzt, zum Beispiel in der Schulberatung oder in der Berufsberatung. Ein großer Nachteil besteht allerdings darin, dass sie kein richtiges Bild der gesamten Begabungen des Menschen vermitteln können. Kreativität, schöpferisches Erfinden, soziale Fertigkeiten und künstlerische Fähigkeiten werden nicht mit einbezogen, obwohl sie für den Lebenserfolg von größter Bedeutung sind.

Die Ergebnisse der Intelligenztests hängen außerdem von der jeweiligen Testsituation ab, von den Motiven der getesteten Personen sowie von deren Prüfern.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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